schwere depressionen was kann ich tun?

4 Antworten

Grundsätzlich muss eine Depression von einem Facharzt für Psychiatrie (Psychiater) diagnostiziert werden.

Offizielle Diagnosekriterien

Bei Depressionen wird gemäss dem internationalen Diagnoseverzeichnis ICD-10 (welches auch hierzulande gilt) zwischen 3 Haupt- und 7 Nebensymptomen unterschieden. Diese Symptome müssen in klinischer Relevanz (ausreichender Stärke) für mindestens 2 Wochen dauerhaft vorhanden sein, bevor man von einer Depression spricht. Je nach Anzahl und Ausgeprägtheit werden Depressionen in „leicht“, „mittelgradig“ oder „schwer“ eingeteilt.

  • Leichte Depression: mind. 2 Haupt- und 2 Nebensymptome. Der betroffene Patient ist im Allgemeinen davon beeinträchtigt, aber oft in der Lage, die meisten Aktivitäten fortzusetzen.
  • Mittelgradige Depression: mind. 2 Haupt- und 3-4 Nebensymptome. Der betroffene Patient hat meist grosse Schwierigkeiten, alltägliche Aktivitäten fortzusetzen.
  • Schwere Depression: 3 Haupt- und 5 oder mehr Nebensymptome. Der betroffene Patient ist nicht im Stande, alltäglichen Aktivitäten nachzugehen.

Hauptsymptome gemäss ICD-10 sind:

  • Depressive Stimmung, in einem für die Betroffenen deutlich ungewöhnlichen Ausmass, die meiste Zeit des Tages, fast jeden Tag, im Wesentlichen unbeeinflusst von den Umständen
  • Interessens- und Freudeverlust an Aktivitäten, die normalerweise angenehm waren
  • Verminderter Antrieb und/oder erhöhte Ermüdbarkeit

Nebensymptome gemäss ICD-10:

  • Verlust des Selbstvertrauens oder Selbstwertgefühls
  • Unbegründete Selbstvorwürfe oder ausgeprägte, unangemessene Schuldgefühle
  • Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder an Suizid sowie suizidales Verhalten
  • Klagen über oder Nachweis eines verminderten Denk- oder Konzentrationsvermögens, Unschlüssigkeit oder Unentschlossenheit
  • Psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung (subjektiv oder objektiv)
  • Schlafstörungen jeder Art
  • Appetitverlust oder gesteigerter Appetit mit entsprechender Gewichtsveränderung

Patienten erwähnen ebenfalls eine Vielzahl anderer Symptome, welche hier nicht aufgeführt sind. Dazu gehören vor allem Hoffnungslosigkeit, negatives Denken/Gedankenkreisen, Unwirklichkeits-/Entfremdungsgefühle (Depersonalisation/Derealisation), sexuelles Desinteresse, selbstverletzendes Verhalten (SVV) und körperliche Beschwerden (z.B. Schmerzen).

Doch wie bereits erwähnt: Eine zuverlässige Diagnose kann nur eine Fachperson stellen.

Behandlungsmöglichkeiten

Je nach Schweregrad der Depression kommen unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten in Frage.

In jedem Fall sollte eine Psychotherapie erfolgen. Sie ist das einzige Verfahren welches das Potenzial zur Heilung hat. Zudem hat eine Psychotherapie keine Nebenwirkungen. Das Problem ist allerdings, dass es oft Monate oder gar Jahre dauert bis eine Psychotherapie wirkt. Dafür ist sie nachhaltig.

Sport ist das einzige Verfahren welches die Patienten selbst ausüben können. Sport und insbesondere Ausdauersport hat eine nachweislich stark antidepressive Wirkung. Begonnen werden kann klein, empfohlen werden jedoch mind. 4 Trainingseinheiten die Woche an mind. 20-30 Minuten. Im Idealfall erfolgt die sportliche Betätigung täglich. Bis sich ein erster Effekt bemerkbar macht kann es mehrere Wochen dauern. Das Problem ist alleding, dass Menschen mit Depressionen oft antriebs- und motivationslos sind und sich demnach nicht zu Sport aufraffen können. Da hilft nur eiserner Wille und Disziplin.

Bei schwereren Depressionen werden auch Medikamente verschrieben. Allen voran Antidepressiva aber auch sogenannte Zusatzmedikamente wie Lithium (Mood-Stabilizer), Quetiapin (atypisches Antipsychotikum) etc. Diese Medikamente müssen täglich eingenommen werden, können vor allem zu Beginn der Behandlung zahlreiche Nebenwirkungen haben und wirken erst nach 2-5 Wochen. Die Wirksamkeit dieser Medikamente gilt zudem als "verbesserungswürdig". Es gibt zwar eine Minderheit aller Patienten welche positiv auf das erste Medikament anspricht das ihnen verschrieben wird, doch die Mehrheit muss erst mehrere Arzneimittel durchprobieren bevor eines gefunden wird das hilft. Oft wird auch nur eine Teilwirkung erzielt und eine nicht unbedeutende Minderheit spricht generell nicht auf eine medikamentöse Behandlung an.

Bei schwersten behandlungsresitenten Depressionen besteht noch die Möglichkeit einer Elektrokonvulsationstherapie (EKT). Die EKT ist das brachialste aber effektivste Verfahren zur Behandlung von Depressionen. Der Patient erhält eine Vollnarkose und ein muskelrelaxierendes Mittel. Wenn er ohne Bewusstsein und Empfinden ist wird ein Stromstoss durch sein Gehirn geleitet welcher auf künstliche Weise einen generalisierten Krampfanfall auslöst. Zu Beginn der Behandlung sind 3 EKT's die Woche notwendig, dann wird der Intervall grösser. Häufige Nebenwirkungen sind Gedächtnisverlust, Schmerzen aufgrund von Kieferkrämpfen, Kopfschmerzen etc. Die EKT wird -wie bereits erwähnt- nur bei absolut schwersten und behandlungsresistenten Depressionen eingesetzt.


ollie69800  12.05.2024, 14:38

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen. Die Einteilung ist oft für den nicht informierten Leser etwas irreführend...da vermeitlich "leichte" Depressionen ebenso eine schlimme Qual sind, auch wenn man alles im Alltag noch weiterauführen kann..nur geschieht das dann als "Zombie" ohne Gefühle und mit schlimmen Ängsten. "Leichte" Depressionen können einen genauso mühelos auf die Brücke für den letzten großen Plumms treiben...

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Oje hört sich nicht gut an...geh ins Krankenhaus oder spätestens morgen zum Arzt!

Dieser erste Schritt ist oft schwer, aber er lohnt sich...

Ich habe damals auch viel zu lange mit meinen Depressionen gewartet bis ich mir Hilfe gesucht habe und es wurde immer schlimmer in meiner einsamen düsteren Welt.

Bin dann zum Hausarzt,dann am nächsten Tag ins Krankenhaus zum Gespräch mit einem Psychatriearzt...zwei Tage später gings in die Tagesklinik. Parallel zum Arzt für Psychiatrie/Neurologe für die Medis...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

aweeddddfef 
Fragesteller
 13.05.2024, 02:54

was erwartet mich dann beim arzt? also was kann der machen? verschreibt dir mir nur ein medikament oder?

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