Karl Marx. Charakter? Held oder Tyrann?

6 Antworten

Um ein Tyrann zu sein, hätte er eine entsprechende politische Position inne haben müssen, hatte er aber nicht. Er schuf die Theorie, nicht die Praxis. Ich sage mal, was "für" und was "gegen" ihn spricht:

Pro:

- Wies auf die Unterdrückung der Arbeiterklasse hin.

- Seine Theorien haben in Deutschland und anderen Ländern eine Denkbewegung ausgelöst, welche 100 Jahre später für die Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft beitrug.

Contra:

- Verabscheute seine Familie, jeden der nicht seiner Meinung war und war allgemein privat stets von Hass getrieben (man sehe einmal seine privaten Erzeugnisse)

- Vollkommen angewendet, funktionierte seine Theorie nicht und führte zum Realsozialismus, in welchem Millionen von Menschen entrechtet, enteignet, verfolgt und/oder ermordet wurden.

- "Internationalismus" war nur auf die westliche nicht-slawische Welt beschränkt. Marx war ein Bewunderer des Kolonialismus, wie einige andere auch, hat jedoch nicht ernsthaft den vermeintlichen Zivilisierungsauftrag des Westens als Begründung genommen. Marx war nämlich der Ansicht, "Völkerabfälle" (Zitat von Engels), wie Afrikaner und insbesondere Slawen, seien unfähig jemals den Sozialismus einzuführen. Im Deutschen Reich lebenden Polen, z.B., stand er jedoch kollektiv eher positiv gegenüber, da sie sich der deutschen, also "zivilisierten", Herrschaft beugen würden und somit ein Recht zur Existenz hätten. Anders sah das jedoch aus, wenn ein slawisches Volk unter Fremdherrschaft rebellierte. Das ganze hört sich so an, als sei er ein Vordenker der Völkischen Bewegung gewesen. Das wäre wohl übertrieben - er war, wie er war.

 

Ich habe einen Contra-Punkt mehr. Vlt. fällt jmd. noch was unter Pro ein.

 


Saatgut  11.03.2015, 18:33

selten so viel Blödsinn auf einmal gelesen zu haben, alles ausgesprochen unverdaut!

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Jonnymur  11.03.2015, 21:04

@Saatgut Ruhig Blut, Kommie. ;)

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PeVau  11.03.2015, 23:23

Tja Jonny,

da hast du wohl einiges in den falschen Hals bekommen. Hier geht es um die These von den historischen und nicht historischen bzw. geschichtslosen Völkern.

Bei den historischen und nicht historischen bzw. geschichtslosen Völkern handelt es sich um eine frühe marxsche These, die ihre Wurzeln in der Hegelschen Rechts- und Geschichtsphilosophie hat. Nach Hegel gibt es Kulturen, die sich staatlich organisiert haben und eben welche, die das (noch) nicht getan haben. Weil aber die Geschichte erst mit dem Staat und seinen Gesetzen beginnt, gibt es geschichtliche Völker und geschichtslose Völker. Dabei gibt es dann Völker, die Träger der Entwicklung des „Weltgeistes“ sind und ein absolutes Recht gegenüber den Völkern haben, die nicht Träger dieser Entwicklung sind.

Bei Marx und Engels ist nicht nur die staatliche Organisation das Kriterium, sondern die Rolle der Völker im Prozess der bürgerlichen und proletarischen Revolution. Hier taucht dann die Unterscheidung in Nationen und Nationalitäten auf.

Kleine Völker, die aufgrund ihrer Entwicklung keine Rolle im Prozess der bürgerlichen und proletarischen Revolutionen spielen, gehen als Nationalitäten in großen zentralisierten Nationen auf, die in diesem revolutionären Prozess eine positive Rolle inne haben. Vor dem Hintergrund der gescheiterten Revolution 1848 war diese These zunächst eine Polemik gegen die südslawischen Völker in der k. u. k. Monarchie, die als Feinde der deutschen Revolution und als Werkzeug des russischen Panslawismus gesehen wurden. Diese Nationalitäten, die durch jahrhundertelange Unterdrückung ihre historische Lebenskraft verloren haben und im revolutionären Weltprozess als Nationalität untergehen werden, sind allenfalls geeignet, die Träger der Konterrevolution zu sein. Sie dürften sich allenfalls als ethnografische Denkmäler ohne politische Bedeutung erhalten.

