Ich verstehe ein Zitat von Tolstoi nicht.

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das soll so viel heißen wie: die glücklichen Familien sind halt alle glücklich, Glücklichsein sieht bei jedem fast gleich aus, denn glücklich ist glücklich, gesund, gute harmonische Beziehungen, Wohlstand was weiß ich.... So und die unglücklichen Familien ähneln einander eher weniger, da jede ein ganz eigenes trauriges Schicksal hat und davon kann es ja tausend verschieden geben: Alkoholismus, Scheidung, Fremdgehen, krankes Kind o.ä.... jetzt verstanden?

Was versteht man denn unter einer glücklichen Familie? In der Regel doch eine, in der alle Familienmitglieder abgesehen von den ganz normalen kleinen Streitigkeiten in Harmonie miteinander leben und deren Lebensunterhalt ausreichend gesichert ist, so dass sie sich darum nicht zu sorgen brauchen. Und jetzt überlege dir mal, was man unter einer unglücklichen Familie versteht. Da fallen einem doch verschiedene Dinge ein, oder? Die Familie kann arm sein, oder ein wichtiges Mitglied ist schwer erkrankt, oder hat sich mit den anderen komplett überworfen. Vielleicht ist auch jemand verstorben? Vielleicht ist die Familie aus irgendwelchen Gründen in Verruf geraten und leidet unter dem Gerede der Leute, etc. Ich hoffe, so wird das Zitat etwas verständlicher.

Vielleicht, dass die Gründe für das Glück einer Familie immer die selben sind: Gesundheit, Zusammenhalt, Zusammengehörigkeit, Liebe usw., eine unglückliche Familie aber aus einer Vielzahl von Gründen unglücklich sein kann. So würde ich es für mich interpretieren und verstehen.

LG

Auf deine konkrete Frage gibt es eine sehr konkrete Antwort: Das gegenständliche Zitat wird als das "Anna-Karenina-Prinzip" bezeichnet und soll zum Ausdruck bringen, dass der Zustand "Glück" von vielen Faktoren abhängig ist, während lediglich das Fehlen einer einzigen Komponente dieses "Glücks" bereits zu "Unglück" führt.

Die meisten Interpretationsansätze verweisen sehr richtig auf den bürgerlichen Realismus und stellen ebenso richtig einen literarischen Bezug zu "Madame Bovary" oder "Effi Briest" her. Trotzdem sehe ich eine größere thematische Nähe zu "Irrungen, Wirrungen".

Letztlich geht es aber in all diesen literarischen Vorlagen um ein persönliches Scheitern der Protagonisten wegen Nichterfüllung gesellschaftlich bedingter Grundvoraussetzungen für die allgemein (und jeweils epochal) angenommene Form von "Glück".

Das jedes Unglück unterschiedlich ist. Du kannst Unglücklich wegen eines Todesfalls, Geldproblemen etc sein.