Öffentliche oder private Uni/ FH?

3 Antworten

Ich kann meinem Vorredner liavah leider nicht beiwohnen. Ich habe jeden Tag als Personalverantwortlicher mit Absolventen ganz vieler Hochschule und Universitäten zu tun. Ich finde an Deutschland gerade so toll, dass es die vielen Bildungswege gibt. Menschen sind sehr verschieden und je nach Typ passen auch die unterschiedlichen Hochschultypen.

Gerade das Argument, dass man sich bei einer privaten Hochschule ein Abschluss erkauft, kann ich aus meiner Erfahrung überhaupt nicht bestätigen. Vielmehr finde ich diese Haltung gegenüber den Studieninteressierten gefährlich. Es gibt in Deutschland heute so viele Möglichkeiten auch ein kostenpflichtiges Studium zu finanzieren, dass keine Einkommensschicht darauf verzichten muss - wenn man nur will.

Private Hochschulen bieten einen ganz besonderen Service an - das organisierte, fokussierte Studium. Sicher mag es unter den Hochschulen die eine oder andere geben, die andere Ziele verfolgt (dafür gibt es Akkreditierungen, Bewertungen und Ranking) - aber in der Regel empfinde ich es so. Es gibt sodann Studierende, die sehr stark in ihrer Entwicklung nach der Schule von so einem System profitieren. Studierende, die sich in kleineren Gruppen wohler fühlen als in überfüllten Hörsälen und die es schätzen, dass die Hochschule sich für die Studierenden interessiert. Das heißt nicht, dass es nicht genauso andere Typen Studierende gibt, die das andere System für sich besser finden.

Die Bewerber, die ich von privaten Hochschulen erhalte, sind zum Teil motivierter, zielstrebiger und engagierter als Bewerber von staatlichen Hochschulen. Sie haben für ihre Bildung viel Geld in die Hand genommen und wissen dies oftmals sehr zu schätzen, dass sie in kleineren Gruppen, mit moderner Ausstattung und gut organisierten Institutionen Ihren Weg auf den Arbeitsmarkt antreten. Natürlich gibt es genauso gute Bewerber von staatlichen Hochschulen.

Ich möchte also dem Fragenden mitgeben, dass es nicht immer 'besser' oder 'schlechter' gibt - sondern 'anders'. Studieninteressierte sollten sich fragen welches System besser zu ihnen passt. Am Ende profitiert davon die eigene Motivation und hohe Motivation wird in besseren Leistungen und in gefestigtne Persönlichkeiten enden. Im Unternehmen ist das wiederum genau was ich suche - junge, engagierte Menschen, die etwas erreichen wollen und sich selbst dabei gut einschätzen können. Eine überzeugende Persönlichkeit ist mir am Ende wichtiger als jede einzelne Note eines Abschlusses. Ein Bewerber, der aber für seine Bildung Geld bezahlt hat (an einer renommierten(!) privaten Uni - und ja wir können das einschätzen) und mit guten Leistungen und einer gefestigten Persönlichkeit daher kommt, ist bei uns im Unternehmen genau richtig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – durch eigene Kinder

Ein "Bezahlstudium" gilt in Deutschland immer noch als unschön, erweckt es doch den Anschein, man könnte sich einen Titel "erkaufen". Und dass die Privaten eine hohe Abschlussrate haben möchten, ist sicher auch vom "Einkommen" der Hochschulen abhängig.

Insgesamt heißt das: Wer bezahlt, bekommt das Studium - auch wenn teilweise "Pseudo-Auswahlverfahren" suggerieren, auch die privaten Hochschulen würden ihre Klientel säuberlichst aussuchen.

Ob das im Einzelfall immer so ist, sei dahingestellt.

Fakt ist: Die Unterschiede in Deutschland sind marginal.
Eher, so empfinde ich, im Gegenteil: Es gibt viele, gute, renommierte, staatliche Hochschulen - und etliche private, die von Chaos und schlechter Bildung regiert werden. Umgekehrt sicher auch...

Viele private Hochschulen springen eben angebotsmäßig in eine Lücke; wenn also das Angebot an den staatlichen Hochschulen nicht genügt und deutlich mehr Nachfrage da ist. Natürlich, denn nur so rentiert sich das und es gibt zahlendes Klientel.

  • Die Nachfrage an den staatlichen Hochschuel ist zu hoch und damit auch der NC. (Beispiele: Psychologie). Hier sind in den letzten Jahren etliche Angebote an privaten Hochschulen entstanden.
  • Angebote, die "hipp" klingen und gerade im Trend sind, werden von privaten Hochschulen gerne aufgegriffen (Aktuelle Beispiele: Studiengänge mit "Irgendwas mit Medien", IT in der Gaming-/Spielebranche).

Ob das Angebot immer dem Markt (und damit irgendwo auch: einem selbst) gerecht wird, sei dahingestellt. Oft können das die etablierten Studiengänge (wie Informatik) auch leisten - nur klingt das eben nicht so modern und hipp und toll.

Bildung in Deutschland an den Hochschulen ist kostenlos. Das ist ein rares Gut - man schaue in die USA, wo (Hochschul-)bildung horrendes Geld kostet und immens von dem Einkommen abhängig ist.

Ich möchte das für Deutschland nicht haben.

Für mich heißt das: Ohne Not würde ich in Deutschland nicht auf eine private Hochschule gehen - und auch nicht gehen wollen.


liavah  01.11.2019, 20:09

Nachtrag noch:

Viele private Hochschulen werben exzessiv. Das müssen sie auch, um an zahlendes Klienteil zu kommen.

Wie das aber so ist: Werbung ist nicht Wirklichkeit. Ob die Gruppen dann immer so klein sind, die Atmosphäre so einzigartig, die Räumlichkeiten modern und offen, die Konzeption stimmig und ob alle Dozenten und Studierenden so motiviert und lernbereit sind, merkt man meist erst im Nachhinein.
Wird zu offensichtlich mit "Hochglanz" geworben, wäre ich sehr vorsichtig.

Die staatlichen Hochschulen haben das nicht nötig. Da gibt es dann in den Prospekten weniger Bildchen, dafür mehr nüchternen Text. Und das kann durchaus informativer sein.

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In Deutschland sind die unterchiede nicht so deutlich, aber im Ausland gibt es sündhaft teure Universitäten die regelrehte Kaderschmieden sind.

Fast jeder englische Premierminister war auf Eton, Cambridge oder Oxford gewesen.