Wie geht ihr mit Abschied nehmen um?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich habe letztes Jahr im Januar erfahren, dass sich meine Ex-Freundin suizidiert hat mit 39. Wir waren zu dem Zeitpunkt schon 3 Jahre auseinander. Trotzdem war ich traurig, wir waren ja immerhin 15 Jahre zusammen.2 Wochen später erhielt ich die Nachricht, dass auch ihre Mum an Krebs verstorben ist.

Die Trauer um diese beiden Menschen war am Anfang größer und kommt auch jetzt immer Mal vorbei, aber sie ist nicht mehr so intensiv. Geholfen bei der Trauer hat mir, dass ich viel mit meinen Eltern und meiner Tante und einer Freundin darüber reden konnte.Das hat sehr geholfen, dass sie mir zugehört haben.

Was mir bei der Trauer auch geholfen hat war mich abzulenken, indem ich zum Beispiel weiter zur Schule und zur Arbeit gegangen bin. Schule und Arbeit in der Ausbildung waren in dem Moment so etwas wie eine Therapie für mich.Eine Therapie mit Examen.:)

Was mir auch geholfen hat war, dass ich mir auch Mal was Gutes gegönnt habe wenn ich mal einen traurigen Tag hatte. Zum Beispiel Sport, eine Massage buchen, etwas schönes kochen und essen, Selbstbefriedigung, eine schöne warme Dusche usw

Was mir auch geholfen hat war, dass ich meine Gefühle auch zugelassen und nicht weggedrückt/ weggetrunken habe.

Ich habe meiner Ex-Freundin und ihrer Mum eine Gedenkseite eingerichtet, auf die ich gehen kann wenn mir danach ist. Das gestalten der Seiten hat mir sehr dabei geholfen mit der Trauer umzugehen.


Goodnight  19.02.2023, 09:21

Tolle Antwort!

Das hast du sehr gut gemacht. So wird es tatsächlich auch in der Sterbebegleitung und Trauerarbeit empfohlen.

Offenbar hattest du auch die richtigen Menschen um dich. Auch ein Geschenk!

Ganz wichtig finde ich, dass du gemerkt hast, dass es auf verschiedene Wege gibt die einem dabei gut tun.

So mancher kann sich aber gar nicht darauf einlassen.

Was man zulassen kann und was nicht ist sehr unterschiedlich und hängt auch von den verschiedenen Trauerphasen ab, die man durchläuft.

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Schauspieler691  19.02.2023, 09:54
@Goodnight

Danke für das Feedback:) Ja das stimmt mit den Trauerphasen. Ich habe beschlossen dieses Jahr eine Weiterbildung zu machen zum Trauerbegleiter

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Goodnight  19.02.2023, 10:02
@Schauspieler691

Sehr gerne! :-)

Finde ich eine gute Idee, wenn das Leute machen, die diese Situationen aus eigener Erfahrung kennen.

Nur theoretisches Wissen, das Trauernden überheblich übergestülpt wird, ist in der Trauer sehr schmerzhaft und hindert erst recht am Verarbeiten.

Ich wünsche dir von Herzen auf deinem neuen Weg viele Offenbarungen! LG

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Ja. Hat 10 Jahre gedauert. Das Schlimmste waren aber meine Mitmenschen die mich nach ein paar Monaten fragten warum ich IMMER noch nicht abgeschlossen habe damit. Menschen wollen sich schnellstmöglich nicht mehr damit beschäftigen warum Andere vllt traurig sind. Schlimmer ist aber, dass sie einem nichtmal die Zeit geben das für sich selbst zu regeln. Da muss einem eingeredet werden, man wäre nicht normal.

Ja natürlich, mit zunehmendem Alter bleibt das nicht aus.

Etwas vom Beeindruckensten war für mich, wenn Eltern sterben und man nicht traurig ist.

Die Erkenntnis, dass man als Kind bereits seine Eltern verloren hatte obwohl sie erst viele Jahre später gestorben sind, aber keine Trauer bei ihren Kindern hinterlassen, kann man kaum jemandem nahe bringen.

Respektlose Vorwürfe bleiben dann auch nicht aus. Bezeichnend am schlimmsten von den Leuten die immer weg gesehen oder einem über Jahre bedrängt haben Verständnis für vernachlässigende Eltern zu haben. Das obwohl wir Kinder uns nie getraut hätten jemandem davon zu erzählen.

Aber ja ich kenne auch wie niederschmetternd es ist Menschen zu verlieren denen man sehr nahe stand. Ganz schlimm waren und sind für mich auch die Verluste meiner Hunde.

In Trauer suche ich oft das Wasser. Am Fluss spazieren zu gehen und zu sehen wie das Wasser fliesst oder an einem tosenden Wehr oder Wasserfällen zu stehen und die Kraft der Naturgewalten zu spüren ist irgendwie versöhnlich. Lässt auch Demut zu. Auch die Erkenntnis wie wenig wir doch eigentlich wissen und lenken können.

Ein heisser Tee und eine Wärmflasche auf den Oberbauch legen beruhigt das aus dem Gleichgewicht geratenen Nervengeflecht.

Auf Menschen zu treffen die stumm verstehen und einfach da sind, ist etwas ganz Wertvolles und Heilendes.

Oft sind das fremde Menschen. Mag daran liegen, dass sie keine Vorurteile dem Trauernden gegenüber haben. Sehr wohl aber erkennen, was dieser Mensch gerade braucht.

Dass solche Menschen da sind, wünsche ich von allen Trauernden.

Obwohl man es nicht unterschätzen sollte, dass es auch gut sein kann, wenn keiner da ist, dass man wieder zu sich selber findet.

Oftmals können wir uns gar nicht entscheiden, ob wir alleine sein wollen oder dass jemand bei uns ist.

Gar nicht einfach mit dem Durcheinander der Gefühle umgehen zu können.

Was wir immer brauchen ist Zeit. Nicht umsonst spricht man von einem Trauerjahr.


Waldzwerg33 
Fragesteller
 19.02.2023, 17:10

Danke für die Antwort.

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Ich habe auch schon andere Menschen verloren.

Das hilft mir:

Man kann mit einem Menschen reden. Es gibt im Internet und über das Telefon kostenlose Seelsorge. Falls Du noch zur Schule gehst: Gibt es an Eurer Schule vielleicht einen Vertrauenslehrer? Dann kannst Du auch mit diesem reden.

Ich bin Christ. Der Glaube hilft bei Trauer vielen Menschen. Wenn Du einiges wissen möchtest, was mich überzeugt, dass es Gott und ein Leben nach dem Tod gibt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.

Alles Gute