Ich sehe meine Lebenssituation mittlerweile als Ausweglos?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Als ich Jung war wollte ich immer Radrennfahrer werden, ich trainierte 5-6mal die Woche und investierte viel Zeit und war überzeugt, wenn ich mehr Disziplin habe als andere, dann werde ich es weit bringen. Habe ich es im Radsport weit gebracht? Nein. Warum? Ganz einfach, weil mein Ansatz mehr zu trainieren als jeder andere ein komplett falscher Ansatz war. Ich hätte mich richtig Ernähren müssen, ich hätte meine Trainings in unterschiedlichsten Herzfrequenzbändern und verschiedenen Intensitäten aufbauen sollen, ich hätte effizientere Regeneration gebraucht, ich hätte mehr Wissen benötigt über die Anatomie des Körpers, des Muskels usw. Aber das waren Dinge von denen wusste ich gar nichts und so hatte ich auch keine Chance meinen Ansatz zu ändern.

Ich erzähle dir das, weil ich denke, dass dein Ansatz deine sozialen Unsicherheiten in den Griff kriegen zu wollen mit Hilfe von Exposition genau so eine Sackgasse ist, die dich nicht effizient an dein Ziel führt und je nach dem vielleicht so auch gar nicht.

Ich glaube das dir einige Lehren und Praktiken aus dem Mahayana helfen könnten, deine Erwartungen an dein Leben und deine Sichtweisen, Ziele und Freuden in deinem Leben sehr Nachhaltig verbessern würde und genau diese Komponenten sehe ich als fehlend in dem Weg den du aktuel versuchst.

Ich bin nicht hier um irgendwelche Menschen zu bekehren zumal ich Atheist bin und ich denke es gibt bestimmt gute andere Alternativen genau diese Punkte in deiner Psyche zu bearbeiten, bestimmt auch Therapeuten die soetwas gezielt und wissenschaftlich angehen können. Aber es gibt auf jeden Fall auch einen unreligösen rationalen Buddhismus, welchen du dir anschauen könntest.

mfg

Philipp3141 
Fragesteller
 02.10.2021, 22:26

Statt mich selbst umzubringen wäre meine zweite einzige letzte lösung auch gewesen, auf unbestimmte Zeit in ein buddhistisches Kloster zu gehen und mönch zu werden. ich dachte, wenn es über kampf nicht geht, dann vielleicht über ruhe.

tatsächlich beschäftige ich mich seit einem jahr sehr intensiv mit den reden von alan watts, der speziell auf den hinduismus, daoismus und buddhismus eingeht. hab in dieser Zeit bestimmt schon 700 stunden audiomaterial angehört. geändert hat sich aber in bezug zu diesem problem nichts.

--

in welcher weise denkst du, dass der buddhismus mir helfen könnte?

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WhiteBuddha  03.10.2021, 00:15
@Philipp3141

Eine interessante Persönlichkeit. Ich denke es würde dir helfen deine Denkmuster so zu durchbrechen, dass du dein Selbstwertgefühl aus anderen Quellen aufbauen kannst. Quellen, welche mit deiner Performance in der Welt nicht korrelieren.

https://youtu.be/L_30JzRGDHI

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Hallo Philipp3141,

du hast geschrieben:

Die Illusion der Getrenntheit zwischen einzelnen "Objekten" kommt dadurch zustande, dass wir Symbole und Konzepte mit der echten Welt verwechseln.
Die Welt ist ein einzelner, untrennbarer Prozess, keine Ansammlung von getrennten "Objekten". Es gibt kein "isoliertes individuelles Bewusstsein". Alles im Universum steht in permanenter Wechselwirkung miteinander. Steine und Sterne sind davon genauso wenig ausgenommen wie wir Menschen und andere Lebewesen.
"Ich" bin der gesamte Prozess, das gesamte Universum - und damit meine ich auch dich, da wir untrennbar miteinander verbunden sind.

Wenn ich deine beeindruckenden Worte lese, finde ich es erschreckend, wie weit dein Erleben von deinem Denken, die „echte Welt“ von deinen Symbolen und Konzepten entfernt ist.

Natürlich, mit diesem Problem haben wir Menschen alle zu tun:

Als „kopfgesteuerte“ Wesen ist für uns die Getrenntheit keine Illusion, sondern die harte Wirklichkeit, die uns Sinne und Denkvermögen präsentieren.

Nun frage ich mich, ob du schon einmal erlebt hast, dass die Getrenntheit eine Illusion ist?

Wir können das Erleben der Verbundenheit ja nicht im Unterricht erlernen und es kann uns auch kaum in einer Therapie vermittelt werden.

Wenn wir es aber erahnen - doch nie erleben, dann kann uns dieser Mangel in die Verzweiflung treiben.

