Kann jemand bei der Interpretation dieses Gedichts helfen?

2 Antworten

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Ein paar Grundperspektiven, die dir weiter helfen können :

Es singt hier der Taugenichts an Anfang des Romans Aus dem Leben eines Taugenichts.

Das Gedicht hat also Entwurf- und Programmcharakter.

Durch den Titel wird das Gedicht autonom, verliert aber diesen Charakter keineswegs.

Wandern ist eine Grundperspektive derr Romantik und besonders Eichendorffs:

Wandern ist ohne Ziel, weil das Ziel im Wandern selbst liegt, nämlich hier: die Er-fahrung der göttlichen Natur.

Der "Wandersmann" ist deshalb "froh", weil er diese Harmonie erleben darf.

Die Trägen, die tatsächlich die Philister sind, bilden das Kontrastprogramm.

Hier wäre der Vergleich mit dem Gedicht Die zwei Gesellen fruchtbar, aber dieses Kontrastprogramm kannst du leicht beschreiben :

"Haus" statt "weite Welt", Natur.

"Liegen" statt "wandern"

Zielgebundenheit (Arbeit [Broterwerb], Kinder erziehen…) statt Zielfreiheit

usw.

Die Akkumulationen machen die unendliche Fülle der reichen, lebendigen Vielfalt der Natur deutlich. Auch hier wirkt der Gegensatz zur Bewegungslosigkeit der Trägen (“springen”, “schwirren”)

Das Singen ist damit wesensgleich. Auf diese Weise singen heisst, mit der Stimme "wandern".

Die erste Strophe des Gedichtes befasst sich mit der von Gott erschaffenen Natur. Aus diesem Grund wurde die Natur als ein besonderer und magischer Ort gesehen. Es war für die Romantiker ein Zufluchtsort, an dem sie ganz in ihren Gefühlen aufgehen und an den sie vor der ihnen unangenehmen Gesellschaft fliehen konnten. Das Wandern, welches in dieser Strophe angesprochen wird, war für sie die wichtigste Beschäftigung in der Natur. Beim Wandern konnte die Seele nach ihrer Heimat (Gott) suchen und ihm so durch die Natur begegnen. Die nahezu als „Vergötterung“ zu bezeichnende Auffassung der Natur wird im Gedicht dadurch deutlich, dass die Natur als „Wunder“ (V.3) Gottes bezeichnet wird. Die Großartigkeit der natürlichen Welt findet durch die Alliteration „weite Welt“ (V.2) und „Wunder weisen“ (V.3) ihren Ausdruck, sowie durch die Akkumulation in V.4 „In Berg und Wald und Strom und Feld.“ Das lyrische Ich glaubt, dass das Wandern in die „weite Welt“ (V.2) eine Art Belohnung Gottes ist („wem Gott will rechte Gunst erweisen“ V.1). Die Begeisterung darüber wird durch den Parallelismus in V.2 und V.3 verdeutlicht. Ein weiteres Zeichen seiner Euphorie ist das Enjambement von V.3 zu V.4 bei der Aufzählung der „Wunder“. In der ersten Strophe werden viele Assonanzen auf „ei“ (z. B.erweisen V.1, weite V.2, weisen V.3) und viele i-Laute (z. B. will V.1, schickt V.2, will V.3) verwendet, die eine freundliche Stimmung vermitteln. Durch all die sprachlichen Mittel wird deutlich, dass das lyrische Ich eine Gotteserfahrung nur durch die Natur für möglich erachtet. 

Die zweite Strophe steht inhaltlich in direktem Gegensatz zu der ersten. In der zweiten Strophe findet das Philistermotiv Verwendung. Von der Form her ähnelt diese Strophe der vorhergehenden sehr, es wurde nur auf das Enjambement verzichtet. Diese Ähnlichkeit verstärkt den inhaltlichen Kontrast, da so der Leser von diesem nicht abgelenkt wird. Mit dem Bild „die Trägen“ (V.5) und der darin enthaltenen Onomatopoesie (das ä wird gezogen) sind die Philister gemeint. Die Ablehnung dieser Lebensweise wird durch das Bild und die Hyperbel7 „zu Hause liegen“ hervorgehoben. Der zweite Vers ist antithetisch zu dem ersten, da hier genannt wird, was Menschen, die ein solches Leben führen, verpassen, nämlich das „Erquicken durch das Morgenrot“ (V.6). Auch hier wurde das Stilmittel der Onomatopoesie verwandt bei „Erquickt“ (kurzes i). Diese Klangmalerei ist genau gegensätzlich zu der in V.5, was die Bedeutung des Kontrastes erhöht. In der den folgenden Versen wird genauer auf das Philisterleben eingegangen, es scheint ein Leben voll Lasten und Sorgen zu sein, dem jegliche Abwechslung fehlt. Dieser Eindruck wird durch die Akkumulation in V. 7 und 8 „Sie wissen nur von Kinderwiegen/ von Sorgen, Last und Not um Brot“ bekräftigt. Durch die Verwendung vieler dunkler, lang gezogener Vokale (z. B. Sorgen, Not, Brot) wird eine unangenehme Stimmung beim Leser erzeugt. Diese Stimmung steht genau wie die Vokalverwendung im Gegensatz im Gegensatz zu der ersten Strophe. So wird die Diskrepanz zwischen dem gefühlsbetonten Leben der Romantiker und dem von Sorgen bestimmten routineartigem Alltagsleben der Philister erneut zum Ausdruck gebracht.

