Wie gehen Männer damit um, dass sie 50 oder mehr Jahre Vollzeit arbeiten müssen?

11 Antworten

Ich hätte immer lieber weniger Geld verdient und wäre dafür gerne 1-2 Tage bei den Kindern geblieben. Da ich Lehrer bin, wäre das gut möglich gewesen. Meine Frau wollte das ganz klar nicht. Das war für mich in Ordnung, solange ich das Gefühl hatte, sie schätzt das, dass ich das Geld verdiene. Ich schaute, dass ich an den Abenden und an den Wochenenden viel Zeit mit der Familie verbringen konnte. Oder mit den Kindern alleine, wenn mein Frau noch für sich etwas machen wollte.

Unbefriedigend wurde es, als meine Frau sich immer mehr beschwerte, wie stressig sie es habe. Sie arbeitete da 30%, während die Kinder in der Schule waren. Ich zeigte lange Verständnis. Aber irgendwann sagte ich: "Weisst du, wir können die Rollen sofort tauschen." - Das war ihr zu viel. Sie verlangte die Trennung.

Nun sind wir getrennt und sie ist noch mehr gestresst. Ich bin Abends nicht mehr da, um sie zu entlasten und um den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen. Ich arbeite nach wie vor 100%, aber ich sehe keine Wertschätzung dafür. Theoretisch müsste nun meine Frau mehr arbeiten und verdienen. Aber das tut sie nicht. Und ich stehe vor der Wahl:

  • Soll ich die Nachhilfe zahlen, die ich früher selbst gegeben habe, oder sind die Kinder nun einfach schlechter in Mathe?
  • Soll ich den Eintritt ins Schwimmbad zahlen oder gehen die Kinder jetzt nicht mehr mit ihren Freundinnen schwimmen?
  • Soll ich die Zugbillette zahlen oder sehe ich die Kinder praktisch nicht mehr?
  • Soll ich den Vorbereitungskurs für die Berufsschule zahlen oder schaffen sie die Aufnahmeprüfung eben nicht?
  • ...

Nach Vereinbarung sind das alles Sachen, die ich mit den Alimenten eigentlich schon bezahlt habe. Aber das Geld würde eben nur dann reichen, wenn meine Frau so viel arbeiten würde, wie andere Mütter auch. Wenn ich's nicht zahle, sitzen die Töchter eben zu Hause am Handy.

Ich denke: Männer fühlen sich wohl in ihrer Rolle, solange sie Wertschätzung spüren. Das ist der Deal. Aber jeden Tag eine Stunde früher aufstehen als die Frau, sich bis am Abend von einem schlecht gelaunten Chef herum kommandieren lassen und sich am Abend erzählen lassen, wie die alten weissen Männer seit Jahrtausenden die Frauen unterdrücken, das nervt.

Karli123125  06.07.2023, 13:01

Ich finde deine Erfahrungen super spannend. Ich bin selbst eine Frau und mit meinem Partner gerade bei der Familienplanung... Ich habe ehrlich gesagt, total Angst vor der Doppelbelastung als Mutter und (später dann) Berufstätige. Ich möchte für meine Kinder da sein, aber auch nicht abhängig sein. Manchmal beneide ich Männer, weil sich für sie gefühlt weniger ändert...

Aber wenn einem Mann wirklich was an seinen Kindern liegt, wie bei dir, ist das gar nicht so. Auch ihr werdet abhängiger von der Frau und ihrem Verhalten. Und gebt viel auf... Mein Partner ist toll und wünscht sich Kinder schon länger wie ich. Ich hoffe er wird so ein engagierter Vater, wie du es bist.

Alles Gute für dich und deine Kinder!

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diderot2019  06.07.2023, 13:14
@Karli123125

Dann schau, dass du möglichst früh wieder Teilzeit in deine Arbeit zurück kehrst. So verlierst du den Anschluss nicht und dein Mann kann sich in die Rolle des Kinderbetreuers einleben.

Für viele Frauen ist es schwierig, die Kinder loszulassen und die Verantwortung abzugeben. Dann zieht sich der Mann eben dem Frieden zuliebe aus der Verantwortung zurück und die Frau sorgt alleine mit den Kinder.

