Was spricht gegen 2030 klimaneutral, anstatt 2045?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es ist nicht realistisch machbar, da Kapazitäten bei Produktion etc. fehlen.

Natürlich kannst Du versuchen gegen 'koste es was wolle' den Weltmarkt an bestimmten Dingen leerzukaufen - nur das wiederum torpediert ja andere bei ihrer Umsetzung.

Die notwendigen Steigerungen für 2030 schaffst Du nicht über Nacht, die Zeit die dafür vergeht, setzt dann eine noch größere Steigerung voraus usw. usf. .

Was viele nicht bedenken: Selbst ein einfacher Rampup benötigt Monate.

Ein anderes Problem, es müssen auch die Vorprodukte über die Kette möglichst nachhaltig werden, vorzugsweise natürlich bevor man die Produktionsraten steigert.

Der Termin 2045 ist schon sehr unrealistisch. Um das realistisch zu schaffen, müßte man einige Kernkraftwerke bauen. Zusätzlich benötigt man Speicher für den überschüssigen Strom aus Sonne und Wind. Da gibt es Konzepte, aber noch nichts marktreifes, was gesellschaftlich umsetzbar ist in Deutschland. Neue Staudämme sind für die Grünen ja ein Nogo. Andere Idee, z. B. geologische Speicher, sind teuer und dauern lange in der Umsetzung. In Deutschland jahrzente. 🙈

Lies dir mal den Gesetzesvorschlag durch, der heute zur Abstimmung steht:

  • Mieterhöhungen wegen energetischen Sanierungen soll das Land Berlin bezahlen - bis 2050!
  • Energieerzeugung und -verteilung nur noch "klimaneutral" und "sicher", aber nicht mehr "preisgünstig"

Die aktuelle Kostenschätzung liegt bei dem 3fachen des Jahreshaushalts des Landes Berlin in den 7 Jahren bis 2030.

Natürlich kann das chronisch klamme Berlin diese Ausgaben nicht - zahlen sollen dann die anderen Bundesländer dank Länderfinanzausgleich!

Eigentlich gibt es nur ein Problem: das Recht.

Um Berlin bis 2030 klimaneutral zu machen, müsste die Stadt ab 2030 alle Öl- und Gasheizungen verbieten. Nach deutschem und EU-Recht sind sie aber bis 2045 noch erlaubt. Dagegen kann Berlin kein Verbot aussprechen.

Das Ziel muss also sein, trotz starker Emissionen Klimaneutralität zu erreichen. Wir haben genau 2837 Tage Zeit.

Das klingt ein bisschen länger als weniger als 8 Jahre.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – 1972 in Berlin geboren und bis heute hier wohnhaft

Es ist in keinster Weise realistisch das man das irgendwie schaffen könnte.

Das ist das Gegenargument.

Obendrein reichen aktuelle Maßnahmen nichtmal ansatzweise für 2045. Allein dafür müsste schon VIEL mehr gemacht werden.


Gruselpudel  26.03.2023, 14:35

Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht, dass uns der Gewaltakt eines offensichtlich zum Scheitern verurteilten Vorhabens alle unseren Wohlstand kosten wird (damit meine ich nicht Luxusautos, sondern die Basis für unser normales Leben) und ganz nebenbei in der Welt diejenigen Staaten nach oben spült, die sich den Kuchen nehmen, den wir verschenken und selbst keinen Deut von ihrem Plan abrücken, so dass wir am Ende beides haben: dieselben Klimaschäden und das eigene zerstörte Haus :(

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Lukokai 
Fragesteller
 26.03.2023, 14:41

Kannst du vielleicht ein Beispiel nennen, welches Vorhaben am unrealistischsten ist? Klimaneutral ist ja sehr vielschichtig.

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Asporc  26.03.2023, 14:53
@Lukokai

Es geht nicht um einzelne Vorhaben sondern darum das du mit einem Kieselstein keinen Panzer zerschießen kannst.

