Medizinstudium mit leichter bipolarer Störung?

3 Antworten

Natürlich geht das.

Wenn du wirklich willst, dann geht das auch. Lass dir nur von niemandem was einreden. Wenn du nur eine leichte bipolare Störung hast, kannst du sogar, wenn du ganz fest daran glaubst und mit deiner ganzen Energie darum kämpfst, komplett gesund werden. Auch wenn deine Ärzte oder Therapeuten was anders behaupten sollten. Auch nach vielen Jahren. Ich bin zum Beispiel hochsensibel und hatte deshalb mein Leben lang immer schlimme Ängste und soziale Probleme. Erst mit 26 Jahren habe ich zufällig herausgefunden, dass ich hochsensibel bin. Und jetzt, mit fast 28 Jahren bin ich meine Ängste und auch noch ein schlimmes Trauma fast vollständig losgeworden. Und das ohne Medikamente und ohne jede Therapie. Es ist definitiv nicht leicht, aber es ist möglich. Mein persönlicher Satz, an den ich mich immer geklammert habe: Wenn ich etwas wirklich schaffen will, und tief in meinem Inneren spüre, dass ich es schaffen kann, dann kann ich es schaffen, auch wenn alle anderen das Gegenteil behaupten. Bei mir hat der Satz gewirkt. Und bei dir wird er auch wirken! Also: Verfolge deinen Traumberuf und lass dich durch nichts davon abhalten! Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Erfolg!

Pauschal lässt sich sowas leider unmöglich sagen, da man über Verlauf und Prognose einer bipolaren Störung nur mutmaßen kann und viele bewegliche Teile darin involviert sind: Schwere der Erkrankung, ob der Betroffene sich behandeln lässt und wie diese Behandlung aussieht (insbesondere Medikation!) , sonstige Bewältigungsressourcen und Coping-Mechanismen, die allgemeine psychosoziale Situation des Betroffenen, Lebensstil, weitere Erkrankungen, einschneidende Lebensereignisse in der Zukunft, etc.

Grundsätzlich lässt sich meines Wissens nach nur sagen , dass Betroffenen in der Regel nur Berufe bzw. Stellen verwehrt bleiben , die mit einer Verbeamtung verbunden sind. Ansonsten kann man unabhängig vom konkreten Einzelfall unmöglich sagen, dass der Betroffene aufgrund seiner Erkrankung den Beruf X oder Ausbildung/ Studium Y nicht ausüben/ absolvieren kann.

In die Entscheidung hinsichtlich deiner Berufswahl solltest du aber folgendes mit einbeziehen :

- Für Menschen mit einer bipolaren Störung ist es extrem wichtig , dass sie ausreichend schlafen , wenn möglich einen geregelten Alltag führen und gut mit ihren Ressourcen haushalten können.

Dinge wie Schlafmangel oder chronische Überlastung/ Überarbeitung ( psychisch wie physisch) sollten so gut es nur geht vermieden werden, da diese Krankheitsphasen begünstigen und auslösen können. Inwiefern das mit dem Beruf des Arztes vereinbar ist, insbesondere im Hinblick auf Schichtdienst, Nachtschichten, unregelmäßige Arbeitszeiten etc., vermag ich allerdings nicht zu beurteilen.

- falls irgendwann Medikamente erforderlich sein sollten, müssten die Nebenwirkungen beachtet werden. Eingeschränkte Reaktionszeiten , Konzentrationsprobleme oder Tremor zum Beispiel könnten vielleicht weniger optimal für einen Chirurgen etwa sein. Nur so ein Gedanke .

- du solltest darüber nachdenken, wie gut du mit Leistungsdruck im Studium umgehen kannst , und Zeitdruck und Verantwortung in der Berufspraxis .

Auch Weil das Studium natürlich ziemlich Lern- und Stressintensiv ist. Das ist natürlich von Mensch zu unterschiedlich, auch bei Gesunden Menschen, aber als Betroffener wüsste ich nicht ob ich mit so viel Druck und Verantwortung langfristig klar käme. Wenn nicht, kann das auf Dauer natürlich ebenfalls Krankheitsphasen begünstigen.

- abhängig von der Schwere der Krankheit und dem weiteren Verlauf in der Zukunft ist es essentiell, dass du langfristig stabil bleibst, Selbstreflektieren kannst , und lernst deine individuellen Warnzeichen für neue Krankheitsphasen zu erkennen. Und natürlich, wie du dann am besten intervenieren kannst.

Während Depressive Episoden vielleicht weniger problematisch erscheinen, könnte es im Rahmen einer richtigen Manie ( insbesondere bei einer Psychose mit Wahnvorstellungen oder Halluzinationen!) Schwierigkeiten geben. Manische Episoden könnten dazu führen, dass du deinen Aufgaben, Pflichten und deiner Verantwortung als Arzt temporär nicht gewachsen sein könntest. Auch deswegen hatte ich das zuvor angesprochen. Du könntest dann zum Beispiel durch die typische manische Symptomatik bei Vorgesetzten und Patienten negativ auffallen, oder im Schlimmsten Fall Leben und Gesundheit deiner Patienten gefährden. Das ist zumindest eine MÖGLICHKEIT, die man im Hinterkopf behalten sollte.

Aber abgesehen von diesen Aspekten und Dingen die du beachten solltest spricht grundsätzlich nichts dagegen, dass du Arzt wirst. Du solltest lediglich sicher gehen, dass das ganze für dich persönlich alles gut zusammen passt.

Ganz wichtig ist (auch jenseits von Berufswahl etc.) dass du gut auf dich acht gibst und mit der Zeit lernst ,wie du deine Erkrankung am besten managen kannst. Das gilt nicht nur für die Intervalle in der du aktive Krankheitsphasen hast , sondern vielmehr für die Zeit dazwischen, wenn du dich nicht in einer manischen oder depressiven Episode befindest. Bei der Behandlung und im Umgang mit der Erkrankung steht der prophylaktische Aspekt an vorderster Stelle.

Deswegen musst du für dich abklären , ob das Medizin Studium oder der Beruf des Arztes sich negativ auf deine Erkrankung auswirken kann/wird , insbesondere langfristig. Also im Hinblick auf deine Prognose. Wenn dem so sein sollte , muss ich leider sagen, ist dein Vorhaben im Vorraus schon zum scheitern verurteilt. Egal was du machst, egal wie sehr du Arzt werden möchtest... wenn sich das Studium oder der Beruf negativ auswirken , und du wider besseren Wissens weiter machst , wird sich das böse rächen. Kann ich aus eigener Erfahrung sagen.

Sevven

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung