Seid ihr für oder gegen die Vorratsdatenspeicherung?
Ein nicht neues Thema, mit dem ich mich aktuell wieder befasse, weil ein Ermittler (Stv. Landesvorsitzender Bund Deutscher Kriminalämter, NRW) im Missbrauchsfall Bergisch Gladbach sagte, dass man an viele Täter (30.000 Ermittlungsverfahren) gar nicht dran kommt oder die Beweise nicht ausreichen, weil die IP-Adressen etc. nicht gespeichert wurden. Er sagte u.a. folgendes:
"Wenn das Leben von Kindern uns nichts wert ist, wenn wir als Staat [...] nicht in der Lage sind, unsere Kinder zu schützen, weil der Datenschutz vorgeht [...], dann grauts mir, dann sind die Prioritäten verschoben."
Quelle: ZDF-heute
Das empfinde ich als eine krasse Aussage.
Passend dazu: Erst gestern (06.10.20) hat der EuGH geurteilt, was größtenteils klar war:
- Es ist und bleibt in der EU grundsätzlich verboten
- Es gibt aber laut dem Urteil Ausnahmen (z.B. nationale Sicherheit oder bestimmte Personen)
Was sagt ihr dazu? Geht der Datenschutz vor den Schutz "unserer Kinder"? Ist das überhaupt zu vergleichen? Seid ihr komplett dagegen oder würdet ihr es unter bestimmten Umständen akzeptieren? Ich möchte eure Meinung hören!
Das Ergebnis basiert auf 32 Abstimmungen
12 Antworten
Nach wie vor dagegen. Wird sich auch nie ändern. Eine Vorratsdatenspeicherung darf es nicht geben. Das ist als würdest du alle Autos und Schuhe mit GPS-Chips ausstatten und die Bewegungsdaten davon dauerhaft speichern, weil es ja sein könnte, dass jemand in diesen Schuhen oder dem Auto eine Straftat begeht.
Außerdem: Die Argumentation der CDU-Leute die das schon wieder wollen zeugt davon, dass diese Leute das Internet nicht verstehen.
Eine Vorratsdatenspeicherung bringt gegen Täter, die einfach nur grundlegende Kenntnisse von Internetsicherheit haben, gar nichts. Es ist ein leichtes, sich anonym im Internet zu bewegen. Dagegen hilft keine Vorratsdatenspeicherung.
Mal davon abgesehen, dass wir in einem Land leben, in dem die Polizei schon jetzt Zugriff auf viel zu viele Daten hat und damit Unfug treibt. Hat man ja zuletzt gesehen.
Also: Nein, Nein und nochmals Nein. Auch wenn die CDU noch so sehr davon träumt.
Das ganze wurde dazu noch immer gefilmt und fotografiert, während das Kind nur nach seiner Mutter schrie.
Wozu brauchst du denn da eine Vorratsdatenspeicherung, wenn der Täter die Tat selbst dokumentiert hat und die Behörden die Videos davon haben?
Der Täter wurde ohne Vorratsdatenspeicherung identifiziert und gefasst. Lass dich von so einer Argumentation bitte nicht fangen. Das hat Parallelen zur NPD der 90er- und 00er-Jahre ("Todesstrafe für Kinderschänder"). Totaler Populismus.
Wozu brauchst du denn da eine Vorratsdatenspeicherung, wenn der Täter die Tat selbst dokumentiert hat und die Behörden die Videos davon haben?
Der Täter von dem ich jetzt in dem Zitat sprach wurde diese Woche zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt, die Sache ist durch. Wie ich aber schon sagte geht es hier um weitere 30.000 (!!!) Ermittlungsverfahren. Hier wurden u.a. öfter Fotos und Videos hin und her geschickt, ebenso haben andere sich daran nur ohne Medien hochzuladen beteiligt und z.B. im Chat mitgeschrieben, wie sie ihre Kinder misshandelt haben. Ohne die Vorratsdatenspeicherung gibt es in einigen Fällen ggf. keinen Zugriff mehr auf die Daten, wem die IP zugeordnet war usw.
Hallo TechnickSpezi,
Ein nicht neues Thema, mit dem ich mich aktuell wieder befasse, weil ein Ermittler (Stv. Landesvorsitzender Bund Deutscher Kriminalämter, NRW) im Missbrauchsfall Bergisch Gladbach sagte, dass man an viele Täter (30.000 Ermittlungsverfahren) gar nicht dran kommt oder die Beweise nicht ausreichen, weil die IP-Adressen etc. nicht gespeichert wurden. Er sagte u.a. folgendes:
Da hätte der Herr mal Detailierter werden sollen, denn laut einer Anfrage der Linken konnten bisher 100.000 Haftbefehle nicht vollstreckt werden, weil das Personal fehlt. Nebenbei wurde auch schon öffendlich das selbst in Fällen wo man Rechner und der gleichen von Verdächtigen beschlagnahmt hat, diese nach Ablauf der Verwahrfrist wieder unangetastet herausgeben musste, weil einfach zu wenig Personal da war um die möglichen Beweise zu sichten.