Das was wir aktuell machen ist ungefähr einen Kieselstein zu nehmen und den auf den "Panzer" Klimwandel zu werfen.

Mit diesem Kieselstein bekommst du nichtmal in den ersten PKW der welt eine Beule rein. Aber wir gehen davon aus das man damit einen aktuellen Kampfpanzer aufhält.

Es gibt für 2022 einen Etat von 2 Milliarden für den "Umweltschutz". Und die Zahl ist noch massiv geschönt da über die Hälfte des Geldes für die Lagerung von Atommüll und der Sicherheit von Atomkraftwerken ausgegeben wird.

Damit man überhaupt anfangen kann auch nur die Grundlagenuntersuchungen voran zu treiben was man überhaupt bräuchte um eine Klimaneutralität für 45 zu erreichen fehlen da schonmal 2 nullen bei der Finanzierung.

Und das braucht man nur um einen "Fahrplan" zur Klimaneutralität zu erstellen. Danach käme dann die Umsetzung.

Aktuell ist es so das wir bereits viel mehr geld für die aktuellen Klimaschäden ausgeben müssen (wie z.B. gesteigerte Lebensmitteklosten "dank" schlechter ernten oder Reparaturkosten "dank" überschwemmungen) als für die Beseitigung der Ursachen der Schäden.

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Gruselpudel  26.03.2023, 14:57
@Lukokai

Wir wollen weg vom Atom, vom Gas und von der Kohle. Aber wir brauchen Strom ohne Ende für Wärmepumpen in 40 Mio Haushalten und für Autos von 80 Mio Bundesbürgern. Und natürlich für die Industrie. Alles aus Sonnen-, Wasser und Windkraft. Aha. Wie viele Anlagen werden wir da noch brauchen? Und was soll das kosten? Und das wird dann von Leitungsnetzen übertragen, die vor Jahrzehnten geplant und ausgebaut wurden für einen Bruchteil des dann fließenden Stroms. Was muss da noch nachgebaut werden in welcher Zeit und zu welchen Kosten?! Und diese Leitungen dürfen jede Sekunde nur minimal von 50 Hz abweichen, nach oben wie nach unten, sonst bricht das Stromnetz ganz zusammen. Sonnen-, Wind- und Wasserkraft sind aber die unplanbarsten Stromträger/wetterabhängig. Gigantische Batterien, um da ausreichend "einzulagern" sind kosten- und entwicklungstechnisch Science Fiction. ... Reicht das erstmal?

aktuelle Netzfrequenz in Echtzeit mit Auswirkungen siehe hier: aktuelle Netzfrequenz (47,5-52,5Hz) - Netzfrequenz.info

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Asporc  26.03.2023, 15:02
@Gruselpudel

Kurzflristige Energiespeicherung ist möglich. Es wird aber ignoriert.

Es gab vor ka 10 Jahren oder so viele Artikel über Solarkraftwerke in Spanien von Deutschen Unternehmen.

Die verwenden Spiegel um ein Spezialöl zu erhitzen das dann in großen Tanks gelagert wird. Dieses Öl verdampft dann Wasser das Tourbinen antreibt. Damit hast du Solarstrom 24 stunden täglich. Und das zu den halben Kosten wie mit Solarzellen.

Dieselbe technik könnte man in De einsetzen. Nur anstelle von der Solarkraft nimmst du überschüssigen Strom zu zeiten hoher Produktion oder niedrigen verbrauches. Wird dann strom benötigt schaltest du die "Tauchsieder" aus und die Tourbinenen an.

