Konrad Adenauer Rede/Opfer?

2 Antworten

Konrad Adenauer war während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland kein Opfer, sondern ein politischer Gegner des Regimes.

Er wurde von den Nationalsozialisten verfolgt und zeitweise inhaftiert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs spielte er eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau Deutschlands und wurde später erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.

Die nationalsozialistische Weltanschauung stand in diametralem Gegensatz zu Konrad Adenauers Überzeugungen.

Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht erlangten, fand seine bemerkenswerte Karriere als Kölner Oberbürgermeister daher ein abruptes vorläufiges Ende. Er musste aus dem Kölner Rathaus vor dem nationalsozialistischen Mob fliehen, es folgten weitere Verleumdungen und Schikanen. Mehrfach wurde er von der Gestapo verhaftet und unter Aufsicht gestellt.

ABLEHNUNG UND UNTERSCHÄTZUNG DES NATIONALSOZIALISMUS

1917 wurde Konrad Adenauer zum Oberbürgermeister von Köln gewählt. In den Jahren seiner Amtszeit setzte sich das Zentrumsmitglied für die Modernisierung der Großstadt ein. Seit 1921 war er zudem Präsident des Preußischen Staatsrats. Mit seinem Bekenntnis zur Weimarer Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, seinem Einsatz für die Freiheit des Einzelnen und die Würde des Menschen, seinen engen und vorurteilsfreien Beziehungen zu Juden sowie seinen Überlegungen zu einer europapolitischen Einigung vertrat Adenauer politische Ziele und moralische Überzeugungen, die der nationalsozialistischen Weltanschauung diametral entgegenstanden.

Dennoch betrachtete er die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ebenso wie die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) trotz ihrer systemüberwindenden Ausrichtung als „legale“ Parteien, wie es dem Recht und Rechtsverständnis der Zeit entsprach. Nach der Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 sprach sich Adenauer gar zunächst für eine Regierung unter Beteiligung der NSDAP mit Adolf Hitler als Reichskanzler aus. So schrieb er am 6. August 1932 an Paul Graf Wolff-Metternich zur Gracht: „Die Zentrumspartei verlangt dringend den Eintritt der Nationalsozialisten in die Reichsregierung. Sie wird bereit sein, alsdann diese Regierung zu tolerieren.“ Adenauers von führenden Zentrumspolitikern geteiltes Ziel war es, so einerseits die Präsidialkabinette abzulösen, andererseits die Nationalsozialisten durch Einbindung zu „zähmen“. Diese Haltung wurde innerhalb des Bürgertums von vielen geteilt, so dass Adenauers Fehleinschätzung für diese Zeit nicht außergewöhnlich war. Später schlug er eine Regierungsbeteiligung der NSDAP auch auf preußischer Ebene vor.

All diese Vorschläge erledigten sich mit der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933. Nun merkte Adenauer gegenüber seiner Verwandten Ella Schmittmann gravierende Bedenken an: „Wir sind mitten in einem regelrechten Umsturz, Recht und Verfassung gelten nicht mehr, es ist wie 1918, nur auf andere Weise. Wohin das führt? Ich weiß es nicht, aber man kann sehr besorgt sein.“ In der Zeit bis zu den Wahlen des Reichstags am 5. März bzw. des Preußischen Landtags sowie der Stadtverordnetenversammlung in Köln am 12. März 1933 ging Adenauer nun mehrfach auf Konfrontationskurs mit den Nationalsozialisten, sobald er ihnen einen Rechtsbruch vorwerfen konnte.

So war Adenauer als Staatsratspräsident Mitglied des sogenannten Dreimännerkollegiums, das über die Auflösung des Preußischen Landtags bestimmen konnte. Am 6. Februar 1933 trat das Dreimännerkollegium mit Landtagspräsident Hanns Kerrl, Adenauer und Franz von Papen zusammen, um auf Wunsch der Regierung Hitlers über die Auflösung zu verhandeln. Adenauer hielt von Papens Teilnahme, der als „Reichskommissar für Preußen“ anstelle des durch den „Preußenschlag“ entmachteten Ministerpräsidenten Otto Braun im Kollegium vertreten war, für nicht verfassungskonform und nahm daher an der Abstimmung nicht teil. Kerrl und von Papen lösten daraufhin den Landtag ohne Adenauers Beteiligung auf.

.

Als der frisch zum Reichskanzler ernannte Adolf Hitler am 17. Februar 1933 für eine große Wahlkampfveranstaltung nach Köln reiste, empfing ihn Adenauer nicht persönlich am Flughafen und lehnte eine Rheinbeleuchtung zu seinen Ehren ab. Adenauer argumentierte, Hitler sei als Parteiführer und nicht als Reichskanzler in Köln. Zudem ließ der Oberbürgermeister Hakenkreuzfahnen entfernen, die auf der Deutzer Hängebrücke – und damit auf städtischem Eigentum – angebracht worden waren.

