Kennt ihr eine weihnachtsgeschichte zum nachdenken? Für eine Jugendmesse?

6 Antworten

Klein aber fein...

Was wiegt eine Schneeflocke?

Es war Winter. Überall schneite es. Im Wald saß eine Wildtaube auf einem Baumzweig. Still betrachtete sie das Schneetreiben. Da kam eine muntere Tannenmeise sie besuchen. „Guten Tag“, sagte die Tannenmeise. „ Ich grüße dich“, erwiderte die Wildtaube. „Schön, dass du kommst. Was gibt es Neues im Wald?“ „Die ganze Welt schneit ein“, sagte die Tannenmeise. „Was meinst du, Wildtaube, was wiegt eine Schneeflocke?“

Die Wildtaube guckte in die Luft und verfolgte eine Schneeflocke nach der anderen, wie sie langsam und leise zu Boden fielen. „Eine Schneeflocke ist so leicht, dass sie gar nichts wiegt. Nicht mehr als ein Nichts.“ „Das habe ich mir auch gedacht“, sagte die Tannenmeise, „aber hör dir an, was ich kürzlich erlebt habe. Ich saß auf einem Fichtenast, als es zu schneien begann. Weil ich nichts Besseres zu tun hatte, zählte ich die Schneeflocken, die auf die Zweige und Äste fielen und daran hängen blieben. Es waren genau 3741 Schneeflocken. Als jedoch die nächste Schneeflocke niederfiel – nicht mehr als ein Nichts -, löste sich der ganze Schnee auf einmal vom Ast und rieselte in die Tiefe. Was für ein Glitzern und Funkeln das war!“

Da die Wildtaube ein sehr kluger Vogel war, begriff sie schnell, was diese Geschichte bedeutete. „Vielleicht fehlt nur die Stimme eines einzigen Menschen zum Frieden der Welt“, sagte sie. „Jeder einzelne Mensch und seine Stimme sind wichtig, damit am Ende Frieden wird."

wie wäre es damit:

Drei merkwürdige Gäste und ein guter Stern

Die vornehmen Leute aus dem Osten hatten den Stall und die Krippe noch nicht lange verlassen, da trug sich eine seltsame Geschichte in Bethlehem zu, die in keinem Buch verzeichnet ist. Als die Reitergruppe des Königs gerade am Horizont verschwand, näherten sich drei merkwürdige Gestalten dem Stall.

Die erste trug ein buntes Flickenkleid und kam langsam näher.Zwar war sie wie ein Spaßmacher geschminkt, aber eigentlich wirkte sie hinter ihrem lustigen Mantel sehr, sehr traurig. Erst als sie das Kind sah,huschte ein leises Lächeln über ihr Gesicht. Vorsichtig trat sie an die Krippe heran und strich dem Kind zärtlich über das Gesicht. " Ich bin die Lebensfreude," sagte sie." ich komme zu dir, weil die Menschen nichts mehr zu lachen haben. Sie haben keinen Spaß mehr am Leben. Alles ist so bitterernst geworden"Dann zog sie ihr Flickengewand aus und deckte das Kind zu. " Es ist kalt in dieser Welt. Vielleicht kann dich der Mantel wärmen und schützen."

Darauf trat die zweite Gestalt vor. Wer genau hinsah, bemerkte ihren gehetzten Blick und spürte, wie sehr sie in Eile war. Als sie aber vor das Kind in der Krippe trat, schien es, als falle alle Hast und Hektik von ihr ab. " Ich bin die Zeit" sagte die Gestalt und strich dem Kind zärtlich übers Gesicht. " Eigentlich gibt es mich kaum noch. Die Zeit sagt man, vergeht wie im Flug. Darüber haben die Menschen aber ein großes Geheimnis vergessen. Zeit vergeht nicht, Zeit entsteht. Sie wächst wie Blumen und Bäume. Sie wächst überall dort, wo man sie teilt" Dann griff die Gestalt in ihren Mantel und legte ein Stundenglas in die Krippe, " Man hat wenig Zeit in dieser Welt. Diese Sanduhr schenk ich dir, weil es noch nicht zu spät ist. Sie soll dir ein Zeichen dafür sei, dass du immer Zeit hast, die du dir nimmst und anderen schenkst."