Otto Bauer, österreichischer Marxist – Vertreter des „Austromarxismus“, setzte dem 1907 die These vom Erwachen der geschichtslosen Nationen entgegen. (https://www.marxists.org/deutsch/archiv/bauer/1907/nationalitaet/17-erwachen.htm) Demnach könne die Entwicklungsdynamik des Kapitalismus auch rückständige kleine Völker historisch erneut aktivieren und zu Trägern revolutionärer Umwälzungen machen.

Marx deshalb zum Bewunderer des Kolonialismus zu machen und zu insinuieren, dass er ein Vordenker der völkischen Bewegung gewesen sei, auch wenn du es relativieren möchtest, ist blankes Unverständnis oder böswillige Propaganda.

Dass Marx seine Familie verabscheut hat ist ebenfalls blanker Unsinn. Daran ändert auch die vermutliche Tatsache nichts, dass er der Vater von Helene Demuths Kind war. Er war eben ein Mensch!

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Jonnymur  12.03.2015, 01:59
@PeVau

Es geht hier um Marx und nicht um die weiteren Entwicklungen im Marxismus. Otto Bauer ist somit nicht von Relevanz. Davon abgesehen hatte er, wie du schon selbst schreibst, von einer "Reaktivierung" solcher "geschichtslosen" Völker geschrieben. Marx war jedoch nicht dieser Auffassung.

Dieser Gedanke mag in sich schlüssig sein, wie du auch zeigst, doch ist es stark vereinfachend. Wie Völker nicht als Kollektiv handeln, so teilen sie auch nicht eine kollektive Mentalität und v.a. auch kein festgelegtes Schicksal (!), wie eigentlich die Geschichte eindeutig zeigt. Schon allein diese Tatsache lässt einen nicht zwischen "reaktionären" oder "sozialrevolutionären" Völkern unterscheiden. Eigentlich ist das etwas, dass man nicht mehr erwähnen muss, da es heute eindeutig eine rückständige Ansicht ist und in der mentalen Tendenz einiger Menschen der damaligen Zeit gesehen werden muss. So eine Einteilung wurde im übrigen auch nicht von Hegel begangen.

Marx hatte den Kolonialismus verteidigt, da er der einzige Weg gewesen sei, den Kapitalismus, als Fundament für die sozialistische Revolution, in alle Welt zu tragen. Die dortigen Völker - die im übrigen häufig auch ihre Staaten hatten, wenngleich das vom Westen negiert wurde - seien nicht fähig gewesen, selbst den Kapitalismus als Ausgangslage zu erreichen.

Den Hinweis auf die Völkische Bewegung habe ich unternommen, da manch einer sonst, bei einer so kurzen Vorstellung, so etwas vermuten könnte. Man muss nicht in allem mehr sehen, als wirklich vorhanden ist.

Zur Familie: Marx war bekanntlich in schwerer Geldnot, was oftmals im Briefwechsel zwischen Engels und Marx thematisiert wurde. Dem Onkel seiner Frau, mehrmals ohne ersichtlichen Grund abfällig bezeichnet, auch als "Hund", wünschte er den Tod, um an die Erbschaft zu gelangen. Bei dem Tod seiner Mutter, kommentierte er lediglich, dass "die Alte" jetzt endlich im Grabe liege und zeigte lediglich den Ärger darüber, dass er von London nach Trier reisen müsse, um seine Erbschaft abzuholen. Ich denke, das sollte genügen.

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Marx war ein Held.

Marx ist ein Held.

Marx ist mein Held.

Marx ist unser Held.

Das werden unterschiedliche Personen unterschiedlich beurteilen. Für die Arbeiterbewegung ein großer Vordenker für seine Frau ein übler Hallodri.

Er war weder Held noch Tyrann, wohl aber ein Revolutionär und Wissenschaftler in einem.


TaowakiKatako  12.05.2018, 16:05

Auf dieser Website werden Vorträge über seine Bedeutung heute veröffentlicht.

www.wsws.org/de

Es gibt auch einen sehr guten Film: Der junge Karl Marx"

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