Du erlebst dein Leben doch vermutlich als das, was es eigentlich für dich nicht gibt: Als eine Ansammlung von isolierten Objekten.

In „Wirklichkeit“ bist du doch aber der gesamte Prozess!

Doch diese Wirklichkeit können wir uns weder mental erschließen noch können wir sie willentlich beherrschen.

Wir können uns ihr nur anvertrauen.

Was das bedeutet findet schwer ins Wort.

Ich versuche es mal wieder mit meinem Lieblingsbild:

Unser Leben gleicht einer Welle, die im Sturm ein gewaltiges Ego entfaltet aber doch immer das eine bleibt:

Das Meer!

Gleichen wir Menschen nicht der Welle, die über das Meer herrschen will? Ja, und gleichen nicht deine zahlreichen Versuche, deine Getrenntheit auf rationalem Weg zu überwinden, dem Versuch der Welle, das Meer zu beherrschen?

Du fragst:

Ist meine Situation ausweglos?

Keineswegs!

Du hast doch die besten Voraussetzungen, um tiefgreifende Einsichten ins Leben zu entfalten!

 Die Frage ist nur – so vermute ich -, wie du dich dem LEBEN anvertrauen kannst, damit dein Erleben dich mit deinen Gedanken von der „Allverbundenheit“ versöhnt.

Leider gibt es so ein Erleben nicht auf Rezept. Manchmal ist das Herz ja stark genug, um die Einwände des Kopfes unschädlich zu machen.

Sich dem Leben anvertrauen – ja das ist schwer!

Aber wir können es geschehen lassen!

 

Philipp3141 
Fragesteller
 02.10.2021, 23:09
Nun frage ich mich, ob du schon einmal erlebt hast, dass die Getrenntheit eine Illusion ist?

Das einzige was ich erlebt habe das in die Richtung geht, ist eine Ich-Auflösung. Ein Zustand, in welchem ich als ein Philipp, als diese spezifische Persönlichkeit nicht mehr existiert habe. Ich bin mir also ziemlich sicher, dass wir nicht diese Stimme im Kopf sein können, da ich ohne diese existierte.

Der Rest ist nur Glauben an Alan Watts, einem religionsphilosophen der östliche Philosophie in den Westen brachte.

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Aber was meinst du damit denn genau? Absolutes vertrauen dem Leben gegenüber? Faith im englischen? Dass sich alles schon zum guten hinwendet? Mittlerweile habe ich angst dass ich seit damals eine Persönlichkeitsstörung entwickelt habe. So würde dieser Schmerz auf ewig bleiben, da ich letztlich der Schmerz selbst bin. Außer natürlich ich erlange Erleuchtung, dann würde ich zum Meer werden.

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Pescatori  03.10.2021, 13:38
@Philipp3141

Zunächst: Du schreibst von einem Zustand, in welchem du als Philipp nicht mehr existiert hast. Und meinst dann:

Ich bin mir also ziemlich sicher, dass wir nicht diese Stimme im Kopf sein können, da ich ohne diese existierte.

Ich habe mich wiederholt im Zustand epileptischer Anfälle befunden. Und ich frage mich jetzt, ob die Ausdruckweise „habe mich befunden“ angemessen ist. Denn ich habe mich ja nicht „befunden“, sondern musste mich nach den Anfällen erst wiederfinden.

Wir wissen beide, dass wir nicht diese Stimme im Kopf sind. Aber wir glauben es uns nicht so ohne weiteres, denn die Handlungsfähigkeit in dieser Welt ist auf den „Kopf“ doch dringend angewiesen.

Leider geht meist mit dem Verlust unseres Egos auch die Gewissheit unseres Selbst` verloren – also die Gewissheit, die du so klar ins Wort gebracht hast:

Es gibt kein "isoliertes individuelles Bewusstsein". Alles im Universum steht in permanenter Wechselwirkung miteinander. Steine und Sterne sind davon genauso wenig ausgenommen wie wir Menschen und andere Lebewesen.

Ja, da ist so ein Ahnen in uns! Und damit unser bedrängtes Ich sich endlich mit dem Selbst verbindet, scheuen wir keine Mühen.

In deinem Fall:

Bestimmt schon 700-1.000 Stunden an Meditation, permanentes konfrontieren mit Freunden, Schule, Familie, Arbeit. Verschiedene langjährige Therapien, sehr viele Selbsthilfebücher mit sehr viel investierter Zeit darüber, positiver zu denken, selbstsicherer zu werden, reflektieren und Gedankenketten hinterfragen und überarbeiten, Kraftsport bis zu dem Punkt, dass ich mittlerweile extrem durchtrainiert bin , Kampfsport angefangen, in welchem ich ungefähr genauso gut bin wie ich körperlich Aussehe. Mehrere schwierige Abschlüsse gemacht, werde jetzt studieren, bin auch mittlerweile sehr gebildet, intelligent, sehe gut aus, habe einen guten Kleidungsstil, immer gepflegt, etc.