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Gruselpudel  26.03.2023, 15:08
@Asporc

Energiespeicherung in der benötigten Menge ist aber nicht möglich. Und kurzfristig reicht auch nicht. Wenn Du im Winter "Dunkelflaute" hast, also keine Sonne, ohnehin kurze Tage und dazu keinen Wind - und das über Tage oder Wochen (gab es zuhauf: Nebel-Hochdruckwetter), dann produzierst Du mit Solar- und Wind nahezu nix. Umgekehrt: bei Stürmen produzieren die Dinger zuviel usw. Unsere Netzbetreiber machen mittlerweile jährlich über 12.000 manuelle Eingriffe ins Netz, wo vor 20 Jahren noch unter 10 gereicht haben (das ist Fakt, ich arbeite beim Energiekonzern), damit unser Netz immer mit der richtigen Spannung läuft. Und noch haben wir Gas, Kohle und ein bissl Atom. Leute, das ist Wahnsinn, was die vorhaben, das geht niemals in diesem Zeitraum.

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Asporc  26.03.2023, 15:09
@Gruselpudel
Energiespeicherung in der benötigten Menge ist aber nicht möglich.

Sagt wer ?

Der zusätzliche Arbeitsaufwand bei Verwaltung Regenerativer Energien ist mir übrigens bekannt. Aber es ist in keinster Weise ein Gegenargument.

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Gruselpudel  26.03.2023, 15:17
@Asporc

Jeder Energieexperte, jeder Energiekonzern/-netzbetreiber. Es gibt derartige "Batterien" nicht!! Natürlich gibt es Batterien, aber doch nicht solche (mal vom Fakt der Umweltschäden abgesehen, die jede Batterie beim Bau verursacht/seltene Erden: Förderung in Südamerika/Umweltschäden). Im Moment müssen wir immer genau den Strom produzieren und ins Netz einspeisen, den wir in diesen Sekunden verbrauchen. Nicht in 1 Minute, nicht vor 5 Minuten, jetzt !!! Sonst Blackout (bei zuviel Strom im Netz genauso wie bei zuwenig). Und hier reden wir von einer Vision, dass alle Heizungen zukünftig als Wärmepumpe laufen (1 Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus verbraucht alleine etwa soviel Strom wie ca. 4 normale Einfamilienhäuser ohne Wärmepumpe). Plus E-Autos, die wir ja alle mal fahren sollen.... da brauch ich nicht mal Grundschulmathematik, um zu überschlagen, dass das nicht funzt. Und das Thema Leitungsnetz noch außen vor gelassen (dass wir schon jetzt nicht ausreichend vom produzierten Strom von Windanlagen an der Nordsee zu unseren Bundesländern in den Süden bekommen, weil die Leitungen dafür nicht ausgelegt sind - denke an die 50Hz, das netz darf niemals schwanken).

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Asporc  26.03.2023, 15:22
@Gruselpudel

Dann zeige mir doch mal einen deiner "jeder".

Ich rede auch gar nicht von Batterien sondern von kurzfristiger energiespeicherung.

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Gruselpudel  26.03.2023, 15:24
@Gruselpudel

hier noch kleiner Nachtrag, wen es interessiert/muss man sich aber wahrscheinlich etwas reinfuchsen... hier siehst Du, was in Deutschland an Strom verbraucht wurde vs. wie die Menge hergestellt wurde. Datum/Zeitspanne etc. kann man verändern, so dass man auch sieht, was Solar etc. im Winter/Sommer etc. produzieren. Die Netzbetreiber müssen ständig regulieren, das eine hinzu- , das andere wegschalten, je nach Verbrauch und Output. Natürlich haben die auch noch andere Tools, das sind die "kleinen Speicher", die Du meinst oder auch die Möglichkeit, Strom aus dem Ausland hinzu- oder dorthin abzugeben (das europ. Stromnetz hängt ja zusammen, birgt aber auch das Risiko, dass uns Probleme anderer Länder mit reinreißen und wir die, aber das nur nebenbei) ...

Agorameter (agora-energiewende.de)

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Gruselpudel  26.03.2023, 17:44
@Asporc

Also, ich habe mal ein paar links zusammengestellt, die Du/jeder, der sich dafür interessiert, mal anschauen kann.

