Ist "wohl" eine adverbiale Bestimmung? Wenn nein, was sonst?

2 Antworten

Der aufregendste Augenblick war wohl der Auftritt der Queen.

Der aufregendste Augenblick > Prädikativ, "Nominativobjekt" (Wer oder was?)

war > Kopula

wohl > Satzadverbiale (Vermutung)

der Auftritt der Queen. > Subjekt (Wer oder was?)

Achtung: Der Begriff "wohl" ist als Wortart nicht nur ein Adverb (unveränderlich) sondern auch ein Adjektiv (deklinier- und steigerbar).

Beide Varianten können auch nur ein Teil von Satzgliedern sein.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
spanferkel14  10.08.2020, 15:14

Für wohl als Adjektiv fällt mir nur ein einziges Beispiel ein, nämlich "ein wohles / unwohles Gefühl". Weißt du noch weitere? Schon bei Atmosphäre geht es nur in Kombination mit irgendeinem anderen Adjektiv, z. B. eine urig-wohle Atmosphäre. Ohne "urig" würde man aber sagen: eine wohlige Atmosphäre. Ansonsten finde ich nur Nomen, Verben und Adjektive, bei denen "wohl" als Präfix fungiert, z. B. das Wohlbefinden, sich wohlfühlen, wohlbekannt.

Als Adverb dagegen gibt es mit wohl kein Problem. Da ist auch die Steigerung möglich: Mir ist nicht wohl. / Mit einem Glas Wasser ist dir gleich wohler. / Am wohlsten fühle ich mich zu Haus. (Da fühle ich mich pudelwohl.)

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Aischylos  10.08.2020, 17:19
@spanferkel14

"Mir ist nicht wohl. / Mit einem Glas Wasser ist dir gleich wohler. / Am wohlsten fühle ich mich zu Haus. (Da fühle ich mich pudelwohl.)" Das sind alles Adjektive. Man kann sie steigern. Adverbien sind unveränderlich.

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spanferkel14  10.08.2020, 21:43
@Aischylos

A. Reine Adverbien sind unflektierbar, da hast du recht.

  • Paul arbeitet heute. (reines Adverb)

B. Adverbien aber, die der Form nach mit den Adjektiven übereinstimmen ("Adjektivadverbien"), haben alle Möglichkeiten der Steigerung, sofern die Steigerung inhaltlich einen Sinn ergibt, z.B. fleißig

  • Er arbeitet fleißig.(hier Adverb, steigerbar: fleißiger, am fleißigsten)
  • Er ist ein fleißiger Schüler. (hier Adjektiv, deklinier- und steigerbar)

Das gilt auch für wohl/unwohl in der Bedeutung von "gut/schlecht, übel".

  • Im Auto ist mir oft nicht wohl. (hier Adverb, steigerbar: wohler, am wohlsten)
  • Ich habe ein unwohles Gefühl bei dem Gedanken an eine Reise nach XYZ. Das unwohlste Gefühl, das ich jemals hatte, war, als wir .... (hier Adjektiv, deklinier- und steigerbar)

Mir ging es bei meiner Frage nicht um wohl als reines Adverb bzw. Satzadverbiale (z. B. Modalpartikel für Vermutung), sondern um das Adjektivadverb. Da finde ich als inhaltlich passendes Nomen, auch wenn ich meinen Kopf zermartere, nur das Wort Gefühl, vielleicht noch Gedanke, aber schon da sträubt sich etwas in mir.

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"wohl" hat verschiedene Funktionen. In folgendem Video werden diese sehr gut an Beispielen erklärt. Ich an deiner Stelle würde mir auf jeden Fall das ganze Video anschauen, aber ab 3:20 besonders gut aufpassen, denn da geht es um den Modalpartikel "wohl" wie in deinem unvollendeten Beispielsatz.

https://www.youtube.com/watch?v=p_dGfKwKDF4

Auch hier findest du Beispiele für alle möglichen Modalpartikeln:

Der aufregendste Augenblick in Peters Leben war wohl die Geburt seines ersten Kindes. =

  • Der aufregendste Augenblick in Peters Leben wird wohl die Geburt seines ersten Kindes gewesen sein.
  • Ich glaube / vermute, dass der aufregendste Augenblick in Peters Leben die Geburt seines ersten Kindes war.
  • Wahrscheinlich /Vermutlich war der aufregendste Augenblick in Peters Leben die Geburt seines ersten Kindes.

Der Modal- oder Abtönungspartikel "wohl" drückt aus, dass etwas nicht sicher, aber relativ wahrscheinlich ist. Wir können mit "wohl" aus der jetzigen Perspektive Vermutungen über Aktionen oder Situationen in Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit ausdrücken.

Wo ist Peter?

  • Peter wird wohl zu Hause sein. = Ich vermute, dass Peter zu Hause ist. (Vermutung über Situation in der Gegenwart)
  • Peter wird wohl nach Haus gegangen sein. = Ich vermute, dass Peter nach Haus gegangen ist. (Vermutung über Aktion in der Vergangenheit)
  • Peter wird wohl bald zurückkommen. = Ich vermute, dass Peter bald zurückkommt. (Vermutung über Aktion in der Zukunft: Im Standarddeutsch benutzt man im Deutschen hier üblicherweise das Präsens, da es inhaltlich klar ist, dass die Handlung in der Zukunft liegt. Es ist aber nicht falsch, das Futur zu benutzen: Ich vermute, dass Peter bald wiederkommen wird.)
spanferkel14  10.08.2020, 04:37

Edit: In der letzten Klammer "im Deutschen" streichen!

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EndlessFate 
Fragesteller
 10.08.2020, 10:01

Vielen Dank für Ihre Antwort!

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spanferkel14  10.08.2020, 14:31
@EndlessFate

Warum nun per Sie 🤔? 💐Schönen Dank übrigens für dein Kompliment! LG🐷

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