Kann man als Reitlehrerin gut über die Runde kommen?

Das Ergebnis basiert auf 5 Abstimmungen

Ja 40%
Vielleicht 40%
Meistens 20%
Nein 0%

8 Antworten

Leben am Existenzminimum mit keinem sicheren und festem Einkommen?....

Bevor du auf gut Glück anfängst auf Basis von Selbstständigkeit Reitunterricht zu geben, solltest du erst einmal eine vernünftige Berufsausbildung machen.

Im Pferdebereich gibt es ja einige Möglichkeiten.
Du solltest dir allerdings darüber im klaren sein, dass man in der Pferdebranche nicht unbedingt  mit einem üppigen Einkommen rechnen kann. Das Geld reicht zum Leben, aber mehr auch nicht.

Willst du später als Reitlehrer fungieren, bietet sich die Ausbildung zum Pferdewirt "Schwerpunkt Reiten" an. Für Diesen Ausbildungsberuf benötigst du keine speziellen Qualifikationen, es ist aber hilfreich wenn du einen guten Ausbildungsbetrieb finden willst, wenn du bereist einige Reitabzeichen besitzt und bereits Turniererfahrung hast. (Könnte auch hilfreich sein, vorab an einem Eignungstest für Pferdewirte teil zu nehmen. Bist du gut, bekommst du eine entsprechende Bestätigung für deine Leistung und eine Empfehlung - sowas kann Türen öffnen die vorher verschlossen waren.)

Bestimmte Voraussetzungen und Qualifikationen musst du auch später als selbständiger Reitlehrer nicht zwingend mitbringen (allerdings ist es hilfreich wenn man Trainerscheine besitzt und selbst erfolgreich in hohen Klassen auf Turnier unterwegs ist. - so findet man doch wesentlich einfacher Kundschaft und ggf. sogar eine Festanstellung auf einer Reitanlage.)

Wie ich finde ein sehr treffender Satz: Berufsreiter sind Dienstleister für einen Markt, auf dem die schnelle Ausbildung und der schnelle Erfolg zählen.

Vielleicht gibt es ja noch weitere Berufssparten die dich interessieren. Probiere dich aus, mache verschiedene Praktika und schnupper in die unterschiedlichsten Berufe. Noch hast du Zeit dich auf dem Arbeitsmarkt um zu sehen und über diverse Berufe zu informieren.

Letzen Endes kann dir niemand die Entscheidung für dein späteres Berufsleben abnehmen. Natürlich soll Arbeit Spaß machen, aber man soll auch davon Leben können.

Ja kann man.

Wie alles im Leben, man muss es lernen, dann stellt sich der Erfolg ein. Lerne zunächst die REITLEHRE, dann das LEHREN und zuletzt das RECHNEN. Etwas Persönlichkeit gehört immer dazu, eine vorbildliche Ausdruckweise, bleibe anständig.

Dauert etwa ab dem Berufsausbildungsbeginn 10 Jahre.

Als Reitlehrerin kannst du überleben, viel Geld verdienst du damit nicht. Du musst gar kein Abzeichen haben, denn der Begriff Reitlehrer ist nicht geschützt.

Natürlich ist es ratsam, eine Ausbildung zu machen. Z.B. den Pferdewirt, Schwerpunkt Reiten. Die Lehre - findet auf einem Ausbildungsbetrieb statt - dauert 3 Jahre und endet mit einer Prüfung bei der FN (schriftlich, mündlich und praktisch). Du lernst in der Zeit das Reiten auf L-Niveau. Die Lehre ist staatlich anerkannt.

Daneben hast du auch Unterricht in Zucht und Haltung, Krankheiten, Aufbau der FN, wie man guten Unterricht gibt. Du gehst auch zur Berufsschule.

Mittlere Reife reicht dafür allemal, vielleicht sogar Hauptschule. Das weiß ich nicht genau.

ABER: Der Lehrberuf ist gemein anstrengend, und in der Regel werden die Reitlehrlinge ziemlich ausgenutzt. Sie müssen die Pferde putzen und den ganzen Tag ausmisten, kommen anfangs gar nicht so viel zum Reiten.

