Verbesserungsvorschläge Gedicht?

5 Antworten

Wasser silbern glänzend

wogt der Hafenwand entgegen.

wengeschrei dringt aus der Ferne.

Lüftlein lassen Fahnen tanzen.

Sonnenstrahlen glitzern auf endlos blauem Gold.

Duft des Meeres steigt mir in die Nase.

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Gefällt mir. Das einheitliche Metrum erkenne ich zwar nicht so ganz, aber das finde ich in einem Gedicht ohne Reim nicht wichtig. Ich achte mehr auf die Worte und ob mich deine Bilder erreichen - und das tun sie! Besonders hübsch finde ich "Lüftlein lassen Fahnen tanzen". Das ist beschwingt. Ich fühle mich in einen ganz bestimmten kleinen Hafen auf einer Mittelmeerinsel versetzt.

Meine Korrekturen betreffen hauptsächlich die Rechtschreibung. Nein, ich werde dein Gedicht gewiss nicht fortsetzen. Du hast einen guten Anfang gemacht und schaffst es sicher, in deiner eigenen Schreibe weiterzumachen. Toi toi toi!


earnest  28.08.2022, 10:48

Wir sind nur - siehe unten - angesichts des "Lüftleins" unterschiedlicher Ansicht.

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LottaKirsch  28.08.2022, 10:54
@earnest

Da bin ich übrigens ganz bei dir, weil Lüftlein für mich Fahnen nicht tanzen lassen können. Lüftlein sorgen bei den Fahnen vielleicht für ein leichtes Schulterzucken.

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spanferkel14  28.08.2022, 11:26
@LottaKirsch

Mit dem "Schulterzucken" der Fahnen (sehr gut! 😂) hast du wohl recht. Ich sehe (und höre!) da auch eher Fähnlein/Wimpel am Tauwerk der Boote sowie die Volants von Markisen über den Terrassen von Hafenrestaurants flattern, aber 2 Diminutive direkt nacheinander fand ich zu viel. Da habe ich lieber die Lüfte "verkleinert", denn dann versteht man, dass es sich um eine sehr schwache Brise handelt, die Volants etc. etwas flattern lässt, was wiederum diese leicht schlagenden Geräusche verursacht.

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Das finde ich sehr achtbar.

Meine Vorschläge:

  • Ich zöge "silbern glänzend" vor.
  • Kein Komma nach der ersten Zeile
  • entgegen
  • Möwengeschrei (das würde ich aus DER Ferne tönen lassen)
  • Die "Lüftlein" finde ich zu niedlich.
  • auf endlos blauem Gold
  • "steigt mir in die Nase" finde ich zu ... prosaisch

Ich ergänze meine Vorschläge und empfehle dir (siehe LottaKirsch), ganz auf Satzzeichen zu verzichten.

"Zensuren" für Poesie sollte man nicht vergeben, finde ich.

Gruß, earnest


LottaKirsch  28.08.2022, 10:23

Das Komma muss sogar stehen, sofern nicht auf jegliche Interpunktion verzichtet wird, dazu noch ein Komma nach "Wasser": "Silbern glänzend" ist eine nachgestellte Partizipgruppe.

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earnest  28.08.2022, 10:25
@LottaKirsch

Das sehe ich anders.

Natürlich geht auch:

  • Wasser, silbern glänzend,
  • Drängt ...
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LottaKirsch  28.08.2022, 10:31
@earnest

Das kannst du gerne anders sehen – du siehst es dann halt nicht so wie der Duden:

Ist die Partizipialgruppe [...] als Zusatz oder Nachtrag anzusehen, grenzt man sie mit Komma ab bzw. schließt sie mit Kommas ein. Ein Nachtrag liegt auch vor, wenn die Partizipialgruppe zwischen Subjekt und Prädikat des übergeordneten Hauptsatzes eingeschoben ist:
Sie saß auf der Terrasse, ganz in Decken verpackt. Der Betrunkene, lautstark fluchend, torkelte aus dem Lokal.
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earnest  28.08.2022, 10:46
@LottaKirsch

So ist es. Der Duden wäre mir hier auch völlig schnurz.

