Menschen mit Hörbehinderung und Hörgeräte/implantate-Träger..

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Wegen des Fehlens des Hörvermögens. Weil es eben ja an das Hörvermögen fehlt.

CI und Hörgeräte sind nicht da um das gleich Hörniveau wie eines Hörendes anzugleichen. Sondern sie sind nur ein Hilfsmittel um besser "Hören" zu können.

Zwar können die Tauben bzw. Schwerhörigen reden, jedoch nicht die gleiche Akzent bzw. die Lautsprachartikulation wie bei Euch die Hörenden. Normalerweise kann man seine eigene Stimme und die Aussprache kontrollieren, solange aber nur wenn man es hören kann. Durch das Fehlen eines Gehörs ist es schwierig eine richtige Lautsprachartikulation zu verwenden. (Bei Euch Hörenden lernt ihr jede Sekunde wie man ausspricht, während bei Tauben paar Male am Tag oder in der Woche - explizit - gelernt wird. Da fehlt ständiges Trainieren. Auch wenn man es versucht, kommt es trotzdem zu einem anderen Akzent, weil sie eben die richtige Lautsprachartikulation nicht kennen). Daher ist bei jedem Tauben unterschiedlich. Manche können besser sprechen, während andere nicht so gut. Es hängt ja von vielen Faktoren ab, z.B. die Erziehung, die Schule, die Umfeld, eigene Wille um es zu lernen. Wie kann man einem beibringen, z.B. richtig "Z" auszusprechen. Und nebenbei, in jedem Land ist die Aussprache sehr unterschiedlich. Darauf kommt es auf das Hören an, eigene Stimme und die Aussprache zu kontrollieren.

Es ist unmöglich einen Tauben beizubringen, die volle richtige Lautspracheartikulation / das Sprechen zu erziehen. Zwar kann man es nur verbessern, aber nie auf das gleiche Niveau wie eines Nicht-Taubens.

Deswegen haben sie eine eigene Sprache, die Gebärdensprache. Mit dieser Sprache können sie perfekt beherrschen und mit anderen Tauben kommunizieren. Umgekehrt können sich die Hörenden auch nie 100%ig volle "taube" Gebärdensprache beherrschen, nur annährend sehr gut, aber niemals das gleiche Niveau wie eines Taubens.


rinna  09.01.2014, 13:28

genauso würde ich auch antworten :)

nur bei einem muss ich doch widersprechen: ich lebe seit meiner kindheit in der tauben-welt und kultur. dh. ich war als kind oft mit erwachsenen taube und DGS kompetente personen unterwegs. meine eltern sind selbst auch taub. und ein paar von den freunden meiner eltern kam mal auf mich zu, als ich klein war. der mann hat mich gefragt, ob ich glaube, dass seine frau taub seie. und ich so: ja, so wie sie gebärdet und mich so gut versteht. war ne logische vorstellung von mir. allerdings war sie hörend. ja echt, hörend. sie hat sich sehr in ihrem mann verliebt, und so kamen sie zusammen. er hat ihr das alles beigebracht und heute kann sie so verhalten und gebärden, dass man sich erschrickt, dass sie hörend ist. es gibt immer wieder hörende, die so perfekt die gebärdensprache und kultur der tauben aneignen können. nicht alle schaffen das, natürlich, aber es ist dasselbe wie bei einer sprache oder kultur. je näher oder tiefer man in einer kultur oder sprache drin ist, desto eher kann man sich dessen komplett annehmen. hier darf man nicht vergessen, dass es auch CODAs gibt. (Children Of Deaf Adults), also hörende kinder tauber eltern. ein teil von ihnen könnte als taub durchgehen. ein anderer teil leider auch nicht, weil die taube eltern so sehr vom oralismus gehirngewaschen sind, und deswegen mit ihren kindern nur in lautsprache kommunizierten, wenn nicht auch sehr schlecht. das trägt leider sehr wenig zum guten bindung zwischen dem hörenden kind und taubem eltern bei. leider.

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Quantom  09.01.2014, 18:44
@rinna

Danke für deine Zustimmung.

Zu dem Widerspruch: Es mag sein, dass sie sich die Gebärdensprache bestens auskennt. Vergiss nicht, ob es alle auch so sehen. Und zweiter Faktor liegt es auch daran, dass sie nur annährend gut ist, weil sie eben die Erfahrung als "Taub-Sein" fehlt und .. vor allem hat sie kein "Deafhood". Mit diesen Faktoren gehören zu den entscheidenden Schritten zur freien flüssigen Vollständigung der Gebärdensprache.

Aber möglicherweise gibt es extrem extrem selten, dass die Hörende perfekt gebärden können und ebenso wie bei Tauben, die perfekt akzentfrei sprechen können. Vielleicht ist die Wahrscheinlichkeit von 1:10000000000000000000000000000000000000. ;) Daher ist es nicht nötig sie im Statistik besonders zu bewerten bzw. darüber zu diskutieren.

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Die vorigen Antworten geben das Problem schon sehr gut wieder. Ich höre z.B. mit dem rechten Ohr fast gar nichts ohne Hörgerät, mit dem linken etwa 30-40%, wobei ich die Zischlaute wie s, sch, z, x... mehr oder weniger gar nicht höre. Mit den Hörgeräten komme ich rechts auf 30% Wortverständnis, rechts auf 60-70%. Weil ich die Zischlaute schon als Kind kaum gehört habe, klingen diese bei mir komisch oder verwaschen, obwohl ich lang Sprachtherapie hatte. Aber wenn man es nicht kontrollieren kann, spricht man dann halt wieder schlampig... Und man merkt oft nicht ob man zu leise oder zu laut redet.

Ja klar ist die Phonetik, Metrik, Artikulation, Betonung, Melodie und sogar Grammatik eine andere als die von Hörenden.

Als Analogie: Blinde schreiben auch nicht mit regelmäßigen Ziffernbreite und -Höhe sowie keine regelmäßigen Zeilenabstände auf einem Blatt Papier, aber sie tun es halt. Weil sie es müssen.

Taube müssen auch heute leider noch sprechen um im allerletzen Notfall auf irgendwas irgendwie angemessen zu reagieren. Sie passen sich an die Hörenden an, obwohl es umgekehrt sein sollte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wie soll jemand denn "normal" sprechen, wenn er kein Vorbild dafür hat? So, wie er versteht, so wie er hört, so gibt er wieder.

Wir haben sprechen gelernt, weil Mama und Papa uns ständig was vorgesprochen haben. Wenn wir es gut hören konnten, konnten wir auch lernen, es richtig und korrekt wiederzugeben. Bei einer Hörbehinderung fällt das weg.

Ich bin an Taubheit grenzend schwerhörig in beiden Ohren, trage sehr starke Hörgeräte. Man sagt auch, dass ich etwas "verwaschen" spreche. Das liegt daran, dass man sich selbst nicht richtig hören kann.