Wenn du die Lehre abgeschlossen hast, nennst du dich Bereiter. D.h. du kannst die Pferde anderer Leute zurecht reiten oder gibst Unterricht.

Nach ein paar Jahren (weiß nicht, wie viele das heute sind), kannst du noch mal einen Lehrgang besuchen und die Prüfung zum Reitlehrer FN ablegen.

Als Reitlehrer arbeitet man entweder als Selbständiger (auf eigene Rechnung) oder ist in einem Reitschulbetrieb angestellt.

Bist du selbstständig, kannst du Privatstunden an Leute mit eigenen Pferden geben, oder aber du kaufst die Schulpferde und stellst sie irgendwo unter und gibst auf deinen Schulpferden Unterricht. Mit eigenen Pferden ist das finanzielle Risiko natürlich höher und du musst ständig sehen, wo du deine Tiere unterbringst (kostet ja Stallmiete).

Ein eigener Stall mit Schulpferden lohnt sich in der Regel kaum - jedenfalls nicht, wenn du GUTEN Unterricht auf gut ausgebildeten Pferden anbieten möchtest.

Meistens müssen Schulpferde mindestens zwei Stunden am Tag gebucht sein, damit sie sich rentieren. Und leider wird oft an Behandlungen und an der Ausrüstung gespart, weil sie halt teuer sind.

Als Reitlehrer mit Ausbildung kannst du aber auch ins Ausland gehen, oder auf einem Gestüt arbeiten, wo du beim Anreiten der jungen Pferde mithilfst.

Möglichkeiten gibt es viele.

Bedenke aber: Du bist eine Frau. Willst du kurz vor dem Rentenalter noch "vergurkte" Pferde für ignorante Besitzer korrigieren? Willst du dann noch Stallarbeiten machen? Eine Karre voller Mist wird im Alter immer schwerer! Willst du im Alter in zugigen und staubigen Reithallen rumstehen und den ganzen Tag unterrichten? oder auf maschigen Außenplätzen bei plus fünf Grad und Nieselregen?

Es hat hier jemand geschrieben, dass man an der Wiener Hofreitschule viel Geld verdient. Das stimmt leider nicht. Und Turniererfahrung musst du als Reitlehrer auch nicht haben.

Hättest du aber viel Turniererfahrung - auch in höheren Klassen - dann hättest du vermutlich mehr Kunschaft. Denn Turnierreiter wollen bei jemandem Unterricht haben, der in der Turnierszene erfolgreich ist.

Google mal den Begriff Bereiter, da findest du viele Infos. Kannst dich auch direkt bei der FN in Warendorf erkundigen.

Eine ganz andere Schiene ist Horsemanship zu lernen und dann auch zu unterrichten. Das aber machst du privat und die Kurse und Lehrgänge kosten ziemlich viel Geld.


Tangstedt  29.12.2015, 02:23

Mein Ratschlag: Lerne etwas "anständiges" und betreibe deinen Wunsch, Reitlehrer sein zu wollen, nebenbei als Hobby. So kannst du dir deinen Unterhalt verdienen, und solltest du als Reitlehrerin viele Kunden haben, arbeitest du nur noch halbtags in deinem eigentlichen Job und stockst die Reitstunden auf.

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Michel2015  29.12.2015, 08:56
@Tangstedt

Was ist den anständig? BWL studieren und danach immer noch blöd in der Birne? Beamter mit 50% Krankenstand. Geld bekommen, bedeutet noch lange nicht, dass man es verdient hat.

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Tangstedt  29.12.2015, 15:59
@Michel2015

Was soll dieser Kommentar? Es gibt genug Berufe, die ein sicheres Einkommen bieten, so dass man sich Hobbys wie Reiten oder Pferdehaltung leisten kann. Das muss nicht einmal ein Bürojob sein. Landschaftsgärtner, Tierarzthelfer, Lehrer oder Verkäuferin in einem Blumenladen!

Dann bleibt genug Zeit auszuprobieren, ob die Reitlehrerkarriere für einen selbst Zukunft hat!

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Dahika  29.12.2015, 13:12

wenn man als RL an "gutes" Geld kommen will, muss man Turniererfahrung haben. Nicht nur selbst, sondern auch die Schüler. Sonst endet man als Freizeit-RL, arbeitet sich tot und verdient sauwenig.

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Ein Profi RL, also eine mit Ausbildung und Prüfung seitens der FN (mit Westernreitern kenne ich mich  nicht aus) macht nach der Schule, nicht selten nach dem Abitur, aber das ist keine Bedingung, eine Lehre in einem Reitstall mit Ausbildungsberechtigung. Allerdings bringen solche Ställe den Azubis das Reiten nicht bei. Das ist Voraussetzung. Meistens wird MINDESTENS ein gutes A Niveau verlangt, um überhaupt anfangen zu dürfen, oft aber auch L-Niveau, sprich: silbernes Reitabzeichen.

Das wirst du also kaum schaffen! Jedenfalls nicht in der Zeit, bis du dich eventuell um eine Lehrstelle bemühst.

Die Ausbildung dauert drei Jahre und endet dann mit einer Prüfung in Theorie und Praxis in Warendorf. Man muss nicht nur eine L-Dressur reiten können, sondern ein Pferd bis L ausbilden können. Und das ist dann noch mal eine ganz andere Hausnummer. Nach einigen Jahren kann man dann noch den Pferdewirtschaftsmeister machen. Da wird dann M Niveau verlangt. Oder mehr.
Ich kenne einen Pferdewirtschaftsmeister, der Grand Prix reitet.

Richtig gut kenne ich zwei RL. Die eine RL hat sich (notgedrungen) auf den Freizeitbereich spezialisiert. Sie ist gut und gibt sich bewundernswert viel Mühe. Aber sie sagt auch, dass, wenn auch nur drei oder vier Schüler gleichzeitig ausfallen wegen Krankheit der Pferde etc..., sie sich bereits überlegen muss, was sie sich zum Essen kaufen kann.

Meine eigene RL hat einen ganz guten Lebensstandard. Aber sie bildet auch bis S aus, bekommt viele sehr gute Pferde mit Potential zum Bereiten, hat viele gute Reitschüler. Ab L aufwärts. Sie verdient vor allem an den Provisionen, weniger am Unterricht, wenn sie nämlich Berittpferde erfolgreich  auf Dressurpferdeprüfungen vorstellt oder für den Verkauf vorreitet. Wie gesagt, sie hat einen ordentlichen Lebensstandard, aber sie arbeitet auch 7 Tage die Woche von 8 bis 20 Uhr. Täglich!  (Ach so: sie unterrichtet mich zwar, obwohl ich nur A Niveau habe, und sie hat meine Araberin ausgebildet. Aber nur deswegen, weil wir befreundet sind. Sonst gehöre ich eher nicht zu ihrem Klientel, dazu fehlt mir das Niveau.

Ich kenne noch eine andere junge RL. Bei der ersten praktischen Prüfung in Warendorf ist sie durchgefallen, weil sie in ihrem Ausbildungsbetrieb viel zu wenig Förderung erhalten hatte, zu wenig gute Pferde zu reiten bekam. Meine eigene RL hat ihr dann Nachhilfeunterricht gegeben, so dass sie die Wiederholungsprüfung bestanden hatte. Sie arbeitet nun als RL und Bereiterin in einem großen Turnierstall. Lohn: knapp über dem Mindestlohn! Um über die Runden zu kommen, arbeitet sie als mobile RL in ihrer Freizeit. 7 Tagen in der Woche.

