Wenn ein Autounfall passiert und jemand schwer verletzt ist, kann ein Notarzt mit dem Zeug im Notarztauto so betäuben, dass er keine Schmerzen hat?

7 Antworten

Von Experte iwaniwanowitsch bestätigt

Theoretisch ja.

In der Praxis haben starke Medikamente aber eben auch starke Zusatzwirkungen. Bei Schmerzmitteln ist das oft eine Einschränkung des Atemreflexes und des Bewusstseins. Der Übergang zum Narkosemittel ist fließend bzw. bei einzelnen Wirkstoffen nur eine Frage der Dosierung. Da eine versehentliche Narkotisierung durchaus gefährlich werden kann (es droht z.B. Erstickungsgefahr), wird eben auch mal ein Punkt erreicht, an dem man aus Sicherheitsgründen nicht noch mehr Schmerzmittel geben kann.

Außerdem möchte man im Krankenhaus möglichst nicht den ganzen Körper eine hohen Strahlenbelastung aussetzen, indem man alle erdenklichen Körperteile röntgt oder ein Ganzkörper-CT fährt. Wenn der Patient sich nicht äußern kann, hat man keine andere Wahl... aber wenn man den Patienten fragen kann "wo tut es weh?", wird man sich auf die schmerzenden (und die offensichtlich verletzten) Körperteile konzentrieren und "unauffällige" Körperteile eher außen vor lassen. Im dümmsten Fall wird dann ein Körperteil, in dem der Patient keine Schmerzen hat, nicht geröntgt und z.B. eine Fraktur nicht entdeckt. Es ist also nicht unbedingt zielführend, dass der Patient gar keine Schmerzen mehr verspürt.

Es wird deshalb oft "nur" eine deutliche Reduktion der Schmerzen angestrebt, auf ein Ausmaß das der Patient gut aushalten kann.

Klar, wenn es die Umstände erlauben (Atemwege sicher, vital bedrohliche Blutung unter Kontrolle, Sauerstoffgabe möglich, PVK liegt sicher, Monitoring möglich, keine Kontraindikationen) steht einer Sedierung/Analgesie mit zum Beispiel Midazolam/Ketanest oder Opiaten nichts im Wege. Diese Therapie nimmt nicht nur Schmerzen, sondern durch die Sedierung auch Stress und Angst.

Selbstverständlich geht nur eine flache Sedierung, eine Schutzintubation ist bei eingeklemmten Patienten (ich beziehe mich jetzt Mal auf Verkehrsunfälle) fast nicht möglich, der Patient muss also selbstständig atmen und sein Schutzreflexe behalten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ja. Die in einem Notarzteinsatzfahrzeug vorhandenen Medikamente erlauben vielfältige Behandlung von Schmerzen. Dies reicht von einer einfachen Schmerzlinderung durch mehr oder weniger stark wirksame Medikamente (Metamizol über Piritramid bis hin zu Sufentanil), eine kurzzeitige Ausschaltung des Schmerzempfindens und des Bewusstseins, z.B. zur Rettung aus einem Fahrzeug oder Richten von Brüchen (z.B. mittels Esketamin und Midazolam) bis hin zur vollständigen Narkose inklusive künstlicher Beatmung und allem. Welche "Eskalationsstufe" angewandt wird, entscheidet der Notarzt je nach Schwere der Verletzungen und sonstigen Symptomen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Der spritzt dich weg, da merkst Du nix mehr.

Das hängt natürlich von der Schwere der Schmerzen ab. Er wird den Patienten nicht ins Koma legen, wenn du das meinst. Aber einfache Schmerzmittel bekommt man schon verabreicht, wenn notwendig.