Ich benötige Hilfe zum Thema Sartre/Existenzialismus...

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Essenz oder Wesenheit ist eine Sache von Bewusstsein. Das Bewusstsein fragt, "Was ist das?" Das Bewusstsein vergibt Namen, Begriffe, um Essenz zu fassen. Bevor menschliches Bewusstsein das kann, müssen Menschen erst mal existieren. Aber menschliches Bewusstsein "ist" nicht statisch, menschliches Bewusstsein ist immer im werden, ein Prozess. Allerdings ist menschliches Bewusstsein nicht die Sache eines einzelnen sonder der Menschen insgesamt, weil Bewusstsein etwas mit Kommunikation zu tun hat. Menschliches Bewusstsein ist Reflektion und Selbstreflektion. Um zu Bewusstsein zu kommen, brauchen Menschen immer den anderen. Aber Menschen sind in der Zeit und diese ist eine voranschreitende, in die hinein Menschen handeln. Dabei formen sie sowohl "Ich-Bewusstsein" wie auch "Wir-Bewusstsein" offen in die Zukunft hinein. Humanismus ist für Sartre die Einstellung, dass wir im menschlichen Miteinander aufeinander angewiesen sind, uns selbst Sinn und Ordnung zu geben. Sie fällt uns nicht von "einem oben" zu. Dann wäre es Gottesfurcht.


Ritzlinger 
Fragesteller
 29.06.2011, 14:54

Kommt zwar zu spät, aber trotzdem danke für die umfangreiche Antwort. Ich hab die Frage mit "Religion" beantwortet, was dann auch stimmte.

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berkersheim  29.06.2011, 15:25
@Ritzlinger

@Ritzlinger

Wäre für den Atheisten Sartre eine überraschende Antwort. Wikipedia: "Als Humanismus bezeichnet er diese Philosophie insofern, als der Mensch daran erinnert wird, dass es keinen anderen Gesetzgeber als ihn selbst gibt und er in dieser Verlassenheit über sich selbst entscheidet." Also Religion ohne Gott!

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Ritzlinger 
Fragesteller
 29.06.2011, 21:50
@berkersheim

Ja, da hast du schon Recht, aber es war auf den Textausschnitt bezogen. Wobei ich jetzt gerade merke, dass ich unten den falschen Textausschnitt eingefügt hab. Das ist der richtige:

"Dostojewskij hatte geschrieben: »Wenn Gott nicht existierte, so wäre alles erlaubt.« Da ist der Ausgangspunkt des Existentialismus. In der Tat, alles ist erlaubt, wenn Gott nicht existiert, und demzufolge ist der Mensch verlassen, da er weder in sich noch außerhalb seiner eine Möglichkeit findet, sich anzuklammern. Vor allem findet er keine Entschuldigungen. Geht tatsächlich die Existenz der Essenz voraus, so kann man nie durch Bezugnahme auf eine gegebene und feststehende menschliche Natur Erklärungen geben; anders gesagt, es gibt keine Vorausbestimmung mehr, der Mensch ist frei, der Mensch ist Freiheit."

Entschuldigung, das war sicher auch der Grund für unser Missverständnis. Hier sagt er ja, dass man nie durch Bezugnahme auf die menschliche Natur Erklärungen geben kann. Und es war eben ein Faktor der menschlichen Natur gefragt, der menschliches Verhalten erklären könnte.

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berkersheim  30.06.2011, 08:58
@Ritzlinger

Vielleicht als Ergänzung interessant, war schon mal ne ähnliche Frage:

Gott im Unmöglichen suchen – Camus

Wahrscheinlich steht die Stelle, die Du suchst in "Der Mythos von Sisyphos". Da zitiert Camus nicht Husserl, sondern im Kapitel "Umschlagen in Mystik" Leo Isaakowitsch Schestow (war ein russischer, jüdischer Philosoph des Existentialismus) mit folgenden Worten: "Der einzig wahre Ausweg (aus dem Absurden - von mir) liegt genau da, wo es nach menschlichem Ermessen keinen Ausweg gibt. Wäre es nicht so - wozu brauchten wir dann Gott? Gott wendet man sich nur zu, um das Unmögliche zu erreichen. Für das Mögliche genügen die Menschen." Camus nennt das einen beachtenswerten "Glaubensakt". sagt dann jedoch: "Dieser Sprung ist ein heimliches Ausweichen." Es ist nur einer der vielen Tricks, sich dem Absurden nicht zu stellen.

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Habt iht keine Idee? Mir ist grad gekommen, dass vllt die Religion/Gott so ein Faktor sein könnte, oder lieg ich da falsch?

Hier nochmal der Textausschnitt: "Wenn wiederum Gott nicht existiert, so finden wir uns keinen Werten, keinen Geboten gegenüber, die unser Betragen rechtfertigen. So haben wir weder hinter uns noch vor uns, im Lichtreich der Werte, Rechtfertigungen oder Entschuldigungen. Wir sind allein, ohne Entschuldigungen. Das ist es, was ich durch die Worte ausdrücken will: Der Mensch ist verurteilt, frei zu sein. Verurteilt, weil er sich nicht selbst erschaffen hat, anderweit aber dennoch frei, da er, einmal in die Welt geworfen, für alles verantwortlich ist, was er tut."