Warum steht Ubuntu häufig so stark in der Kritik im Vergleich zu anderen Linux Distributionen?


14.07.2021, 21:53

Ich nutze Ubuntu und lasse grundsätzlich keine Daten senden. Und frage ich mich eben, ob da trotzdem noch Daten gesammelt und geschickt werden und was es sonst noch für Argumente gegen Ubuntu gibt.

5 Antworten

  1. "Parasitieren" an Upstream (Debian): Debians Pakete importieren aber die eigenen Verbesserungen nicht wieder zurückgeben. -- Keine Ahnung, ob was dran ist, und ob Debian überhaupt irgendwelches Interesse an Ubuntus Verbesserungen hat.
  2. Eigenentwicklungen, die keine Akzeptanz bei anderen Distros hatten und mittlerweile fast alle gescheitert sind: Upstart als Systemd-Alternative, Mir als Wayland-Alternative, Unity als Gnome-Alternative etc. Alle diese Projekte haben zur Spaltung bzw. Fragmentierung des Linux-Ökosystems geführt, sind aber mittlerweile aufgegeben worden. Das einzige Überbleibsel von Ubuntus Alleingängen sind die AppIndicators, bei denen sich mir die Zehennägel kräuseln.
  3. Das Contributors' Agreement, eine Erklärung, die alle Mitwirkende unterschreiben müssen, und in dem sie die Rechte an ihrem Code, Artwork etc an Ubuntu abgeben (da kenne ich mich aber nur wenig aus).
  4. Die Kooperation mit Amazon, die du ja selbst schon erwähnt hast.
Woher ich das weiß:Hobby – Linux-Nutzer seit 2006

julihan41  14.07.2021, 22:14

Hier ist das proprietäre System zur Verteilung von Snap Paketen noch zu nennen, das arg gegen die FOSS Idee geht.

PhotonX  14.07.2021, 22:16
@julihan41

Das ist wohl zu modern für mich, ist zum Glück bisher an mir vorbei gegangen, aber guter Punkt!

julihan41  14.07.2021, 22:19
@PhotonX

Und was ich vergessen habe dabei: es gibt bestimmte Pakete unter Ubuntu nur noch als Snap, obwohl sie als deb existieren. Chromium bspw.

Die Kooperation mit Google in Bezug auf Flutter gibt es noch. D.h. Ubuntu führt ein neues Toolkit ein, das mit den nativen Toolkits Qt und GTK konkurriert, aber nicht kompatibel ist. Canonical will ja bspw den Installer auf Flutter umsetzen, sodass das Ding einfach unpassend aussieht.

Und viele Gründe mehr...

PCUser4537 
Beitragsersteller
 14.07.2021, 23:52
@julihan41

was ist denn da im Sinne von FOSS an Snap Packeten zu kritisieren ? Sorry mir fehlen da die Grundlagen auf ganzer Linie

Waldelb3  15.07.2021, 01:01
@PCUser4537

Das Server-Backend ist nicht foss, und liegt alleine bei Canonical. Flatpak wäre die FOSS-Alternative.

Aber das wirkliche Problem ist halt, dass es manche Programme bei Ubuntu nur als snap gibt, z.B. Chromium. Und das macht halt auch die Performance kaputt. Abgesehen davon, dass ich mit apt install nicht einfach ungefragt ein snap bekommen will.

Also ich kenne niemanden der Ubuntu schlecht findet, außer vielleicht passionierte Windows User.

Unter Linux Fans ist Ubuntu anerkannt. Es ist auch meine persönliche Lieblingsdistribution.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – arbeite seit vielen Jahren in der IT

Waldelb3  15.07.2021, 01:03
außer vielleicht passionierte Windows User

Passionierte Linux User finden Ubuntu auch schlecht :D

PCUser4537 
Beitragsersteller
 14.07.2021, 21:57

werden da dann noch irgendwelche Daten gesendet und geschickt, außer Fehlerberichte, wenn man dem explizit nicht zustimmt nach einer Neuinstallation?

TheFamousSpy  14.07.2021, 21:59
@PCUser4537

Hab ich mir noch nie Gedanken gemacht aber ich würde mal nicht davon ausgehen, immerhin ist das Opensource, daher würde es auffallen, wenn man die Funktion einbaut

PCUser4537 
Beitragsersteller
 14.07.2021, 22:02
@TheFamousSpy

Bitte erlaube mir, wenn ich gerade jemanden treffe, der ein Informatikstudium hat, noch etwas zu fragen.

Ich habe vor kurzem einen Vortrag von Richard Stallman gehört im Netz. Und hab bis zu diesem Moment nie einen Unterschied gemacht zwischen Open Source und Free Software. Dachte immer, das wäre das gleiche.

Könntest Du mir bitte auch noch erklären, was die GNU/Linux Leute an Distros wie Ubuntu kritisieren? Sind das nur die Lizenzen bzw. Programme die in den jeweiligen Distros enthalten sind? Bzw. dass darin eben nicht wirklich die Art von Software verwendet wird, die man wirklich als freie Software bezeichnet? Ist es nur das oder sind das noch andere Gründe ?

Mich würde Deine Sicht in der Richtung interessieren...

TheFamousSpy  14.07.2021, 22:09
@PCUser4537

Das müsstest du halt Leute fragen, die Ubuntu kritisieren. Ich bin sehr überzeugt davon. Man muss hierbei noch unterscheiden zwischen der Desktop Version und der Server Version.

Die Desktop Version hat natürlich manche Pakete installiert, die "unnötig" sind wie z.b. der automatische Shortcut zu Amazon. Damit finanziert sich aber das Projekt, deswegen habe ich Verständnis. Firefox bekommt ja auch Geld von Google dafür, dass Google die Std-Suchmaschine ist.

Die Server Variante (mit der ich hauptsächlich arbeite) hat diese Probleme aber nicht. Da ist nur das dabei was auch sinnvoll ist.

Was ich an Ubuntu mag ist, dass es toll gewartet ist, mit nahezu allem kompatibel und sehr anwenderfreundlich. Es muss ja auch Gründe haben warum Ubuntu binnen 10 Jahren die führende Distribution geworden ist...

julihan41  14.07.2021, 22:16
@TheFamousSpy

Amazon ist ja schon seit einigen Versionen wieder draußen. Von demher hat sich der Kritikpunkt erledigt, hat aber noch einen Nachgeschmack.

TheFamousSpy  14.07.2021, 22:20
@julihan41

Hab Ubuntu Desktop schon lange nicht mehr verwendet, wie du merkst ;)

Da verwende ich Mint.

rav3ry  15.07.2021, 16:53
@PCUser4537

Ich muss gestehen, dass keine Daten senden habe ich bisher so gekauft, ohne es im Nachhinein zu kontrollieren. Allerdings wäre es mMn bisher rausgekommen, was definitiv zum Ende des Projekts gehört haben, da 95%+ der Linuxfans nicht mehr mittragen würden und von dem her wärs dem Projekt als solches das Risiko nicht wert.

Wenn du das mit einer Win10 Installation vergleichst, kannst du da nur noch wählen zw. "alle Daten senden" oder nur "nötigste Daten senden" (ausm Kopf - keine Gewährleistung für korrekte Formulierung). Da hast du zB keine andere Wahl, außer durch die Windows Firewall, die mit der standard-config eher eine paperwall ist, Datentraffic zu verbieten - was ich auch noch nie gemacht hab. Ich hab immer nur den Großteil der Standard-Regeln gelöscht.

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Das andere wäre "Linux Ubuntu comes with absolutely no warranty!". Es gibt also keinerlei Grantie, dass best. Software-, Kombinationen, Regeln immer einwandfrei funktionieren. Sprich man muss schon - explizit bei gewerblicher Nutzung - massiv Einsatz in Monitoring und Backup betreiben, was sowohl Adminaufwand als auch Speicherplatz kostet (zB.: große Webserver die auch 24/7 laufen müssen). Und bei sowas ist zB das was @BeamerBen geschrieben hat nicht sehr schön.

Ubuntu an sich ist keine schlechte distro, aber es geht einfach um die Philosophie.

Immer wieder machen die irgendeine scheiße wie diese online Suchen, autoupdates bei snap, starten irgendwelche Projekte… 

Insbesondere Snap geht mir einfach nur auf den Sack. Bei mir ist schon der Snap Daemon kaputt gegangen und hat Sachen mit sich gerissen, ein Daemon bei dem der offizielle Installationsweg Snap war wurde über nacht automatisch updated und lief dann nach dem nächsten Neustart nicht mehr und das "tolle" Snap rollback Feature (autoupdates sind nicht so schlimm, man kann ja einfach rollbacken!!1) hat nicht funktioniert. Und das schlimmste: Das Zeug schwappt auch in andere Distros über und manche Entwickler liefern primär darüber ihre Software aus.

Autoupdates, für die sie sich weigern eine Option zum ausschalten zu implementieren, für Programme die teilweise für Server gedacht sind… auf so eine bescheuerte Idee musste erst mal kommen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Software Entwickler / Devops

Das einzige was mir jetzt eingefallen ist, das ich iwie das Gefühl hatte bezgl. Ubuntus kommen mehr Neuigkeiten zu Schwachstellen als bei anderen, aber idR ist Ubuntu auch meine erste Wahl


julihan41  14.07.2021, 22:13

Je beliebter eine Distribution, umso größer werden Schwachstellen getreten 😉

rav3ry  15.07.2021, 16:39
@julihan41

Oder umso mehr fallen auf ^^ idR werden die auch direkt mit Patches veröffentlicht, von dem her also auf den zweiten Blick eher positiv.

PCUser4537 
Beitragsersteller
 14.07.2021, 22:05

Danke für Deine Antwort. Bitte schau Dir mal meinen Kommentar an TheFamousSpy an. Könntest Du dazu bitte auch Deine Sicht schreiben ?

Ubuntu finde ich persönlich nicht schlecht, je weniger dass ein Ein- oder Umsteiger von Linux versteht, desto besser ist er bei Ubuntu aufgehoben.

Es wird Ubuntu krumm genommen, weil man sich nicht mehr voll an die alten Linux-Prinzipen wie "open source" hält, außerdem gibt es Alleingänge von Canonical mit der Software-Containerlösung Snap, statt sich an bestehenden Ansätzen zu beteiligen, hat man seine eigene Lösung gestrickt. So entfernt sich Ubuntu immer mehr von bestehenden Linux-Gemeinsamkeiten.

Ich bin seit 1994 überzeugter Linux-Anwender, ab 2004 habe ich auch für Ubuntu geschwärmt, habe mich aber nachdem ich mit Linux immer mehr vertraut gemacht habe, in die Arch Linux Welt begeben und damit bin ich richtig glücklich geworden.

Für Ein- und Umsteiger würde ich heute Manjaro Linux vorschlagen, Manjaro basiert auf Arch Linux, ist aber im Gegensatz von Arch Linux viel bequemer zu installieren.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung