Therapie?
Ist der Gang zum Therapeuten nicht ein wenig sinnlos, wenn man sich schon zureichend mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt hat und sich und seine Marotten allmählich kennt? Wäre ein Coach nicht eher angebracht? (Peter Frahm zB.)
Also ich war Zeit meines Lebens schon in mehreren klinischen Einrichtungen, Zwecks Entgiftung, welche dann auch hiesige Psychologen hatten.
Drogenberatung half auch nicht. Alles was sich voranbringend in den letzten Jahren bei mir getan hat, habe ich mir selbst zuzuschreiben. Das beenden meiner Drogenkarriere habe ich auch aus eigenen Stücken geschafft und es fühlt sich nicht so an, als hätten die Entgiftungen dazu beigetragen.
Meine Mutter geht auch seit 10 JAHREN (!) zu einem Therapeuten und ich würde nicht sagen, dass sich da groß etwas getan hat bei ihr.
Außerdem muss man alles bei einem Psychologen, nach bestem Können aufdröseln. Manchmal fehlen Worte. Manchmal wurden Schlüsselmomente vergessen und nicht erwähnt, die das ganze Konstrukt erst verbinden.
Hat jemand gute Erfahrung gemacht, der sich vorher aber erst mit sich selbst auseinandergesetzt hat, bevor er zum Arzt gerannt ist?
4 Antworten
wenn das so simpel wäre, bräuchte kein Psychologiestudent Therapie. Die meisten fortgeschrittenen Psych.studenten können durchaus sagen, warum sie so und nicht anders ticken. Aber sie können es nicht ändern. Intellektuelles Begreifen ist nicht tiefgehend genug.
"Nicht" fürchtet der Psychotherapeut mehr als schlecht antherapierte Patienten. Die können stundenlang gelehrt über ihre Probleme und deren Ursachen reden - und es ändert sich nichts. Außer dass der Therapeut sich unendlich langweilt und das Gähnen unterdrücken muss. Mindfucking nennt man das im Thereutendeutsch.
Ich hatte mal so eine Patientin, die drei Jahre bei einem schlechten Adlerianer war. Meine Güte, die konnte vielleicht geleeert reden, blieb aber von sich selbst unendlich weit entfernt. Immer, wenn ich sie fragte: "und was wollen Sie jetzt hier mir damit sagen? " guckte sie ratlos.
Zudem darf man nicht vergessen, dass nicht wenige Patienten aus einer ihnen unbewussten Motivation zum Therapeuten gehen, um ihm/ihr zu beweisen, dass sie selbst die viel besseren Therapeuten sind. Wie vermutlich die meisten Therapeuten hatte auch auch schon Patienten, die mich mit der unausgesprochenen Frage anguckten: "Wie doof bist du eigentlich?" Und die Antwort, die sie sich selbst gaben, hat sie oft sehr befriedigt. "ich bin besser als du."
Na ja.... Ähem.... vielleicht irre ich mich ja, aber kann es sein, dass auch du dazu gehörst?
Du darfst die Krankenkassendiagnose nicht mit der eigentlichen psych. Diagnose verwechseln. Die Krankenkassendiagnose ist ein Stempel, mehr nicht. Gerichtet an einen Sachbearbeiter, der entscheiden soll, ob die Kasse zahlt oder nicht. Er hat keine Sekunde Psych, studiert, muss er auch nicht. Er guckt im Leistungskatalog der Kasse nach und entscheidet: passt, wird gezahlt oder passt nicht, wird nicht gezahlt. Fäddisch,
Die eigentlichen psych. Diagnosen sind prozesshafter Natur und wandeln erweitern oder festigen sich von Stunde zu Stunde. Prozessuale Diagnostik nennt man das und sie unterscheidet sich total von der med. Diagnoseform. Hat z.B. ein Patient ein Bein gebrochen, ist die Diagnose z.B. Wadenbeinbruch, und dann weiß jeder Arzt auf dem Planeten, was er zu tun hat. Ist hingegen die psych. Diagnose z.B. Angststörung, ist die Therapie letztlich von Patient zu Patient unterschiedlich. Patient MÜller mit Angststörung ist ein ganz anderer Patient als Patient Meier mit Angststörung.
Die Therapie bringt auch nur denen was, die sich dafür öffnen, darauf einlassen und selbst an sich arbeiten. Und man muss sich mit dem Therapeuten gut verstehen. Dazu ist jmd der nicht gerne redet oder analysiert vermutlich nicht direkt geeignet für diese Form der Hilfe.
Ja, ich bin ein sehr selbstkritischer Mensch, daher hab ich vieles schon selbst erkannt und daran gearbeitet. Die Therapie half mir dennoch. Einfach mal erzählen zu können was einen belastet und die Meinung eines Außenstehenden zu hören kann hilfreich sein.
Aber gute Frage ist dafür ja genauso gut. Also hier Fragen zu stellen hat mir auch schon total weitergeholfen. Und für diese nur reden Komponente ist mir das zu aufwändig.
Zumal man hier gleich mehrere Meinung hat, unter denen man evaluieren kann, verleibe ich mir seine Meinung jetzt ein oder schmetter ich sie ab. Auch ein gutes Training.
Leider gibts hier manchmal ein paar Internet Rambos. Aber das ist glaube ich auch ein guter Weg, um sich langsam wieder auf die Winde des Lebens einzustellen.
Ich finde (alleine schon berufsbedingt) Therapie schon sinnvoll. Erfahrungsgemäß kann ich jedoch sagen, dass du mit deinem Therapeuten eine Einheit bilden musst und ihr auf einer Wellenlänge sein müsst damit das was bringt. Die Person, die behandelt, ist oft wichtiger wie die Methodik.
Und es ist eben auch einfach so, dass viele Menschen mit psychischen Erkrankungen mit entspr. Therapie eine wesentlich bessere Chance haben im Leben wieder klar zu kommen, hinzu kommt das Fachwissen über die jeweilige Erkrankung, Psychoedukation und letztlich auch Akzeptanz und Umgang damit.
Heißt aber nicht, dass du außerhalb Psychotherapie nicht auch hilfreiche Dinge findest. Kenne viele, denen alternative Behandlungsmethoden, Heilpraktiker und auch Coaches gut geholfen haben. Ist eben eine sehr individuelle Sache und eine Frage vom Schwerpunkt.
Ich sehe es 1:1 genau so.. mir würde es auch nichts bringen hab auch nur schlechte Erfahrungen mit Therapeuten
Na ja ... Ähem... vielleicht gibt es auch Therapeutinnen und Therapeuten, die die Diagnose kennen, bevor sie wirklich ihre Patientin, ihren Patienten kennengelernt haben.