Wenn man also einigermaßen anständig davon leben will, muss man unglaublich viel arbeiten und sich einen Namen machen. Und das ist eben das Schwierige. Wenn man einen Namen hat, bekommt man gute Pferde zu Bereiten und gute Schüler, die man auf Turniere begleitet. Deren Siege und Plazierungen fördern wiederum den eigenen "Namen." Wenn man keinen Namen hat, wie die 1. RL, von der ich geschrieben hatte, bekommt man halt Freizeitreiter mit Haflingern, Tinkertieren etc... zur Ausbildung. Auf die Art macht man sich aber leider keinen Namen, sondern gilt halt mit der Zeit als "na ja, ganz nett..." 
Diese RL hat das realisiert, dass er Zug für gute Pferde und gute Schüler für sie abgefahren ist. Sie hat dann die Ausbildung zur Meyners-Trainerin gemacht und gibt nun viele Kurse darin. Sie hat sich also ein zweites Standbein geschaffen.

Die anderen "Reitlehrer", die den Trainer C haben, na ja... sind halt meist die Ehefrauen gut verdienender Männer, die das Geld reinbringen. Ein Trainer C bekommt in der Regel keine sehr guten Pferde und keine guten Schüler, landen also schnell in einer Sackgasse. Und verdienen entsprechend wenig.

Meine RL ist zudem meine langjährige Freundin. Sie erzählt viel von ihren Kollegen. Die meisten haben als Idealisten angefangen und träumten mal davon, junge talentierte Leute auf guten Pferden zu Erfolgen zu führen, bzw. selbst erfolgreich zu reiten. Was sie nicht einberechnet haben, ist dass sie aber auch sehr oft an talentlose Schüler und zum Teil sogar an Tierquäler geraten, die von ihnen Erfolge um jeden Preis verlangen. Viele RL, sagt sie, sind daher ausgebrannt, viele Alkoholiker, depressiv etc... Ein sehr  bekannter junger RL bei uns, selbst erfolgreicher S-Reiter hat sich vor kurzem umgebracht. Ein anderer Reitmeister ist wegen starker Depressionen in der Klinik.

Von daher gebe ich dir den Rat: bewahre dir deine Pferdeliebe, mache einen guten Schulabschluss, am besten Abi, mach eine gute Ausbildung in einem Nicht-Pferde-Beruf, verdiene in diesem Beruf dann genügend Geld  und kauf dir dein eigenes Lieblingspferd. Wenn man sich die Liebe zu den Tieren erhalten will, sollte man sie nicht zum Beruf machen.



Vielleicht

Zunächst einmal muß dir klar sein, daß du deinen Beruf höchst wahrscheinlich als Selbstständige ausüben wirst (es gibt zwar auch fest angestellte Reitlehrer, das ist jedoch ehr selten). Dein wirtschaftlicher Erfolg ist somit direkt abhängig von deinen Kunden/Reitschülern.

Damit kommen wir auch schon zur Qualifikation. Um möglichst viele Kunden zu gewinnen, solltest du die Trainerzertifikate (bspw. der FN) der jeweiligen Reitart vorweisen können, aber auch ein gewisser Bekanntheitsgrad durch Turniererfolge wird dir hilfreich sein.

Für den Beruf des Pferdewirtes ( Fachrichtung: Klassische Reitausbildung), den du hier ansprichst, benötigst du keinen speziellen Schulabschluß, der Realschulabschluß wird jedoch empfohlen (mehr ist natürlich besser). Die Ausbildung dauert 3 Jahre und findet in Reitbetrieben oder Gestüten statt (privat oder staatlich). Nähere Informationen dazu erhälst du bei der Landwirtschaftskammer (oder dem Landwirtschaftsamt) deines Bundeslandes (dort findest du auch eine Liste von Ausbildungsbetrieben für dein Schulpraktikum).

Über die Runden kommen dürfte in den meisten Fällen die richtige Einschätzung der Verdienstmöglichkeit sein. Wie gut dir das gelingt, hängt von den oben genannten Faktoren ab.

Grundlegend tendiere ich dazu von diesem Berufsweg Abstand zu nehmen, außer du bist wirklich "pferdebesessen" (ein einfaches "ich reite gerne" reicht da nicht aus). Du hast noch etwas Zeit bis du deine Berufswahl endgültig treffen mußt und solltest dir bis dahin genau überlegen, ob du diese Tätigkeit für den Rest deines Lebens auszuüben bereit bist.