Ich habe in meinem Leben auch zahlreiche derartige Versuche unternommen. Die können sehr hilfreich sein. Aber der entscheidende Schritt wird nicht von außen an uns herangetragen. Alle Mühen können uns auch daran hindern, „uns sein zu lassen“! Die klugen Ratschläge, die Therapien, die Techniken – all das kann auch dazu beitragen, das kleine Flämmchen der Selbstfindung zu ersticken.

Was mit „Vertrauen ins Leben“ gemeint ist?

Ich könnte dir schreiben, wann es mich einmal ergriffen hat. Aber das wäre keineswegs hilfreich. Denn das Vertrauen ins Leben ist in jedem Menschen angelegt und jeder steht vor der Lebensaufgabe es zu entdecken.

Deine Frage hat mir ein Gedicht vom guten alten Schiller ins Gedächtnis befördert. Die Sprache liegt dir sicher sehr fern. Aber ich bin ganz überrascht, wie gut dieser Dichter auf seine Weise das ins Wort brachte, was ich so gerne sagen möchte:

Drum edle Seele, entreiß dich dem Wahn,
Und den himmlischen Glauben bewahre.
Was kein Ohr vernahm, was die Augen nicht sahn,
Es ist dennoch, das Schöne, das Wahre!
Es ist nicht draußen, da sucht es der Tor,
Es ist in dir, du bringst es ewig hervor.
https://www.deutschelyrik.de/die-worte-des-wahns.340.html
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Lieber Philipp,

ich habe deine Frage leider jetzt erst gesehen...

Du beschreibst deine Lebenssituation sehr präzise und nachvollziehbar. Das hat mich angerührt und gleichzeitig hat mich dieses Paradox, das du lebst oder das sich durch dich ausdrückt, erstaunt.

Ich gehe einen spirituellen Weg und arbeite gelegentlich als Gestalttherapeut, als Körpertherapeut und als Christlicher Heiler. Um mich da "fit" zu halten schaue ich immer wieder nach Menschen, die einen ähnlichen Weg gehen und bin oft mit derart Interessierten zusammen.

Innerhalb meiner Hilfen verwende ich die Bewusstheitsskala von David Hawkins, was Kenntnisse der Kinesiologie voraussetzt.

Mit dieser alternativen Diagnostik erkenne ich bei dir ein uraltes Problem mit dem 5. Chakra, das in einem früheren Leben entstanden ist. Das 5. Chakra ist für den authentischen Selbstausdruck zuständig und betrifft das angstfreie Mitteilen, wie das aufmerksame Zuhören.

In früheren Leben hast du dich stark religiös-politisch betätigt und hast dir mit deiner aufrichtigen Art auch Gegner geschaffen. Du wurdest inhaftiert und gefoltert, mit dem Hintergrund, dass du deine Aussagen und Ansichten widerrufst, was du aber nicht getan hast. Du bliebst "standhaft" und hast enorm gelitten.

Dieser enorme Schmerz sitzt heute noch tief in deiner Psyche, so dass in dir beim Mitteilen und Sprechen die uralte Angst aufsteigt, wieder deine Freiheit zu verlieren und ausgeschlossen und vogelfrei zu werden.

Was mir möglich war habe ich für die Befreiung deines Hals-Chakras getan.

Ich wünsche dir als Gefährten auf einem ähnlichen Weg den vollen Segen des Lebens...

Namaste

Philipp3141 
Fragesteller
 04.04.2022, 23:15

Danke

Das mit dem 5. Chakra habe ich mir auch mal gedacht.

In früheren Leben hast du dich stark religiös-politisch betätigt und hast dir mit deiner aufrichtigen Art auch Gegner geschaffen. Du wurdest inhaftiert und gefoltert, mit dem Hintergrund, dass du deine Aussagen und Ansichten widerrufst, was du aber nicht getan hast. Du bliebst "standhaft" und hast enorm gelitten.

