Müssen Katholiken z. B. auch dem Mörder ihrer Familie verzeihen?

8 Antworten

Nur, wer die aufrichtige Vergebung mal praktiziert hat, weiß, wie befreiend das sein kann. Und zwar befreiend für die Opfer...

Vergebung bedeutet nicht (!!!), daß man etwas Schlechtes gut findet.

Denk einfach mal darüber nach, was passiert, wenn dieser Vater aus Deinem Beispiel den Rest seines Lebens die Hassgefühle gegenüber dem Täter nicht loslassen will. Bringt es ihm denn den gewünschten Seelenfrieden, sich in Hass zu wälzen?

Wer sein Leben lang mit dem Schmerz und Kummer aufgrund solcher Ereignisse lebt, tut dies, weil er es nicht anders will.

Die Vergebung dient also weniger dem Täter als dem Opfer.

Der Täter wird selbst mit dem Leid, daß er verursacht hat, leben müssen. Und falls ihm die Fähigkeit zur Reue nicht gänzlich fehlt, ist das durchaus unangenehm.

Fehlt sie ihm jedoch, wird auch sämtlicher Hass seitens seiner Opfer ihm nichts bedeuten.

Bedenke auch mal folgendes: Wie schuldig fühlst Du Dich wohl erst, wenn jemand, dem Du (vielleicht absichtlich?) weh getan hast, sagt, daß er es Dir verzeiht?

Die menschliche Psyche ist schon ein seltsames Pflänzchen.

warehouse14

Ich schliesse mich den Worten von Warehouse an.

Möchte noch ergänzen:

Wenn das grad eben passiert ist, dann darf der Mann zuerst einfach mal tief trauern. Er darf weinen und klagen und zutiefst trauern. Den Verlust von geliebten Menschen verkraften, braucht zuerst mal ganz viel Zeit.

Dann ist ja noch die Frage, ob diese beiden Menschen bewusst und kaltblütig und geplant umgebracht wurden.

Oder war es ein schreckliches Unglück?

Alles zu seiner Zeit. Die Wunde muss von innen heraus heilen und wenn Vergebung an der Zeit sein sollte, wird er es merken.

Allerdings fallen mir so spontan gar keine  Beispiele aus der Bibel ein, bei denen wir vergeben müssten, ohne dass der Schuldige seine Schuld erkannt und bekannt hat und sie ihm leid tut. Aber vielleicht kann mir da jemand weiterhelfen?

Hallo!
Erstmal:
Nicht alle Christen sind Katholiken und nicht alle Katholiken sind Christen.

Zu deiner Frage:
Klar, dein Beispiel ist schrecklich! Es ist wirklich eine sehr verzwickte Situation voll Trauer, Wut und Verzweiflung.

Wir sollten uns aber erst einmal fragen, WARUM Gott schwierige Situationen zulässt...

Schwere Zeiten sind immer Zeiten, um uns zu prüfen.
Aber wusstest du, dass in der Bibel steht, dass Gott Christen nicht über ihre Grenzen hinaus versucht/prüft? Außerdem schafft er auch immer den Ausweg aus den Situationen.

Schwere Zeiten sind dazu da, um uns zu helfen, um uns im Glauben zu stärken und sich neu auf Gott auszurichten.

Und konkret auf das Thema Vergebung:

Vergebung ist eines der Schwierigsten Dinge, die ein Mensch tun kann. In der heutigen Gesellschaft wird man belächelt, wenn man vergibt, aber zeigt sich in Vergebung nicht wahre Stärke?

Christen wollen anderen vergeben, weil Gott ihnen ihre Sünde vergeben hat.
Außerdem kann Vergebung so befreiend sein!

Wenn du dich für das Thema interessierst, empfehle ich dir unbedingt den Film "Amish grace".
Es handelt von einem schrecklichen Attentat eines Mannes, der in einer Amisch-Schule in den USA fünf Mädchen erschießt.
Der Film wird aus der Sicht einer trauernden Mutter erzählt und zeigt sehr schön ihren Inneren Kampf.

DER FILM BASIERT AUF EINER WAHREN BEGEBENHEIT!

Du kannst ihn dir auch auf Englisch auf Youtube ansehen.

Ich hoffe, Ich konnte dir deine Frage zufriedenstellend beantworten. Weitere Fragen schreibe gerne in die Kommis.

Mit vielen Grüßen,
Cassie


JensPeter  04.11.2015, 00:30

Gute Antwort, Cassie5!

Man sollte darüber nachdenken wie man in diesem Fall die "goldene Regel" anwenden sollte:

Lukas 6:31 Und wie ihr wollt, daß euch die Menschen tun, so tut auch ihnen.

Sich also in die Person des Schuldigen hineinversetzen und überlegen was jetzt das Richtige wäre.

Beste Grüße

JensPeter

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Hallo thomas19000,

du hast doch sicher schon öfter in Mt 6 das "Vaterunser" gelesen und die Verse drumherum. 

Sowohl im Gebet als auch in der anschließenden Erklärung verlangt Jesus von dem, der im Gebet Vergebung seiner Sünden erbittet, dass dieser selbst bereits allen, die gegen ihn gesündigt haben, vergeben hat. (Die entsprechenden Textpassagen habe ich durch Fettdruck hervorgehoben.)