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Mal abgesehen davon, dass nicht jeder arbeitende Mensch einen meckernden Chef, der ihn drangsaliert:

Menschen arbeiten, um sich einen vernünftigen Lebensstandard zu ermöglichen. Um ihre Kinder und ihre Frau zu finanzieren, die keinen Bock auf Arbeit hat. Um ihren Kindern nicht sagen zu müssen, dass sie zu Hause bleiben müssen, während all ihre Schulfreunde in den Urlaub fahren. Um beim Einkaufen nicht jeden Cent 3x umdrehen zu müssen.

Und dann soll es noch Menschen geben, die tatsächlich gerne arbeiten, weil sie einen Sinn in dem sehen, was sie tun. Weil sie z.B. gerne Kontakt zu anderen Menschen haben, Abwechslung mögen, gerne gefordert werden, Erfolge genießen, stolz auf das sind, was sie leisten und sich mit ihrer Hände arbeit aufbauen.

Nebenbei habe ich beruflich mit vielen alten Frauen zu tun, die dieses Modell noch ganz selbstverständlich gewählt haben. Die leben jetzt von Grundsicherung und teilweise Pflegewohngeld, sind schlicht und ergreifend verarmt und bereuen, dass sie nicht wirklich viel erlebt haben. Meins wäre das nicht.

Abgesehen davon das Ich keine Kinder möchte und dies moralisch auch verwerflich finde in diesen Zeiten ein Kind auf die Welt zu setzen...

Als Mann würde Ich auch in Elternzeit gehen.

Als Mann würde Ich definiv nicht mehr Voll arbeiten , mein Kind soll auch was von mir haben. Die Frau kann auch arbeiten gehen .

Und mit auschlafen und durchschlafen kannst du die ersten 3-4 Lebensjahre auch vergessen.

Dir ist schon klar, dass du mit einem Kind gar nicht mehr ausschlafen wirst?

Die kommen (oft) mehrmals pro Nacht und um 5 war bei meinen die Nacht vorbei...und da gibt es auch kein Wochenende

Vorerst möchte ich mich allein schon dafür bei dir bedanken, dass du das Problem überhaupt ansprichst. Es benötigt viel Empathie und viel Reflexion für eine moderne Frau, um über die Probleme der Männer von heute ernsthaft nachzudenken.

Nun zu deiner Frage: Die meisten gehen damit so um, dass sie ihr bestes tun, um über die Zukunft so wenig, wie es nur geht, nachzudenken. Sie stecken sozusagen "den Kopf in den Sand". Denn tief in der Seele (falls sie noch vorhanden ist) verstehen sie, dass es in Wirklichkeit kein richtiges Leben ist, wenn der heutige Tag auf der Arbeit genauso wie der gestrige oder der morgige aussieht.

Die anderen denken sehr wohl über die Zukunft nach, belügen sich aber selbst, indem sie sich selbst "versprechen", dass wenn sie jetzt "hart genug anpacken", sie dann später "endlich leben können". Die meisten schaffen dies nicht und diejenigen, die das schaffen, zahlen einen so hohen Preis dafür, dass sie es dann gar nicht mehr richtig genießen können.

Ich gehöre eher zu der letzteren Gruppe. Ob ich mich aber selbst tatsächlich belüge, oder mein Versprechen an mich selbst, dass es nicht immer so bleiben wird, reell ist, weiß selbst ich nicht. Jedenfalls habe ich das "kleinere Übel" gezogen, sodass der Job mir hin und wieder mal Spaß macht (aber natürlich bei weitem nicht immer) und es mir umso schwerer fällt, irgendwas zu ändern.

TraderJoe455  19.02.2024, 07:26

Du hast so eine gute Reflexion und ich hatte Hoffnung...

Aber der letzte Absatz hat dann unterstrichen, dass du einer der größten Loser bist. Du WEIßT was du zu tun hast und WEIßT dass du dich belügst und änderst DENNOCH nichts daran. Das regt sogar mich total auf. Wie kann man nur so leben wollen???

Es gibt übrigens noch eine 3. Gruppe, das sind Leute, die ihre Träume jagen, zu denen gehöre ich. Mit 18 direkt Selbstständig und es lebt sich Prima.

Aber du kriegst den Arsch nicht hoch OBWOHL du verdammt nochmal weißt, was zu tun wäre. Was ist falsch mit dir???

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