Welcher Umgang ist mit einer Person am besten die an Demenz erkrankt ist?

2 Antworten

Demenz ist eine sehr abstrakte Krankheit. In meiner Familie betrifft es meine Großmutter und den Opa meiner Frau. Auch auf Arbeit habe ich des öfteren mit Menschen zu tun, die an Demenz erkrankt sind.

Das wichtigste auf jeden Fall, die Person in ihren Sorgen, Bedürfnissen und Anliegen ernst nehmen. Dazu gehört auch mitunter eine gewisse Bereitschaft zu schauspielern bzw. eine Rolle anzunehmen. Wenn sie der Meinung ist, die Lockenwickler wurden ihr untergejubelt, dann werdet ihr sie nicht vom gegenteil überzeugen können. Immer erstmal in die Person reinfühlen, da dies in diesem Moment ihre Realität IST.

Man könnte gemeinsam mit ihr auf Ursachenforschung gehen - wer könnte denn die Gegenstände ihr zugesteckt haben und warum?

Vlt. gibt man auch einfach zu, dass man es getan hat. "Wir dachten die gehören dir, du hattest doch mal ähnliche." Dies setzt auch eine gewisse Kreatitität voraus, klar.

Wichtig ist, dass da alle mitziehen, die mit ihr Kontakt haben. Es wird immer gute und schlechte tage geben und sich immer neu darauf einzustellen kostet enorm kraft und Nerven. Aber der Person ihre krankheitsbedingte Realität absprechen verschlimmert nur noch alles und verstärkt Weglauftendenzen.

Empfehlen zum Thema kann ich auch dieses Buch:

https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/der-alte-koenig-in-seinem-exil/978-3-446-23634-9/

Hier schreibt Arno Geiger über den Alltag mit seinem dementen Vater.

Dieser kann anstrengend, aber auch überraschend und lusitg sein.

Viel Erfolg und alles Gute!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Maria0104 
Fragesteller
 16.04.2020, 13:55

Dankeschön, für deine Antwort.

Wie ich der Situation verhalten soll mit ernst nehmen, zustimmen... machen wir ja alle und ich kenne mich krankheitsbild aus, aber Familie ist halt doch schwieriger zu verkraften... Uns fehlt halt die Nerven wir können das nicht so verarbeiten gibt es da irgendwelche Ratschläge?

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Noob4Life  17.04.2020, 11:34
@Maria0104

Dann wendet euch doch mal an die Krankenkasse bzw. den behandelnden Arzt. Es gibt für Demenzerkrankte Teilzeitpflegekräfte, die sich auch kognitiv mit den Patienten auseinandersetzen. Sozusagen eine Tagesförderung. Das sind Profis und die sind emotional nicht so befangen. Sicher kann dies auch nur einen Teil auffangen, aber vlt. gibt das euch die Möglichkeit durchzuatmen und Kraft zu tanken. Zumal eine Person von außen ja immer noch einen ganz anderen Blick auf die Situation hat.

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So hart wie es sich für Dich, für Euch vielleicht anhört oder anfühlt, schaut Euch nach einer geeigneten Unterbringung in einem Altenheim mit einer Demenzstation um.

Alternativ vielleicht eine Tagespflege. Sprecht mit dem Arzt und bittet um Unterstützung.

Einen dementen Angehörigen zu Hause pflegen, das hält die Familie, bei allem guten Willen, nur begrenzt durch. Das Krankheitsbild wird leider auch nicht besser und falls es noch schlimmer wird und der Angehörige gar orientierungslos verschwindet, sollte man sich bei Zeiten um einen guten Platz kümmern, den man dann leider auch mal ganz schnell braucht.

Ich wünsche Euch alles erdenklich Gute und der Omi kein langes Leiden - es ist übrigens bei dementen Menschen zielführender, wenn man einfach zustimmt. Wenn sie also behauptet, dass ihr diese Dinge nicht gehören, dann bedankt man sich und packt die Sachen einfach weg. Überzeugungsarbeit, so gut sie auch gemeint ist, ist hoffnungslos und raubt beiden Seiten nur die Kräfte....

Woher ich das weiß:Berufserfahrung