Ist der Egoismus eine ethische Position?

5 Antworten

Um als eine ethische Position zu gelten, muss ein Moralsystem ungleich mehr Aspekte des Lebens abdecken. Von da aus gesehen, ist der Egoismus keine ethische Position.

Egoismus ist vielmehr eine auf die jeweilige Situation bezogene Haltung, die unter der Maxime steht: "Was ist gut für mich?" In der Regel wird diese Haltung noch nicht einmal reflektiert, sondern ist vermehrt aus dem Unbewussten gesteuert, von wo aus archaische Antriebe zum Selbsterhalt und Gruppenerhalt hin wirksam sind. Der Mensch handelt also - ohne große Überlegensleistung - in der Regel so, dass er selbst Vorteile bekommt oder persönliche Schäden abwendet. Dabei ist zu beachten, dass diese Vorteile nicht unbedingt der eigenen Person zukommen müssen, sondern z.B. bei Müttern oftmals primär zu Gunsten der Kinder erfolgen.

Ist ein Mensch dagegen gewohnt sein Handeln stark zu reflektieren, dann kann er auch in bestimmten Situationen diesen "egoistischen" Antrieben widersprechen und ganz bewusst das Wohl anderer zur Zielvorstellung für sein Handeln machen. Er hat dann das Gefühl in diesen Momenten altruistisch zu agieren. Philosophisch und psychologisch nachgefragt, kann man allerdings in solchen Fällen oftmals nachweisen, dass auch hier wieder "egoistische" Motive am Werk sind, weil durch so ein "altruistisches" Verhalten ein Ansehensgewinn in der Gruppe gegeben ist, der mitunter weit stärker zu Buche schlägt als ein direkter Gewinn durch das Ausleben vordergründiger egoistischer Antriebe.Wir finden hier das bekannte Dilemma, das unter dem Titel "Die Kunst kein Egoist zu sein" bekannt geworden ist.

Die Frage ist schon so gestellt, dass sie suggeriert, dass Egoismus keine ethische Position ist. Wäre es eine ethische Position, würde man nicht fragen: "Ist es (wirklich) eine ethische Position?"

Ohne da mir tiefer Gedanken zu machen, würde ich die Frage an deiner Stelle im Ansatz mit den Kontraargumenten angehen.

Der Egoismus ist eine Position, die zur Moralisierung, also zur Ethisierung taugt, die aber nicht für jeden moralisch ist, außer für den Egoisten.

Weil aber die Meinungen darüber auseinander gehen, ob Moral objektiv sein kann, d.h. ob man allgemeingültige, für alle Menschen gleichermaßen gültige Aussagen formulieren kann, ob etwas, das mit dem menschlichen Willen zu tun hat, kategorisch ethisch ist oder nicht, wendet der Nonkognitivist an dieser Stelle ein :

Moral ist immer subjektiv, bestenfalls intersubjektiv, aber niemals objektiv ! Darum ist der Egoist, weil er sich selbst als moralisch Handelnder versteht, aus seiner eigenen Perpektive auch moralisch motiviert.

sofern es um die Selbsterhaltung geht ist der Egoismus durchaus ethisch vertretbar

Egoismus ist ein natürlicher Selbsterhaltungstrieb. Jeder Mensch ist von Natur aus egoistisch.