Dann kam die dritte Gestalt an die Reihe. Sie hatte ein geschundenes Gesicht voller dicker Narben, so als ob sie immer und immer wieder geschlagen worden wäre. Aber als sie vor das Kind in der Krippe trat, war es, als heilten die Wunden und Verletzungen, die ihr das Leben zugefügt haben mußte.

"ich bin die Liebe" sagte die Gestalt und strich dem Kind zärtlich über das Gesicht. " Es heißt, ich sei viel zu gut für diese Welt. Deshalb tritt man mich mit Füßen." Während die Liebe so sprach, mußte sie weinen und 3 dicke Tränen tropften auf das Kind. " Wer liebt hat viel zu leiden in dieser Welt. Nimm meine Tränen. Sie sind, wie das Wasser das den Stein schleift. Sie sind wie der Regen, der den vertrockneten Boden fruchtbar macht und selbst die Wüste zum blühen bringt."

Da knieten die Lebensfreude, die Zeit und die Liebe vor dem Kind des Himmels Drei merkwürdige Gäste brachten dem Kind ihre Gaben dar.

Das Kind aber schaute die drei an, als ob es sie verstanden hätte.

Plötzlich drehte sich die Liebe um und sprach zu den Menschen, die dabeistanden.

Man wird dieses Kind zum Narren machen, man wird es um seine Lebenszeit bringen und es wird viel leiden müssen, weil es bedingungslos lieben wird. Aber weil es Ernst macht mit Freude und weil es seine Zeit und Liebe verschwendet, wird die Welt nie mehr so wie früher sein.

Wegen dieses Kindes steht die Welt unter einem neuen, guten Stern, der alles andere in den Schatten stellt"

Darauf standen die 3 Gäste auf und verließen den Ort. Die Menschen aber, die all das miterlebt hatten, dachten noch lange über diese rätselhaften Worte nach

Ich hab hier mal eine kleine Geschichte von der Autorin Irina Grothues:

Das Weihnachtsgefühl

Es ist Abend. Ein ganz gewöhnlicher Abend in der Vorweihnachtszeit bei Familie Clausen. Die Kinder sind bereits zu Bett gegangen. Nur aus der Küche dudelt noch leise Musik herüber. Dort sitzt bei gedämpftem Licht Mutter Clausen über den Küchentisch gebeugt. Eifrig notiert sie Zahlen in ein grünes Heft, streicht sie wieder durch, schüttelt den Kopf. Schon eine ganze Weile geht das nun so. Mutter Clausen seufzt. Verstohlen wischt sie sich eine Träne mit dem Handrücken aus dem Gesicht.

Dieses Jahr wird ihr Erspartes nicht reichen, um die Weihnachtswünsche der Kinder zu erfüllen. Vielleicht könnte auf dem Flohmarkt das ein oder andere Geschenk erstehen, doch selbst dann…

Betrübt steht Mutter Clausen auf und schaltet Licht und Radio aus. In dieser Nacht findet sie keine Ruhe, so schwer lastet das bevorstehende Weihnachtsfest auf ihr. Schlaflos wälzt sie sich hin und her. „ Soll ich mit den Kindern darüber sprechen?“ überlegt sie“ dann wird die Enttäuschung am Weihnachtsabend nicht allzu groß ausfallen.“ Diesen Gedanken aber verwirft sie sofort wieder. Sie würde es nicht übers Herz bringen diese strahlenden Kinderaugen zu enttäuschen.

Am nächsten Morgen kommt Sophie in die Küche gestürmt. Mutter Clausen sitzt gerade über ihrer ersten Tasse Kaffee und versucht sich die Spuren der Nacht nicht anmerken zu lassen.

„Morgen ist Weihnachten!“ jubelt Sophie und umarmt ihre Mutter „ Kannst du mir vielleicht ein wenig Geld borgen, damit ich Anna ein kleines Geschenk kaufen kann?“ Anna ist Sophies beste Freundin. Schweren Herzens holt Mutter Clausen ihre Geldbörse hervor und zählt ein paar Münzen ab. Mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange bedankt sich Sophie, dann ist sie auch schon zur Tür hinaus.

Jetzt sind auch Peters Schritte aus dem Flur zu vernehmen. Vorsichtig steckt er seinen Kopf in die Küche hinein.