Diesen einfachen Text versteht wohl jeder. Da kann man nichts hinein-, aber auch nichts herausinterpretieren.

Zum besseren Verständnis habe ich dir Mt 6, 9-15 aus zwei verschiedenen    Übersetzungen kopiert. Zunächst aus der Neues Leben. Die Bibel (NLB).                                                                                                                                                                                                            

9  So sollt ihr beten: `Unser Vater im Himmel, dein Name werde geehrt. 10 Dein Reich komme bald. Dein Wille erfülle sich hier auf der Erde genauso wie im Himmel. 11 Schenk uns heute unser tägliches Brot1 12 und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir denen vergeben haben, die an uns schuldig geworden sind. 13 Lass nicht zu, dass wir der Versuchung nachgeben, sondern erlöse uns von dem Bösen2.´ 14 Wenn ihr denen vergebt, die euch Böses angetan haben, wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben. 15 Wenn ihr euch aber weigert, anderen zu vergeben, wird euer Vater euch auch nicht vergeben.

Zum Studiumsvergleich noch einmal derselbe Text nach der 

Einheitsübersetzumg (EÜ):

 9 So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt,1 10 dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde. 11 Gib uns heute das Brot, das wir brauchen. 12 Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben. 13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen.2 14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. 15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Wenn du jetzt mal schaust, welche Begriffe jetzt hier synonym für "Schulden" verwandt werden: Schulden - Verfehlungen - Schuld - Böses.

Das alles muss vergeben werden - wenn wir Vergebung von Gott erwarten.

Aber, du bist mit deiner Frage in "guter Gesellschaft". Während du fragst, was man alles vergeben muss, fragt der Apostel Petrus, wie oft wir vergeben müssen. Das können wir lesen in Mt 18,21-35 (HFA) :

21 Da fragte Petrus: "Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er mir Unrecht tut? Ist siebenmal denn nicht genug?" 

22 "Nein", antwortete Jesus. "Nicht nur siebenmal, sondern siebzig mal siebenmal. 

23 Man kann die neue Welt Gottes mit einem König vergleichen, der mit seinen Verwaltern abrechnen wollte. 24 Zu ihnen gehörte ein Mann, der ihm einen Millionenbetrag schuldete. 25 Aber er konnte diese Schuld nicht bezahlen. Deshalb wollte der König ihn, seine Frau, seine Kinder und seinen gesamten Besitz verkaufen lassen, um wenigstens einen Teil seines Geldes zu bekommen. 

26 Doch der Mann fiel vor dem König nieder und flehte ihn an: 'Herr, hab noch etwas Geduld! Ich will ja alles bezahlen.' 27 Da hatte der König Mitleid. Er gab ihn frei und erließ ihm seine Schulden. 

28 Kaum war der Mann frei, ging er zu einem der anderen Verwalter, der ihm einen kleinen Betrag schuldete, packte ihn, würgte ihn und schrie: 'Bezahl jetzt endlich deine Schulden!' 29 Da fiel der andere vor ihm nieder und bettelte: 'Hab noch etwas Geduld! Ich will ja alles bezahlen.' 30 Aber der Verwalter wollte nicht warten und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er alles bezahlt hätte. 

31 Als nun die anderen sahen, was sich da ereignet hatte, waren sie empört und berichteten es dem König. 32 Da ließ der König den Verwalter zu sich kommen und sagte: 'Was bist du doch für ein hartherziger Mensch! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich darum gebeten hast. 

33 Hättest du da nicht auch mit meinem anderen Verwalter Erbarmen haben können, so wie ich mit dir?' 34 Zornig übergab er ihn den Folterknechten. Sie sollten ihn erst dann wieder freilassen, wenn er alle seine Schulden zurückgezahlt hätte. 

35 Auf die gleiche Art wird mein Vater im Himmel euch behandeln, wenn ihr euch weigert, eurem Bruder wirklich zu vergeben."

Alle Menschen haben von ihren Vorfahren Adam und Eva den Tod geerbt, der erste, der zweite und alle anderen Verwalter - der Vater die Mutter,das Baby. Und der Mörder. 

Wie der barmherzige König, von dem Jesus sagt, dass er seinen Vater im Himmel veranschaulicht, bereit ist, allen die Schulden zu erlassen, so gibt Gott allen die an Jesus glauben und danach leben die Gelegenheit ewiges Leben zu erlangen.

Aber nicht, wenn sie die Gesinnung des unerbittlichen Verwalters haben.

Grüße, kdd  

Nach der Bibel soll man jedem verzeihen. Verzwihen heißt ja nicht "Ey ich hab deine Frau und dein Kind umgebracht" "Alles klar alter kein Problem is vergessen", verzeihen kann ja auch heißen man redet drüber und am ende kann man trotzdem wieder befreundet sein. Allerdings schreibt einem die Bibel nicht vor dass man jeden seiner Feinde als besten Freund sehen muss. Der Mann soll dem Mörder verzeihen aber er kann ihm aus dem Weg gehen.