Das hier finde ich aber so extrem spezifisch dass ich es für unglaubwürdig halte. Woher möchtest du das wissen? Ich glaube auch nicht an Seelen, sondern dass jeder von uns alles ist. Jedes Leben war mein früheres leben und jedes gegenwärtige auch

Was mir möglich war habe ich für die Befreiung deines Hals-Chakras getan.

danke

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Chinama  05.04.2022, 14:31
@Philipp3141

Ich erwarte nicht, dass du mir glaubst, denn ich habe mit meinen Möglichkeiten keinen linearen Zugang zu den Dingen, die sich außerhalb der uns vertrauten Kausalität abspielen. Andererseits weiß ich, dass ich meiner Intuition trauen darf, aber eben wieder nicht 100%.
Auch in meinem Weltbild gibt es nur das Höhere Selbst, das alles ist, was ist. Nur solange wir diese Bewusstheit noch nicht haben, die das erkennen könnte, müssen wir von den Krümeln leben, die von des SELBST Tisch fallen...:-))
Mir geht es nicht um richtig oder falsch, sondern um Sinn und psychische Gesundheit, die ich dir von Herzen wünsche.

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Um die Frage möglichst genau zu beantworten oder es zu versuchen, braucht es mehr Informationen:

  • Wann hat das angefangen? Gibt es einen großen Auslöser dafür den du vermutest oder sind es die Erfahrungen die sich summieren?
  • Welche Gedanken gehen durch deinen Kopf wenn du mit Leuten ein Gespräch startest
  • Sozialdruck und Unsicherheit vor was genau? Und wie müsste ein für dich idealer Kontakt sein, dass es angenehm ist und du dich wohlfühlst
  • Gibt es Leute oder Situationen bei denen dies weniger und bei denen es starker ausgeprägt ist
  • Was wäre das Unangenehmste was in einem Gespräch passieren könnte
Philipp3141 
Fragesteller
 09.02.2022, 19:28

ach passt mittlerweile schon

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Hast du es schon einmal mit echter Tiefenhypnose probiert?

Als Freund würde ich dir raten eine Diskussionssendung im Fernsehen zu verfolgen, nur für dich, und wenn du meinst du hättest etwas zum Thema zu sagen, dann machst du den Ton weg und sagst es. Außerdem solltest du dein Problem nicht so wichtig nehmen. Dann bist du eben im Umgang mit Menschen etwas gehemmt - ja und?

Philipp3141 
Fragesteller
 02.10.2021, 20:57

Mit tiefenhypnose noch nie. Das war auch schon eine idee. aber wenn alles was ich gemacht habe noch nichts gebracht hat, meinst du so ein paar überteuerte hypnosesitzungen werden einfach schwups das problem auflösen?

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Es ist halt vom gefühl her nicht nur etwas gehemmt, sondern ich fühle mich vom sozialen kontakt abgeschnitten. Damals hatte ich freundeskreise in welchen ich mich wohl gefühlt habe. Konnte freunde haben. das geht seit dieser Zeit nurnoch mit willenskraft, nicht aber, weil ich lust auf die kontakte habe.

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Voelkerfuerst  03.10.2021, 00:01
@Philipp3141

Es gibt auch Psychotherapeuten bei der Krankenkasse, die Tiefenhypnose beherrschen. Die muss also nicht teuer sein.

Ich würde mir an deiner Stelle nicht all zu viel raus machen, schlecht mit Menschen reden zu können.

Ich meine, du denkst zu viel über unlösbare Fragen nach. Meiner Ansicht nach täte es dir gut dich mit Rätsel- und Denksportaufgaben zu beschäftigen. Du schreibst dass du mehrere schwierige Abschlüsse gemacht hättest. Dann versuche doch mal die durch eine schöne, gut bezahlte Aufgabe zu Geld zu machen.

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Philipp3141 
Fragesteller
 03.10.2021, 10:38
@Voelkerfuerst

Das Problem ist nicht dass ich schlecht mit Menschen reden kann, sondern dass ich mich unter Menschen unwohl fühle und deshalb sprachlich blockiert bin. Egal ob fremder, Kumpel, Bruder oder Mutter.

Nirgendwo kann ich mich Freundeskreisen anschließen. Auf die Frage von jemanden "Lust was zu machen" muss zwangsläufig ein Nein kommen. Bei einem ja geht es nur um Konfrontation oder Nettigkeit.

Vor den 7 Jahren konnte ich einfach ich selbst sein. Es muss also gehen. Wenn es nicht geht muss ich mich umbringen. Man kann so nicht leben.

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Aber danke, ich werde mich mal wegen der Hypnose informieren.

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Voelkerfuerst  03.10.2021, 11:21
@Philipp3141

Schaff dir einen Hund an. Arbeite freiwillig im Tierheim. Der Sinn des Lebens ist es Liebe zu geben und zu nehmen. Diesen Planeten immer mehr von Generation zu Generation in ein Paradies zu verwandeln. Das meiste dieser Weisheiten hast du ja schon besser erspürt als 99,999% der Menschheit.

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Philipp3141 
Fragesteller
 02.10.2021, 20:58

aber meinst du dass ein großteil des schmerzes und leides daher kommen kann, dass ich das thema so gewichte?

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