„ Mama…“ druckst er herum. Mutter Clausen hebt den Kopf. „ Wofür brauchst du es denn?“ Peter ist jetzt siebzehn. Mutter Clausen ist sehr stolz auf ihn. Er besucht das Gymnasium und wird in einem Jahr sein Abitur machen. „ Da ist so ein Mädchen…“ stottert Peter.

Mutter Clausen fragt nicht weiter. Sie versteht.

Mit einem lautlosen Seufzer fischt sie die restlichen Münzen aus ihrem Portomonaiee. Nur eine kleine Münze lässt sie zurückrollen.

An diesem Vormittag erledigt Frau Clausen ihre Weihnachtseinkäufe. Für Sophie ersteht sie im Second-Hand Laden an der Ecke, einen guten Wintermantel. Bei Peter reicht es an diesem Weihnachten gerade für ein paar neue Schuhe und zwei gebrauchte Jeans.

Nun ist Mutter Clausens Geldbörse leer. Nur eine kleine Münze rollt noch einsam darin herum.

Langsam wandert Mutter Clausen durch den beginnenden Nieselregen nach Hause. Für sie werden in diesem Jahr keine Weihnachtsgaben unter dem Tannenbaum liegen. Dafür hat das Geld nicht gereicht. Doch sie ist schon froh, wenigstens für die Kinder etwas erstanden zu haben.

In Gedanken versunken stolpert sie fast über einen alten Mann, der im Hauseingang Schutz vor dem Regen sucht.

„ Hamse ein bisschen was für mich?“ krächzt der Alte mit flehender Stimme. Mutter Clausen zögert. Aber es ist doch Weihnachten. Ihre Hand fühlt zum letzten Mal die kleine feste Münze.Der Tannenbaum strahlt festlich. In der kleinen Stube der Clausens ist es Weihnachten geworden. Es riecht nach Tannennadeln und Kerzenduft.

Peter und Sophie sind eben mit Mutter Clausen aus der Kirche heim gekommen. Nun stehen sie mit strahlenden Augen vor der Krippe.

Dann werden unter großem Geraschel die Geschenke ausgepackt. Sophie ist ganz begeistert von ihrem neuen Wintermantel und auch Peter scheint sich über seine Geschenke sichtlich zu freuen.

Mutter Clausen fällt ein Stein vom Herzen. Wie sehr hatte sie sich doch vor einer Enttäuschung ihrer Kinder gefürchtet. Da wiegt es auch nicht mehr schwer, das sie selbst an diesem Weihnachtsabend leer ausgegangen ist.

„ Frohe Weihnachten!“ ertönt es plötzlich schallend.

Peter und Sophie haben unbemerkt ein kleines Päckchen herein getragen und stehen nun mit strahlenden Augen vor ihr.

„ Peter hat extra dafür gespart und ich habe Anna beim Zeitungsaustragen geholfen“ sprudelt es aus Sophie heraus.

Vorsichtig öffnet Mutter Clausen das Päckchen. Zum Vorschein kommt eine kleine, kostbar verzierte Spieluhr. Genau die, die Mutter Clausen immer im Schaufenster des Antiquariats bewundert hat.

„ Eigentlich wollte der Händler uns sie nicht verkaufen, weil wir nicht genug Geld hatten. Aber als wir gestern Abend bei ihm waren, hat er sie uns doch überlassen. Ein komischer alter Kauz ist das!“ Sophie schüttelt den Kopf. „ Sagte ihm, sei auch weihnachtlich geholfen worden als ihm Geld für die Parkuhr fehlte“.

Mutter Clausen blickt auf.

„ Was für ein Glück, nicht wahr Mama?“

Peter und Sophie schauen sie erwartungsvoll an.

Da wird es Mutter Clausen mit einem Male ganz warm ums Herz. Und von ihrem tiefsten Innern her kommt ein Strahlen und breitet sich auf ihrem ganzen Gesicht aus.

Plötzlich entdeckte sie es wieder. Ihr Weihnachtsgefühl.

Ich empfehle: Leonie Ossowski: Das Weihnachtsessen

Erschienen im Buch: Weihnachten 1945: Ein Buch der Erinnerungen, im dtv-Verlag.

Eine sehr zu Herzen gehende Weihnachtsgeschichte, die nicht traurig ist!