In der dritten Strophe ist die Stimmung wieder erheblich positiver, was durch die Einsetzung vieler heller, kurzer Vokale (z. B. springen V.9, schwirren V.10, singen V.11, frischer V.10) und einer überschwänglichen Wortwahl (z. B. hoch vor Lust V.10, voller Kehl V.12, frischer Brust V.12) zu begründen ist. In dieser Strophe wird erneut die Natur beschrieben und der Wunsch nach einer Einheit von Mensch und Natur deutlich, der in dieser Strophe von besonderer Bedeutung ist. Die Personifikation der von den Bergen springenden Bächlein in V.9 passt zu der Vorstellung von einer beseelten Natur, welche für die Romantik typisch war. Auffallend ist die Alliteration von „Bächlein“ und „Bergen“ in V.9, die ihre Entsprechung in V.10 bei „Lerchen“ und „Lust“ findet. Zudem sind diese beiden Verse Parallelismen. Diese rhetorischen Mittel wählte Eichendorff um den Einklang und die Harmonie in der Natur zum Ausdruck zu bringen, die die Romantiker sich auch für ihr Leben wünschten. Die letzten beiden Verse dieser Strophe sind wieder durch ein Enjambement verbunden und stellen eine rhetorische Frage dar. Das Enjambement lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers gezielt auf diese zentrale Stelle des Gedichtes und ist zudem Ausdruck für die innere Aufregung des lyrischen Ichs in diesem Moment. In der rhetorischen Frage fragt es danach, warum es nicht aus voller Kraft mit den Lerchen singen sollte. Hier wird der Wunsch nach einer Vereinigung von Mensch und Natur ganz klar deutlich. Die Sehnsucht nach einer Verbindung mit der Natur, mit dieser Schöpfung Gottes ist auch Teil des für die Romantik typischen Naturmotivs. Die Euphorie des lyrischen Ichs wird auch durch eine nahezu schillernde Wortwahl deutlich (z. B. „schwirren hoch vor Lust“ V.10).

Die vierte und letzte Strophe handelt wieder von Gott und der Natur, weshalb diese mit der ersten inhaltlich dem Gedicht einen Rahmen gibt. In der letzten Strophe konzentriert sich Eichendorff auf Gott und dessen Einfluss auf das lyrische Ich. Die Natur spielt hierbei eine untergeordnete Rolle. Der Schwerpunkt in dieser Strophe, der den Höhepunkt des Gedichtes bildet, liegt auf dem Glauben und dem Vertrauen zu Gott. Das lyrische Ich berichtet von einem Gott, der sich um alles (Himmel und Erde, besonders hervorgehoben die Natur) kümmert und auch um das Leben des lyrischen Ichs, dessen ist es sicher. In V.14 werden noch einmal all die Naturerscheinungen (inklusive einem Tier) als Akkumulation aufgezählt, die in dem Gedicht genannt wurden. Dieser Vers ist durch ein Enjambement mit dem nächsten verbunden, in dem nun nach den sehr konkreten Dingen, die Gott erhält, Himmel und Erde genannt werden. Dass die Natur in so enger Verbindung mit zwei so großen Begriffen steht, zeigt ihre Sonderrolle in der Schöpfung. In V.13 wird Gott mit dem Adjektiv „lieb“ attribuiert, was Ausdruck der engen Verbundenheit des lyrischen Ichs zu Gott zeigt. (Wäre das nicht der Fall, so würde er Gott als den „Herrn“ o.ä. bezeichnen). Allgemein lässt die Formulierung dieses Satzes: „Den lieben Gott lass ich nur walten“ (V13) durchblicken, dass das lyrische Ich sich voll Vertrauen von Gott leiten lässt. Im letzten Vers wird dieser Eindruck dann bestätigt, indem gesagt wird, Gott habe die „Sach“ des lyrischen Ichs „aufs best bestellt“. Die Verkürzung der Wörter ist damit zu begründen, dass so die Melodie des Gedichtes nicht gestört wird. Die Wichtigkeit des 16. Verses wird durch ein Ausrufezeichen so wie die Alliteration „best bestellt“ bestärkt. Diese starke Gläubigkeit, die Eichendorff zu Tage legt, ist ein weiteres Merkmal der Romantik.

Liebe Grüße

Woher ich das weiß:Hobby – in der Freizeit beschäftige ich mich mit Grammatik & anderem

eciruam100  14.10.2020, 18:25

Wie viel Zeit hast du bitte?

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earnest  14.10.2020, 18:58

Abgekupfert?

Pardon, der Daumen war ein Versehen.

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