Eine Vorratsdatenspeicherung wird an dem Problem nichts ändern. Aus dem Grund erscheit es eher ein Versuch zu sein mit der Tour die Vorratsdatenspeicherung zu rechtfertigen. Ist immer wieder interessant wie der Datenschutz angeblich ein Problem darstellt, wo es selbst ohne dem in der Vergangenheit schon berechtigterweise hohe Hürden gab. Zudem sollte man nicht vergessen beim Punkt Datenschutz, im Vergleich zur Polizei kann ein Unternehmen im Internet faktisch alles, siehe Tracking.
Ich selbst bin bei dem Thema gespalten, wo es wirklich nötig ist sage ich okay, ansonsten nein.
MfG PlueschTiger
Wenn jemand mit Kindern argumentiert und somit versucht, Interessen über die emotionale Schiene durchzudrücken, werde ich grundsätzlich skeptisch. Zudem, auch wenn es unangenehm ist, wird oft genug nichts gegen sexuellen Kindesmissbrauch unternommen, obwohl es auch ohne Vorratsdaten recht einfach wäre, wie man den immer wieder auftauchenden Skandalen der letzten 20 Jahre entnehemen kann. Das deutet für mich darauf hin, dass das bei weitem nicht das einzige Ziel dieser Agenda ist. Man könnte ja auch ein super tolles Konzept präsentieren, bei dem die gesammelten Daten (offiziell) nicht missbraucht werden können, aber davon hab ich noch nie gehört.
Auch wenn die Ermittlungsbehörden wahrscheinlich tatsächlich größere Erfolge vorweisen könnten, wenn sie mehr Daten zum Auswerten hätten, denke ich, es geht in erster Linie darum, die Bürger noch gläserner zu machen, sodass man sie bei Bedarf leichter kontrollieren und verfolgen kann.
Es ist die Verhältnismäßigkeit, die mir Sorgen bereitet. Ich glaube niemandem sind die Kinder egal und wir alle wissen auch, dass das Internet viele Schattenseiten hat.
Allerdings passiert es dann eben doch immer wieder, dass die Systeme, die für einen bestimmten Anwendungszweck aufgebaut werden, für andere Dinge zweckentfremdet werden. Das sieht man häufiger in anderen Ländern, die eben nicht so einen starken Datenschutz haben, wie die EU.
Golem hat heute diese News live geschaltet → https://www.golem.de/news/whatsapp-signal-telegram-regierung-fordert-nutzerverifizierung-bei-messengern-2103-154629.html
"Demnach sollen Betreiber sogenannter nummernunabhängiger Telekommunikationsdienste wie Messengern oder E-Mail dazu verpflichtet werden, "Identifizierungsmerkmale zu erheben, zu verifizieren und im Einzelfall den Sicherheitsbehörden zur Verfügung stellen"."
Das würde zusätzlich dazu führen, dass private Konzerne Zugriff auf unseren Klarnamen, Geburtstag und Anschrift haben, was ich ebenfalls für sehr fragwürdig halte.
Massenüberwachung bringt nachweislich nicht so viel, wie man denkt und ist ein herber Rückschlag für die Demokratie. Sollte die Vorratsdatenspeicherung im großen Stil zugelassen werden, halte ich das, was den Datenschutz betrifft, für einen großen Schritt zurück.
Wer nichts zu verbergen hat und sich immer an die Gesetze hält sollte der Datenspeicherung zustimmen, wenn man dadurch die Kinder unserer Welt schützen kann.
Es ist abscheulich was in Deutschland mit Kindern passiert und ich versteh nicht, dass dies vielen hier im Forum völlig egal ist.
Das Problem ist nur das dass wohl der Kinder dabei gar nicht interessiert. Das sieht man schon an der Altersverifikationspflicht für 18+ Matterialien. Du musst dich in Deutschland auf Pornoseiten eigentlich ausweisen. Seltsamerweise interessiert es aber den Politikern und dem Gesetz nicht in geringsten, wenn es um Geld geht, denn Onlinespiele wo Kinder Hunderte oder tausende Euro ausgeben können fallen zufälluig nicht unter diese Gesetze.
Mit dem Unterschied, dass es im einen Fall um Diebstahl, im von mir geschilderten Fall um Missbrauch an einem nicht einmal 2 jährigen Mädchen ging. Das ganze wurde dazu noch immer gefilmt und fotografiert, während das Kind nur nach seiner Mutter schrie. Das ist ein erheblicher Unterschied, weswegen ich das Beispiel nicht ganz annehmen kann.