Ist das Abitur heute einfacher als früher?

14 Antworten

Mmh, kommt u.a. auch auf das jeweilige Bundesland an. Davon mal abgesehen, hat die Allgemeinbildung sehr nachgelassen, Fachkenntnisse ( Naturwissenschaft) hingegen nicht, eher anspruchsvoller als einst.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Innerhalb meines Studiums hatte ich viel mit Politik z utun

Das halte ich für ein Gerücht.

Ich stelle fest, dass zwar die Allgemeinbildung nachgelassen hat, aber dafür die Anforderungen eher gewachsen sind. Pisa belegt ja, dass das Niveau in Deutschland zugelegt hat.

Nur weil mehr Menschen Abitur machen ist das kein Beleg dafür, dass es einfacher geworden ist. Im Gegenteil, wird heute mehr gefördert als früher. Auch hatten wir früher nach der Schule noch so etwas wie Freizeit und war auch der Schulunterricht wesentlich entspannter. Davon kann heute kaum mehr die Rede sein.

Kurzum, der Beweis für die These fehlt nach wie vor und er wird auch nicht dadurch erbracht, dass man dieses Gerücht ständig wiederholt und verbreitet.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Insiderwissen

Es gibt sicher Unterschiede beim Abitur im Vergleich der Bundesländer.Auch durch das Punktesystem könnte sich einiges geändert haben.Abiturienten mit mangelhaften Deutschkenntnissen waren sicher früher an Gymnasien undenkbar.In Berlin, Hamburg, Bremen wird besonders oft das Abitur absolviert.Dann gibt es die verschiedenen Möglichkeiten -im Gegensatz zu früher(damit meine ich die Zeit bis Ende der 60er Jahre)- das Abitur zu erreichen wie z.B. an BOS und FOS. So besteht z.B. die Möglichkeit nach einem Fachabitur ,nur eine Fremdsprache dazuzunehmen, um das Abitur zu erreichen.Außerdem werden Fachabitur und Abitur durch Unkenntnis oft in einen Topf geworfen.Fazit: es gibt gerade heute eine Unzahl von Möglichkeiten, daß Abitur zu erreichen und dadurch auch Unterschiede in der Qualität, da es in Deutschland keine einheitlichen Unterrichtspläne und Prüfungen gibt.

Ja, definitiv! Der Anteil derjenigen Schüler, die das Abitur bestehen steigt von Jahr zu Jahr. Und das trotz eines (im Durchschnitt) eklatant sinkenden Bildungsniveaus.

Frag mal Ausbildungsbetriebe, was sie für Erfahrungen mit Abiturienten haben! Vor 30 Jahren war es kein Problem, mit der Mittleren Reife eine Banklehre zu machen. Heute bewerben sich da Abiturienten, die noch nicht einmal fehlerfrei schreiben können, geschweige denn den Dreisatz beherrschen. An Realschulen wird ein Diktat vor der Klassenarbeit dreimal geübt, wohlgemerkt dasselbe, was dann in der Klassenarbeit drankommt, aber die wenigsten bekommen es einigermaßen hin.

Man sieht, das Niveau rauscht stetig den Bach runter. Dennoch macht gefühlt mehr als die Hälfte der Schüler Abitur. Das kann ja nur deshalb so sein, weil die Anforderungen hierfür drastisch abgesenkt wurden. Es wurde ja vor vielen Jahren seitens der Sozialdemokratie die Forderung laut, daß jeder die Chance haben soll, das Abitur zu machen. Insofern eine völlig bescheuerte und überflüssige Forderung, weil ohnehin jeder die Chance dazu hatte. Natürlich nur, sofern er mit ausreichender Intelliganz gesegnet war, das ist klar! Aber es war in diesen Tagen en vogue, genetisch bedingte Unterschiede in der Intelligenz einfach zu leugnen.

Oben genannte Forderung nach Chancengleichheit wurde leider dahingehend pervertiert, daß nun auch wirklich jeder Abitur machen soll, was logischerweise nur dann funktioniert, wenn es leichter gemacht wird. Die Kinder werden ja nicht schlauer, nur weil Politiker das so wollen.

Zu Zeiten meiner Eltern gab es eine Aufnahmeprüfung. Zu meiner Zeit eine Empfehlung. Und heute darf JEDES Kind auf das Gymnasium! Ich habe drei Kinder auf dem Gymnasium. Es ist erschreckend, was, im Vergleich zu meiner Zeit, für Gestalten da heutzutage herumlaufen. Die hätten zu meiner Zeit kaum die Mittlere Reife geschafft. Teilweise erschreckend bildungsfern. Manche sind ja kaum des Deutschen mächtig! Aber deren Eltern wollten sie unbedingt auf das Gymnasium stecken. Da ja nun nicht 80% durchrasseln können, MUSS man das Niveau senken. Eine ganz schlimme Entwicklung!

Die Quittung gibt es dann im Studium, denn das wird immer anspruchsvoller. Die Dissertationen meiner Großväter würden heute noch nicht einmal als Hausarbeit durchgehen. Das meine ich jetzt nicht nur theoretisch, sondern sehr konkret. Meine Ahnen haben damals an der Uni ein ziemlich dünnes Brett gebohrt. Dafür sprachen sie Latein und Griechisch fließend, beherrschten die Integralrechnung Taschenrechner ohne Taschenrechner (logisch!) und schrieben ein fehlerfreies Deutsch.

Aber es gab natürlich auch nicht so viele Studienabbrecher wie heute! Was nützt mir ein Vordiplom in Philosophie, wenn ich mich dann mit Taxifahren über Wasser halten muß, weil ich mir nach der Schule zu fein war, eine solide Lehre zu machen? Die Forderung nach "Abi für alle" führte dazu, daß nur die akademische Laufbahn als erstrebenswert angesehen wurde. Das Handwerk spürt die Folgen dieser unverantwortlichen Bildungspolitik heute sehr schmerzhaft.


hummel3  10.05.2018, 23:51

Danke für deine Beschreibung von eklatanten Zuständen am deutschen Bildungshorizont.

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Ja, aber nicht wegen den Lernmöglichkeiten sondern wegen der Prüfungsqualität.