Kurze Vorbemerkung: das Hauptproblem ist, dass regierungsfreundliche Medien/Quellen jegliche Probleme mit dem Stromnetz negieren. Diejenigen, die damit beruflich zu tun haben, es aber anders wissen. Leider äußern sich viele Netzbetreiber nicht dazu, weil die Regierungsmeinung nunmal eine andere ist. Mein Arbeitgeber auch. Und doch krieg ich die Denke ja mit. Lediglich die Chefs von RWE und eon haben mal die Keule rausgeholt und Tacheles geredet. Schon mehrfach übrigens. Bereits Ende letzten Jahres wurde vor dem Abschalten der letzten AKWs zum 01.01.23 gewarnt. Dafür wurden sie umgehend abgebügelt, es gäbe auch dann keine Gefahr eines Blackouts (Akw-Reserve löst heftigen Streit zwischen Eon und Habeck aus - wr.de). Wie stark ausgeprägt die kalten Füße der Regierung aber waren, siehst Du daran, dass Deutschland im Spätsommer/Herbst wie irre Gas eingekauft hat, zu jedem Preis auf dem Markt, um die Speicher ums Verrecken voll zu bekommen udn ja nicht in eine Gasmangellage (wird auch zur Stromerzeugung benutzt) in Verbindung mit AKW-Abschaltung zu kommen. Ein Grund für die horrenden Gaspreise in der Zeit (Höchststand Sept 22), die durch Deutschland gepusht wurden. Und nicht zu vergessen, das "Machtwort" des Kanzlers, die AKWs nun halt bis April laufen zu lassen. Obwohl doch laut seiner eigenen Regierung gar kein Grund zur Sorge bestand *rolleyes*...

OK, das ganze Thema Strom versuche ich jetzt mal in einigen Links (es gibt natürlich noch haufenweise mehr im Netz) zu sortieren, ich versuche auch, die aktuellesten zu nehmen und nicht irgendwas Uraltes mit anderen Grundlagen:

Zunächst mal die Bundesnetzagentur. Merke: Bundesagentur, komplett unparteiisch *ahem* :) Umso erstaunlicher, dass auch die deutlicher werden, natürlich mit dem Fazit: so weitermachen, nur schneller... ich nehms trotzdem mit rein und nehme extra eine bunte Mischung der Medienlandschaft:

Berliner Morgenpost:

Strom-Netz in Deutschland am Limit: Bundesnetzagentur hat drastische Pläne - Berliner Morgenpost

Merkur

Netzagenturchef warnt vor Stromnetz-Überlastung durch Elektroautos und Wärmepumpen (merkur.de)

Bayrischer Rundfunk

Bundesnetzagentur-Chef: Kosten für Netzausbau werden "heftig" | BR24

Rheinische Post

Eon und RWE Ex-Chefs warnen vor Stromausfall nächsten Winter​ (rp-online.de)

Blackout-News

Energiewende vor dem Kollaps: Ausbauziele nicht erreichbar, Netzausbau schleppend, Stromknappheit und steigende Preise - (blackout-news.de)

Frankfurter Rundschau

Düstere Energiewende: Bei Solaranlagen ist unsere Abhängigkeit von China am größten (fr.de)

Welt

Energiewende: „Gasheizungen zu verbieten, ohne Alternativen, ist nicht praxistauglich“ - Video - WELT

Usw. usw.

Zum Schluss noch ein heißer Tipp.

Gerne mal beim Youtuber "Outdoor Chiemgau" vorbeischauen, der ursprünglich mal Outdoor-Survival-Experte war, mittlerweile aufgrund der Situation aber nahezu komplett auf Blackout-Expertisen umgestellt hat. Seine grundsätzlichen Erklärungen der komplizierten Zusammenhänge auf dem Strommarkt sind 1A. Zur Übersicht "Basiswissen" mal diese beiden auch ziemlich aktuellen Videos von ihm (1-2 Mon alt):

Blackout - Warum es keinen gibt? - Europäisches Sicherungssystem erklärt - YouTube

Blackout - 8 Gründe warum er kommen wird! - YouTube

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