Wenige Tage später wurde Adenauer vom Preußischen Staatsrat beauftragt, bei Reichspräsident Paul von Hindenburg Einspruch gegen die unrechtmäßige Besetzung des Dreimännerkollegiums und gegen verschiedene Verordnungen einzulegen. Adenauer mahnte insbesondere an, Einschränkungen der Presse-, Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit zurückzunehmen, und beanstandete den sogenannten Schießerlass des Reichskommissars für das preußische Innenministerium, Hermann Göring, durch den Übergriffe der preußischen Polizei gegenüber Bürgern gerechtfertigt werden konnten. Die am 25. Februar 1933 mit Göring und Vizekanzler von Papen darüber geführte Unterredung blieb ebenso ergebnislos wie Adenauers Appell vom 1. März an von Papen, die einschüchternde Anwesenheit von SA- und SS-Mitgliedern bei der Kommunalwahl am 12. März zu unterbinden.

Im Wahlkampf lief die NS-Propaganda zu Hochtouren auf und griff ältere Vorwürfe gegen Adenauers vermeintlichen „kölschen Klüngel“, angebliche Misswirtschaft und unterstellten Separatismus auf. Korruption und Misswirtschaft waren gängige Vorwürfe, mit denen auch andere missliebige Politiker durch die Nationalsozialisten konfrontiert und diskreditiert wurden. Maßgebliche Kräfte bei dieser Hetze waren der nationalsozialistische „Westdeutsche Beobachter“ und die rheinische NSDAP-Größe Josef Grohé, von denen Adenauer als „Judenknecht“, „Blutjude“ und jüdischer „Großprotz von Köln“ bezeichnet wurde. Diese bösartigen und rassistischen Vorwürfe spielten auf Adenauers gute Beziehungen zu Juden wie dem Unternehmer Dannie Heineman und zur jüdischen Gemeinde sowie zur zionistischen Bewegung Kölns an.

VERTREIBUNG AUS KÖLN

Bei der Reichstagswahl erreichte die NSDAP in Köln ein Drittel der Stimmen – dies war zwar weniger als auf Reichsebene, aber dennoch ein beachtlicher Erfolg. Die Woche zwischen Reichstags- und Kommunalwahl erlebte Adenauer als Hetzjagd, in der er zahlreiche Warnungen und Drohungen erhielt. Zu seinem vermeintlichen „Schutz“ wurden SA-Wachen in sein Haus geschickt. Gleichzeitig zogen jedoch SA-Mitglieder durch die Stadt und sammelten Geld unter der Parole: „Jeder Groschen ein Schuß gegen Adenauer!“

Adenauer traf nun Vorbereitungen und brachte seine Familie ins Caritas-Krankenhaus Hohenlind. Am 12. März erhielt er vom Beigeordneten Eberhard Bönner die Warnung, dass die SA ihn am folgenden Tag aus dem Rathausfenster werfen oder ihn auf dem Neumarkt einer Art Lynchjustiz ausliefern wolle. Nach den Kommunalwahlen hätte Adenauer keine Basis mehr für die Fortsetzung seiner politischen Arbeit gehabt, da die NSDAP und die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot aus DNVP und Stahlhelm mit Hilfe eines Überläufers in der Stadtverordnetenversammlung die absolute Mehrheit erhielten. Am 13. März näherten sich morgens NSDAP-Gruppierungen in militärischer Formation dem Kölner Rathaus und forderten mit Sprechchören „Adenauer an die Mauer“. Grohé erklärte Adenauer ohne rechtliche Grundlage für abgesetzt und ernannte Günter Riesen zum kommissarischen Oberbürgermeister. Zu diesem Zeitpunkt hatte Adenauer sein Kölner Haus an den SA-Wachen vorbei bereits verlassen und war von seinem Freund, dem Bankier Robert Pferdmenges, nach Dortmund gebracht worden, wo er den Zug nach Berlin bestieg.

In Berlin konnte Adenauer bis zur Neuwahl des Staatsratspräsidenten Ende April 1933 in seiner Dienstwohnung als Staatsratspräsident in der Wilhelmstraße wohnen. Aus heutiger Sicht erscheint die Situation absurd, dass Adenauer auf der Flucht vor dem Kölner Mob in Berlin nur zwei Häuser von Hermann Göring entfernt unter Polizeischutz Zuflucht finden konnte. Mit Göring traf er wenige Tage später für ein Gespräch zusammen, um sich über die Vorfälle in Köln zu beschweren. Noch immer hoffte er auf einen letzten Rest von Bewusstsein für Rechtsstaatlichkeit bei den Nationalsozialisten. Das Gespräch führte jedoch nicht zum erhofften Erfolg, sondern endete mit dem Hinweis Görings, er habe gegen Adenauer eine dienstrechtliche Untersuchung angeordnet.

 

Konrad Adenauer über seine Absetzung als Kölner Oberbürgermeister durch die Nationalsozialisten, Auszug von der Schallplatte "Aus meinem Leben" (1961).

