Warum wackeln Traumatisierte?

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Erst mal ganz allgemein: dieses Vor- und Zurück-Schaukeln ist eine Körperbewegung, die beruhigend ist. Was macht man mit Babys, die Kummer haben? Auf den Schoß nehmen, sanft bewegen, wiegen ....

Jeder kann mal diesen Impuls haben, sich so zu bewegen. Einfach so, zur Beruhigung, vielleicht bei irgendeinem starken Gefühl. Es kann, aber muss nicht Trauma oder Wut oder Entbehrung oder Einsamkeit gewesen sein. Es kann auch ein ganz anderes Gefühl sein.

Der Begriff "Hospitalismus" ist bei der Beobachtung von Heimkindern entstanden, die sich tagelang, stundenlang selbst hin- und herwiegen. Bei diesen vernachlässigten Kindern hat das mit der Entbehrung und Vernachlässigung zu tun. Sie haben zu wenig körperliche Zuwendung bekommen. Es ist viel zu oft niemand da gewesen, um sie einfach mal lieb zu haben oder um sie zu trösten.

Diese Kinder können das stundenlang machen. Und man kann auch noch an vielen anderen Zeichen merken, wie groß ihre Entbehrungen sind.

Wenn wir uns mal selbst so wiegen, hat das längst nicht gleich so einen traurigen Hintergrund. Es ist ja nicht dauernd so, mehr eine Sache des Moments. Vielleicht wollen wir einfach nur ein unangenehmes durch ein angenehmes Gefühl ersetzen.


RosaMora 
Fragesteller
 28.03.2013, 10:24

Vielen Dank, das leuchtet ein.

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anjaundco  28.03.2013, 11:25
@RosaMora

Ja so ist es. Meine Therapeutin sagte auch, das es ein "wieder die Mitte finden" ist. Sozusagen ein einpendeln. Das es auch hilfreich sein kann dieses sogar extra zu tun.

Liebe Grüße

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Dieses vor und zurück Wippen wird auch als hospitalisieren bezeichnet, weil es sich um ein Symptom des Hospitalismus (psychische Störung/ Trauma auf Grund von Vernachlässigung oder Missbrauch) handelt. Das rhytmische Wippen beruhigt die Betroffen oft, weill es an das wiegen durch die Mutter errinert, es kann aber selbstverletzende Ausmaße annehmen, wie etwa ein rhytmische Kopf-vor-die-Wand-Schlagen. Dieses meist ungewollte Wackeln tritt häufig unter Streseinwirkung auf und ist oft ein Symptom für einen psychisch labilen Zustand, das muss aber nicht immer so sein. Wenn es vermehrt auftritt auch wenn du dir vornimmst es nicht mehr zu tun, solltest du du dir Gedanken über mögliche Gründe machen und möglicherweise Hilfe suchen.

Ich vermute, dass eine starke Erregung so viele Impulse an die Bewegungssteuerung der Muskeln aussendet, dass diese nicht koordiniert verarbeitet werden können, schon gar nicht, wenn sie auch noch widersprüchlich sind.

Wackeln bedeutet ja den Halt verlieren. Die Welt zerbricht, es geht einem schlecht. Erstmal ein Schock. Da wackelt man dann auch mal.