Logopäde werden auch wenn man selbst stottert?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo, eine Freundin von mir wird auch Logopädin. An ihrer Schule wird das so gehandhabt, dass man am Anfang oder bzw. bevor man angenommen wird, einen Sprachtest machen muss, bei dem festgestellt wird, ob du selbst irgendwelche Probleme hast. Wenn in ihrer Schule jemand selbst nicht fehlerfrei spricht zu Beginn der Ausbildung, dann ist er das "Versuchskaninchen" für die Azubis, die schon im 2. Lehrjahr sind. Sie werden dann also von Schülern, die schon weiter sind, therapiert. Somit kann jemand, der z.B. stottert, behandelt werden und ein anderer Azubi hat gleichzeitig die Chance, an ihm zu üben und sich zu verbessern. Das alles geschieht unter Aufsicht, damit keiner falsch therapiert wird.

Also: Grundsätzlich ist es möglich trotz eigener Probleme Logopäde zu werden. Aber ich kann dir natürlich nicht sagen, ob das an allen Schulen so gemacht wird. Informiere dich vorher einfach an Schulen, die für dich in Frage kommen.

Hallo,

meiner Erfahrung nach sind die Kollegen von mir, die früher selbst ehemalige Stotterer waren, die besten Therapeuten überhaupt für dieses Störungsbild. Also klar, wenn Du in Therapie warst/bist, Deine Symptomatik kennst und mit dieser umgehen kannst, dann ist das absolut kein Hinderungsgrund. Wie Du schon erwähnt has, ist Stottertherapie aber nur ein kleiner Teil der Logopädie. Die meisten Schulen nehmen jedoch nur Abiturienten, das solltest Du bedenken. Du schreibst, dass Du danach an einer FH studieren willst, also willst Du nicht als Logopädin arbeiten oder das als Grundstock für Deine weitere Ausbildung nützen?

Alles Gute!!


lisilini 
Fragesteller
 30.09.2011, 14:00

Ich wollte es als Grundstock nutzen, also d.h. erst 3 Jahre Ausbildung, danach 3 Jahre an einer Fachhhochschule studieren und danach dann wahrscheinlich selbstständig machen.

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Lange hieß es, dass ein Bewerber um einen Ausbildungsplatz in Logopädie an keinem Gebrechen des Sprechens, der Sprache und der Stimme leiden dürfe. Dieser Standpunkt ist mittlerweile überholt. [In den USA hat sich die gesamte Logopädie ausgehend vom Störungsbild Stottern entwickelt und die Mehrheit der frühen amerikanischen Fachleute waren selbst Stotterer - darunter der Pionier Charles Van Riper.] Ein Stottertherapeut der selbst stottert / gestottert hat, hat gegenüber jemandem, der nie gestottert hat, den großen Vorteil, dass er sich besser in die Lage des Patienten hineinversetzen kann, und die Störung auch praktisch besser versteht, die ja für viele Nichtbetroffene und Betroffene (!) ein großes Rätsel ist. Aber der stotternde Fachmann läuft auch immer Gefahr, dass er Verfahren, die er an sich selbst als erfolgreich erlebt hat, auch für solche Patienten als richtig einschätzt, denen sie nicht helfen (sog. Übergeneralisierung).

Warum möchtest Du nach der Logopädenausbildung noch ein FH-Studium machen? In welchem Fach? Viel naheliegender ist das Studium an der RWTH Aachen zum "Diplom-Logopäden". Da bekommst Du noch ein bisschen wisssenschaftliche Methodik beigebracht.