FINANZIELLE LAGE UND JURISTISCHE AUSEINANDERSETZUNGEN MIT DEN NATIONALSOZIALISTEN

Angesichts der Verleumdungen, die über ihn in die Welt gesetzt wurden, beantragte Adenauer schließlich ein Dienststrafverfahren gegen sich selbst, um seine Unschuld zu beweisen. Dieses Verfahren wurde am 4. April 1933 vom Kölner Regierungspräsidenten „mit dem Ziel der Dienstentlassung“ eingeleitet. Zudem wurde Adenauer sofort vorläufig des Dienstes enthoben, was mit einer Halbierung seiner Bezüge einherging. Durch seine Absetzung als Kölner Oberbürgermeister verlor Adenauer seine kommunalen Ämter und musste den Vorsitz, den er bei mehreren Aktiengesellschaften und GmbHs innehatte, niederlegen. Zudem verzichtete er auf die Nominierung für die Neuwahlen zum Provinzialausschuss und zum Preußischen Staatsratspräsidenten.

Die Kürzung seiner Bezüge sowie die Aufforderung, Teile seines Gehalts von 1932 zurückzuzahlen, betrachtete Adenauer als „geeignet, die wirtschaftliche Existenz (s)einer Familie zu zerstören“. Sein Vermögen bestand zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich aus dem repräsentativen Haus in der Max-Bruch-Straße 6 in Köln, für das er Steuern und Hypothekenzinsen weiterzahlen musste, ohne es nutzen, verkaufen oder in Gänze vermieten zu können. Vermutlich empfand Adenauer seine finanzielle Situation schlimmer als sie tatsächlich war, zumal er von seinem Freund Dannie Heineman mit größeren Geldbeträgen unterstützt wurde. Dennoch stand Adenauer vor dem Scherbenhaufen seiner bürgerlichen Existenz. Nicht einmal seine treuen Freunde Heineman und Pferdmenges sahen sich in der Lage, dem politisch und sozial Geächteten in dieser Situation eine angemessene Anstellung zu vermitteln.

Adenauer nahm daher den juristischen Kampf mit den Nationalsozialisten auf. Neben einer zufriedenstellenden finanziellen Lösung erhoffte er sich davon vor allem die Wiederherstellung seiner Ehre. Hier kamen Adenauer seine juristische Ausbildung, seine Verwaltungserfahrung und seine Hartnäckigkeit zu Gute. Akribisch nahm er Stellung zu den im Dienststrafverfahren erhobenen Vorwürfen, die sich insbesondere um Misswirtschaft, Nepotismus und Korruption drehten. Ein herber Schlag für den mittlerweile im Kloster Maria Laach untergeschlüpften Adenauer war zunächst seine offizielle Dienstentlassung vom 17. Juli 1933 durch den Innenminister auf Grundlage des § 4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums. Eine Entlassung nach § 4 bedeutete, der Betreffende sei als „national nicht zuverlässig“ einzustufen, was mit einer Kürzung der Pension einherging. Letztlich konnten die Nationalsozialisten für keinen der Vorwürfe stichhaltige Beweise vorlegen. Am 4. Juni 1934 wurde das Verfahren gegen Adenauer schließlich eingestellt, allerdings mit der Erläuterung, dass damit seine Unschuld keinesfalls erwiesen sei.

Weiterhin offen war der juristische Streit mit der Stadt Köln um Adenauers finanzielle Forderungen. Am 28. August 1937 konnte Adenauer schließlich einen Vergleich erzielen. Die Stadt Köln übernahm Adenauers Haus in der Max-Bruch-Straße zum Schleuderpreis und zahlte ihm nach Abzug der Schulden und aufgelaufenen Steuern insgesamt 153.886 Reichsmark. Seine Pension sollte ab sofort 15.000 RM jährlich betragen. Erst als Adenauer nach dem Ende des „Dritten Reichs“ als durch das NS-Regime Verfolgter anerkannt wurde, wurden ihm auch die nach diesem Vergleich einbehaltenen Dienstbezüge ausgezahlt.

 https://www.konrad-adenauer.de/seite/konrad-adenauer-im-dritten-reich-1933-1945/

Woher ich das weiß:Recherche

Vorsichtig mit Adenauer, er wurde zwar von den Nazis als Bürgermeister von Köln, seines Amtes enthoben, hatte aber zu den Reichstagswahlen 1932 seiner Zentrumspartei den dringenden Rat gegeben, fuer Hitler zu stimmen, denn der wollte hart gegen die Sozis vorgehen. Layout 1

https://www.konrad-adenauer.de/seite/konrad-adenauer-im-dritten-reich-1933-1945/

 dringend den Eintritt der Nationalsozialisten in die Reichsregierung. Sie wird bereit sein, alsdann diese Regierung zu tolerieren.“ Adenauers von führenden Zentrumspolitikern geteiltes Ziel war es, so einerseits die Präsidialkabinette abzulösen, andererseits die Nationalsozialisten durch Einbindung zu „zähmen

Auszug vom Link.

Woher ich das weiß:Recherche
Angeljoerg 
Fragesteller
 28.05.2023, 16:55

Danke vielmals 🙏

1