Warum hatten Forscher zuerst Zweifel Lucy (Australopithecus afarensis) zu den Menschenaffen zu zuordnen?

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Darum ob Austalopithecinen zu den Menschenaffen gerechnet wurden, dürfte es kaum Zweifel gegeben haben. Die Frage stand im Raum, ob es sich wirklich das damalig früheste bekannte Individuum handelte welches nicht nur innerhalb der Homininae gezählt wurde, sondern zu den frühesten bekannten Art bzw. Gattung aus welcher nur Hominiden hervor gingen und quasi "alleiniger Vorfahre" nur von Menschenarten waren und damit näher Verwandt als mit allen anderen Menschenaffen. Wobei die Klassifikation der Homini ohnehin recht kontrovers scheint.

Der aufrechte Gang ist keine einmalige Errungenschaft des Menschen, noch dazu erschien Lucys Körper-, Kopf- und Zahnform sowie der häufig genannte Schädelvolumen eher einem Schimpansen zu ähneln. Die menschliche Evolution ist fast nicht von schwachsinnigen Dogmen zu trennen, was menschlich erscheint. Das macht es noch weit umständlicher und müssiger eine gemeinläufige Definition oder Klassifikation als Wissensstand zu etablieren. Es verwischt die Grenze, da es vom aussehen im Gegensatz zur ergebenden Stammesgeschichte oft eher vergleichbar mit anderen Menschenaffen gegenüber der (nach heutiger Klassifikation) Gattung Homo erscheint.

Ein Beispiel dafür unter welchen Kriterien Klassifikation verläuft und alles andere als abgeschlossen oder unstrittig ist in welcher Hierarchie es eingeräumt wird. So bestehen nicht wenige auf eine Vereinigung von Schimpansen, Gorillas und Menschen (samt u.a. auch Australopiticinen) zu einer einzigen Gattung, nämlich "Homo".

Der Stammbaum der Menschheit ist weit und verzweigt. Einige Zweige haben sich später wieder verbunden, andere sind ausgestorben. Insofern kann man gar nicht von "einem richtigen Vorfahren" sprechen.

Man hat von Lucy nur wenige Knochenfragmente gefunden. Die Zuordnung zu einer Spezies ist deshalb schwierig. Zudem kommt es darauf an, wie man genau "Mensch" biologisch definiert. Diese Bezeichnungen und Klassifizierungen sind ja willkürlich gewählt. Um festzustellen, wie die Arten sich genau entwickelt haben, bräuchte man lebende Individuen um zu sehen, ob sie miteinander zeugungsfähige Kinder haben können oder nicht. Da wir aber nur Fossilien haben, ist bei der genauen Zuordnung von Arten und Klassen eine gewisse Willkür dabei.

Das ist übrigens eine gute Bestätigung der Evolutionstheorie, die auf der Akkumulation vieler kleiner Mutationen beruht.


wonno93  20.05.2020, 13:35
Diese Bezeichnungen und Klassifizierungen sind ja willkürlich gewählt.

Nein, sind sie nicht. Sie sind unter Verwandtschaftsverhältnisen gewählt und eine wissenschaftliche Prüfung oder Kontroverse ist etwas anderes als ein Zweifel in der Umgangssprache.

ob sie miteinander zeugungsfähige Kinder haben können oder nicht. 

Nein.

Da wir aber nur Fossilien haben, ist bei der genauen Zuordnung von Arten und Klassen eine gewisse Willkür dabei.

Ganz im Gegenteil.

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