Für mich würde das Wogen und Drängen der Wellen gegen die Hafenwand durch Kommata gestört werden. Da wären dann schon zuvor Hindernisse eingebaut.

Künstlerische Freiheit versus Duden - meine Wahl wäre da glasklar.

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LottaKirsch  28.08.2022, 10:50
@earnest

Ich würde im Sinne der künstlerischen Freiheit auf jegliche Satzzeichen verzichten.

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earnest  28.08.2022, 10:52
@LottaKirsch

Da bin ich ganz Deiner Meinung.

Dann braucht man sich auch über nachgestellte Partizipialgruppen keine Gedanken zu machen ...

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spanferkel14  28.08.2022, 10:46

Ja, Noten für Poesie, das ist für mich auch voll daneben! Lustig, dir sind die Lüftlein zu niedlich, und mir gefallen gerade die so gut, darin ist solch eine Leichtigkeit. Was die Kommata betrifft, stimme ich dir zu. Ich finde, die sehen einfach nicht schön aus in diesem Gedicht. Wenn schon, dann aber zwei - da hat Lotta recht.

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earnest  28.08.2022, 10:48
@spanferkel14

Ja, das finde ich auch bemerkenswert. Ansonsten bin ich, wie man so schön sagt, nämlich voll bei dir.

Und auf den Duden sei in der Poesie gehustet ...

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spanferkel14  28.08.2022, 10:50
@earnest
Und auf den Duden sei in der Poesie gehustet ...

Das merke ich mir!

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LottaKirsch  28.08.2022, 13:39
@spanferkel14
Noten für Poesie, das ist für mich auch voll daneben! 

Das sehe ich tatsächlich anders. Wenn von vornherein klar ist, dass und nach welchen Kriterien bewertet wird, ist das genauso eine Aufgabe zum kreativen Schreiben wie bspw. ein innerer Monolog – natürlich auf einem anderen Niveau.

Vor ein paar Wochen gab es hier eine Frage zu einer Ersatzleistung für eine Klassenarbeit im Bereich Lyrik. Die Aufgabe bestand darin, eine Ballade zu schreiben, sie (weitestgehend) auswendig zu lernen und vorzutragen. Die Ballade musste mindestens 40 Verse, ein gleichmäßiges Metrum sowie ein Reimschema haben und eine vorgegebene Geschichte wiedergeben, in diesem Fall die Hudsonlandung von Kapitän Sully. Es war von vornherein ganz klar, was wie bewertet wurde. Ich halte das für eine großartige Ersatzleistung, die Interesse wecken und Potentiale aufzeigen kann.

Und dann denke ich an die Klassenarbeit meiner Tochter zum Thema Balladen (allerdings zwei Jahrgangsstufen darunter): Aufzählen der Merkmale von Balladen, Wiedergabe des Geschehens, Reimschema identifizieren, Metrum identifizieren. Zusätzlich musste im Unterricht eine vorgegebene Ballade auswendig vorgetragen werden.

Bei welcher Aufgabe findet nun eine tiefere Auseinandersetzung statt? Bei welcher Aufgabe können sich vielleicht sogar Freude am Tun und Ehrgeiz entwickeln? Bei welcher Aufgabe bleibt mehr deklaratives Wissen hängen?

Klar kann das der eine besser als der andere – aber ist das nicht überall so? Klar werden sicherlich Gedichte entstehen, die nicht aus eigener Feder sind, wobei ich Hilfe gar nicht schlimm finde, weil es vorrangig um die Auseinandersetzung mit der Aufgabe geht – auch Recherche will gelernt sein. Und wer sich nur rauszieht und dann ein Gedicht von Muddi vorträgt, hat nichts davon. Das dürfte sich dann die Waage halten mit dem Wert klassischer Lyrikklassenarbeiten bzw. -einheiten, bei denen in der Regel doch gar nichts hängen bleibt.

Dann dürfte man keine Aufgaben bewerten, die irgendetwas Kreatives an sich haben.

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spanferkel14  28.08.2022, 13:59
@LottaKirsch

Ich muss zugeben, ich kann mich deiner Argumentation nicht ganz verschließen. Da ist 'was dran! Dennoch ist mir unwohl bei dem Gedanken einer Benotung. Ich muss darüber noch einmal nachdenken.

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LottaKirsch  28.08.2022, 14:14
@spanferkel14

Wichtig ist, dass die Kriterien beleg- und beurteilbar sind – handfest und nicht nur Geschmackssache. Das fördert auch noch die Fähigkeit, etwas kriteriengeleitet zu erschaffen und zu beurteilen.

Und wir bewerten/beurteilen ständig. Da steht in der kostenlosen Wurfzeitung "Kaum zu glauben, aber wahr: Unsere Angelika wird heute siebenundfünfzig Jahr." Erster Gedanke: Autsch. Zack – bewertet.

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LottaKirsch  28.08.2022, 14:42
@spanferkel14

Noch etwas: Das Thema darf auf keinen Fall die eigene Person in irgendeiner Form betreffen. Gerade wurde eine Frage zu einer Aufgabe gestellt – das geht gar nicht, weil sie viel zu persönlich ist! In der Fremdsprachen- und in der Kunstdidaktik ist das sogar Thema...

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LottaKirsch  28.08.2022, 16:58
@spanferkel14

Lies dir mal die überarbeitete Version in der Folgefrage durch im Hinblick auf "Potentiale und Ehrgeiz wecken, (ggf. auch Freude am Tun und Interesse)". 🙃

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spanferkel14  28.08.2022, 19:23
@LottaKirsch

Der Reihe nach:

Bei "Kaum zu glauben" finde ich es völlig ok, das zu bewerten. Ich darf mich über dieses Geholper amüsieren. Ich würde meine Augen zwar nicht gerade vor den Verfassern verdrehen, denn sie haben es ja mit ihrer Anzeige gut gemeint, wollten das Geburtstagskind erfreuen, was ihnen bestimmt auch gelungen ist. Aber so für mich denke ich: Zum Glück bin ich nicht Angelika!

Wer bestimmt, dass im Schulunterricht das Thema eines Gedichts auf keinen Fall die eigene Person betreffen darf? Bei kleinen Aufsätzen im Grundschulunterricht sind doch auch Themen wie "Was ich in den Ferien erlebt habe", "Wie wir Ostern feiern" o.ä. gang und gäbe, oder ist das heute nicht mehr so? Ich habe keine Ahnung. Ich war nicht im Schuldienst.

Ja, ich bin ehrlich überrascht, wie intensiv sich MrLachs mit seinem/ihrem Gedicht beschäftigt. Er/Sie scheint wirklich Spaß daran zu haben. Da ist der Ehrgeiz zu spüren, am Ende ein Gedicht abzuliefern, hinter dem er/sie voll und ganz steht und auf das er/sie auch stolz ist. Weiterhin gute Zusammenarbeit! 🎭Ich bin gespannt, ob wir die Endfassung zu sehen bekommen.

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Auf Sprachrichtigkeit hin korrigiert und die Betonungen markiert:

Was-ser, sil-bern glän-zend,
wogt der Ha-fen-wand ent-ge-gen.
Mö-wen-ge-schrei dringt aus al-ler Fer-ne.
Lüft-lein las-sen Fah-nen tan-zen.
Son-nen-strah-len glit-zern auf end-los blau-em Gold.
Hauch des Mee-res steigt mir in die Na-se.
  1. Zeile: drei Hebungen, Trochäus
  2. Zeile: vier Hebungen, Trochäus
  3. Zeile: fünf Hebungen, Metrum klappert XxxXXxXxXx
  4. Zeile: vier Hebungen, Trochäus
  5. Zeile: sechs Hebungen, Wechsel des Versmaßes in der Mitte Trochäus > Jambus
  6. Zeile: fünf Hebungen, Trochäus

Von Metrum würde ich hier nicht sprechen.

Vergleiche:

Kal--tes Was-ser, sil-bern glän-zend,
wogt der Ha-fen-wand ent-ge-gen.
Mö-wen-schrei aus al-ler Fer-ne.
Lüft-lein las-sen Fah-nen tan-zen.
Son-ne lässt die Boo-te strah-len.
Hauch des Mee-res in der Na-se.

Das wäre ein regelmäßiges Metrum: in jedem Vers 4 Hebungen, durchgängig Trochäus (den ich übrigens für eine gute Wahl halte, weil er schön schwappt), durchgängig weibliche Kadenzen. Ich hab jetzt natürlich nur Wörter gestrichen oder ersetzt und nicht mehr wirklich auf Poesie geachtet.

Die Atmosphäre triffst du aber grundsätzlich gut. Das blaue Gold würde ich durch goldnes Blau ersetzen. Ob mir die Nase da gefällt, weiß ich noch nicht so richtig.

Hast du noch keinen Plan, wo es hingehen soll?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Es gibt keinen Anspruch auf Dank. Ich freu mich nur darüber.

earnest  28.08.2022, 10:28

Ein einheitliches Metrum finde ich unnötig. Daher "klappert" für mich die dritte Zeile auch nicht.

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LottaKirsch  28.08.2022, 10:36
@earnest

Vielleicht möchte FS aber nicht auf die Punkte verzichten, die es für ein einheitliches Metrum gibt?

die Aufgabe war in einem Einheitlichem Metrum zu schreiben und Viele originelle Sprachliche Bilder wie z.b. Personifikationen zu verwenden. [sic]

Und für mich klappert die dritte Zeile, auch wenn man kein einheitliches Metrum einbaute.

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earnest  28.08.2022, 10:42
@LottaKirsch

Schon möglich.

Allerdings besteht für mich künstlerische Freiheit auch darin, mich von bestimmten Vorgaben zu lösen.

(Und "Klappern" kann und darf sicher individuell unterschiedlich empfunden werden.)

;-)

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LottaKirsch  28.08.2022, 10:49
@earnest

Dann ist es ja gut, dass ja in meiner Antwort steht, dass es klappert.

Gerade ohne Reim braucht es für mich auch kein einheitliches Metrum. Aber Zeile 3 klappert trotzdem (merke: Zeile 5 nicht).

Ich finde es jedoch gut, dass es (einigermaßen) transparente Beurteilungskriterien gibt (wenn schon bewertet wird).

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earnest  28.08.2022, 13:45
@LottaKirsch

Ich merke gerade, dass für mich die dritte Zeile schon (wie in meinem Vorschlag) lautete:

  • Möwengeschrei dringt aus der Ferne

Stört das dann noch dein Gefühl für Rhythmus?

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LottaKirsch  28.08.2022, 14:05
@earnest

Nein.

Möwenschrei gefiele mir aber trotzdem besser, weil er besser ins Metrum und zu den anderen artikellosen Substantiven passt. Bei Möwenschrei wird die Artikellücke deutlicher als bei Möwengeschrei.

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earnest  28.08.2022, 16:11
@LottaKirsch

Ja, "Möwenschrei" gefiele mir auch vom Metrum besser - das wäre dann aber nur EINE Möwe.

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LottaKirsch  28.08.2022, 16:31
@earnest

Das würde ich wiederum in künstlerischer Freiheit weit interpretieren. 😁

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Das Metrum ist nicht an allen atellen einheitliche, dort passt es nicht: "glitzern auf endlosem Blauem.." außerdem ist dien zeile viel zu lang das passt ner

Ansonsten sehe ich kein einheitliches Reimschema

Das Gedicht wirkt am eher romantisch, natur bezogen und still, dazu passt der movenschrei aus vollem hals nicht, zu brutal.


earnest  28.08.2022, 10:05

"Wogt ... entgegen" ist auch nicht unbedingt "romantisch". Ich finde das Möwengeschrei passend.

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earnest  28.08.2022, 10:10
@earnest

Dir ist anscheinend nicht aufgefallen, dass das Gedicht nicht gereimt ist ...

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earnest  28.08.2022, 10:12
@mewlone

Dann ist dir offensichtlich auch nicht aufgefallen, dass sich Gedichte nicht reimen müssen ...

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Ich würde eigentlich nichts zensieren, ist doch alles Jugendfrei