Viele beklagen einen starken Lehrkräftemangel an deutschen Schulen, warum machen denn nur so wenige ein Lehramtsstudium, wo Lehrer doch ein toller Beruf ist?

9 Antworten

Dieser Beruf wird deswegen seltener studiert, weil Lehrer eben kein so toller Beruf ist, wie das gerne dargestellt wird. Wer diesen Job ernst nimmt, hat keine 13 Wochen Ferien und kommt auch mit einer 40-Stunden-Woche nicht davon.

Dazu steht er vor einer amorphen Massen an Schulkindern, die im besseren Fall nur ADS haben, im schlimmeren Fall aber den Unterricht stören, keinen Bock auf nichts haben und trotzdem durch die Schule gebracht werden müssen. Oder er ist mit Eltern konfrontiert, die alles besser wissen als er, besonders wenn es um die eigene Brut geht. Oder die sich um ihre Kinder gar nicht kümmern und die gesamte Erziehung getrost der Schule überlassen.

Dass in vielen Schulen ein guuter Teil der Kinder nicht einmal deutsch reden kann, vereinfacht den Beruf nicht gerade, ebenso wie die Tatsache, dass heute schon Grundschüler mit dem Smartphone in die Schule kommen und ihren Blick mehr oder weniger die gesamte Zeit unter die Tischkante gerichtet haben.

Hat ein richtig schlechten Status in Deutschland...

Außerdem wollen viele auch nicht mit pubertierenden Kindern arbeiten die nicht richtig mitmachen.

Dazu trägt auch bei, dass viele in ihrer eigenen Laufbahn schlimme Erfahrungen mit Lehrern gemacht haben, und sich deswegen lieber davon distanzieren.

Anders sieht es aber bei Lehrern aus, die Erwachsene Unterrichten bzw. Kurse anbieten.

...., weil vor 15 Jahren die Arbeitsbedingungen sich verschlechtert haben: mehr Arbeit für weniger Geld.

Außerdem wurde propagiert, dass man immer weniger Lehrer brauchen würde.

= Weitsicht der damaligen Politiker

Von Experte AstridDerPu bestätigt
  • Wenn ich an meiner Schule seit Jahrzehnten beobachte, wie sich Referendare verbiegen müssen, wie sie schleimen müssen (gegenüber den sie besuchenden Fach- und Seminarleitern), wie sie quasi ihre Persönlichkeit verleugnen müssen, um an gute Noten zu kommen (ohne Garantie auf einen Job !!!), dann wird mir immer wieder schlecht - allein wegen dieser eineinhalb Jahre Entwürdigung, Entmenschlichung !!

REFERENDARIAT

Dazu kann ich nur Folgendes sagen, das sicherlich NICHT den Kern der Frage trifft:

Die mit Abstand (!!) schlimmste Zeit meines Lebens war das zweijährige Referendariat vor meinem 42-jährigen Lehrer-Dasein, das ich stressfrei genoss (Deutsch, Sport, 32 Jahre lang Klassenlehrer (nur zu gern), permanent zum Abi Führender (ebenfalls gern), elf Jahre Vertrauenslehrer).

Besagtes Referendariat hingegen war mit seinem grenzenlos pseudo-pädagogischen Geschwafel, dem erniedrigenden, entwürdigenden, entmenschlichenden, demoralisierenden Verhalten der Seminar-Knallköppe eine Tortur, über die ich mich noch heute nur allzu gern auslasse - in Reden, Abhandlungen wie pädagogischen Aufsätzen usw, usw.

Ein Wunder, DASS und WIE ich diesen Horror überlebte !!

Wenn ich darüber hinaus die Lehrkräfte im Lehrerzimmer beobachte, wie sie mit 50 wie 60 / 65 aussehen; wenn ich in die Gesichter blicke, die Leblosigkeit, Frustration, Lustlosigkeit und Selbstmitleid ausstrahlen; wenn ich höre, wie die Lehrer ab ca. 55 die Jahre zur Pensionierung runterzuzählen beginnen, dann muss ich mich schon fast als absolute Ausnahme in unserem Kollegium bezeichnen. (Im Nachhinein: Ich unterrichtete GERN und STRESSFREI bis zum Alter von 69 (!!) Jahren.

Ich rate JEDEM davon ab, Lehrer zu werden, erstens weil wir mehr und mehr die Erziehungsaufgaben von hoffnungslos überforderten Eltern übernehmen müssen, zweitens weil wir überrollt und erdrückt werden von sich seit Jahrzehnten überschlagenden aberwitzigen Schulreformen, drittens weil auch ein "Einser-Referendar" keine Job-Garantie hat; viertens, weil uns überflüssiger Bürokratie-Terror immer mehr zu erschlagen droht...

Das sind nur fünf Gründe von diversen...

  • In wenigen Jahren wird es ohnehin nur noch befristete, also Zeit-Verträge geben, wodurch die berufliche Zukunft des Lehrers völlig unsicher wird.
  • Du kannst nie sicher sein, ob du in den beiden (oder gar mehr) studierten Fächern auch eingesetzt wirst. Deine "Wünsche" richten sich ausschließlich (!!) nach dem Fächer-Bedarf deiner künftigen Schule. Alle möglichen schulinternen Unwägbarkeiten können dazu führen, dass du nur in einem (!) Fach eingesetzt wirst. (Beispiel: Ich unterrichtete vier Jahre NUR Deutsch statt Deutsch UND Sport - war aber okay - - - von insgesamt 42 Lehrer-Jahren.)
  • Du wirst nicht unbedingt in deiner Wunsch-Stadt, geschweige denn Wunsch-Schule unterrichten.
  • Das erste Hindernis ist wie seit Jahrzehnten das entwürdigende, demoralisierende, praxisfremde Referendariat, an dem bereits viele junge Menschen zerbrechen.
  • Gute Abi-Noten sind NULL Voraussetzung für gutes Unterrichten. Die unsinnigen Schulnoten haben keinerlei prognostischen Wert. - Das große Kunststück des VERMITTTELNS von Inhalten ist die einzige, wahre Basis !!
Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Korkik05  24.11.2023, 12:38

Jetzt zweifele ich an meinen Plänen, Lehramt zu studieren😅

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warum machen denn nur so wenige ein Lehramtsstudium

Es fehlt allgemein an jungen Menschen. Siehe Demografieentwicklung, siehe Fachkräftemangel.


Simmi26 
Fragesteller
 30.08.2023, 13:01

Aber wir haben doch heute so viele Abiturienten, da fast jeder Abitur macht. Deutlich mehr als zu damaligen Zeiten sogar.

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