Hauptschüler: Sind diese weniger "begabt"?

Das Ergebnis basiert auf 37 Abstimmungen

Die (negativen) Vorurteile sind eher nicht zutreffend. 70%
Die (negativen) Vorurteile sind eher zutreffend. 30%

15 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Die (negativen) Vorurteile sind eher nicht zutreffend.

Das in dem Video ist natürlich völliger Unsinn. Ich als ehemaliger Hauptschüler und mittlerweile angehender Abiturient wehre mich auch gegen solche pauschalen Verunglimpfungen, denn das ist einfach respektlos und hat in einem sachlichen gesellschaftlichen Diskurs nichts zu suchen.

Das Problem ist aus meiner Sicht tiefgreifender: Die Hauptschule wird vorwiegend von jungen Menschen besucht, die aus sozial benachteiligten Familien bzw. sogar aus Brennpunktfamilien stammen. In meiner ehemaligen Hauptschulklasse war das bei 100% der Schülerinnen und Schüler der Fall, inklusive bei mir selbst. Die Schülerschaft ist sehr homogen, was dazu führt, dass auch das Bildungsniveau homogen bleibt.

Wer selbst aus schwierigen Verhältnissen stammt und nur auf Menschen trifft, denen es genauso geht, hat gar nicht die Möglichkeit, etwas anderes zu sehen. Und das vererbt sich von Generation zu Generation weiter: Wenn schon die Eltern eine Hauptschule besucht haben und derart isoliert waren, ist es sehr wahrscheinlich, dass das auch bei ihren Kindern der Fall sein wird. Faktisch gibt es kaum Hauptschüler, die den Absprung schaffen und einen höherwertigen Schulabschluss erreichen oder gar überhaupt erst anstreben. Umgekehrt besuchen Kinder, deren Eltern selbst Akademiker sind, in aller Regel ein Gymnasium. Das ist natürlich nicht ethnisch so vorgegeben; eine ethnische Gruppe mit den Namen „Hauptschüler“ gibt es nicht. Es ist ein rein gesellschaftliches Ding.

Unter anderem aus diesen Gründen sind die Hauptschulen in den meisten Bundesländern mittlerweile Geschichte, und das ist gut so, da sie niemandem gerecht wird.

Ich hatte vielleicht das große Glück, dass ich den Großteil meines Lebens gar nicht bei meinen Eltern verbracht habe; ich bin schon relativ früh in eine Wohngruppe gekommen, da sich meine Eltern zerstritten haben. So konnte ich nicht nur Leute treffen, die mir schulisch helfen konnten, sondern auch Leute die einem Mut gemacht haben. Das Glück haben Hauptschüler in aller Regel nicht.

Die (negativen) Vorurteile sind eher nicht zutreffend.

Ein Mensch ist die Summe seiner Erfahrungen.

Jeder Schüler entwickelt sich so, wie sein Umfeld es zulässt.
Wenn man dich schon als Kind in ein eher bildungsresistentes Millieu steckt, wirst du es nicht weit bringen. Zumindest besagt das die Regel.
Wenn dann auch noch unzureichend Lehrkräfte und fordernde Eltern vorhanden sind, um begabte Kinder auszusieben und gezielt zu pushen, hast du auch kaum eine Chance um weiter zu kommen.

Ursprünglich war die Hauptschule dazu gedacht, Kindern die nötigen Grundlagen zu vermitteln um eine solide Lehre z.B. im Handwerk zu gewährleisten.

Heutzutage sind die Lehrkräfte eher damit beschäftigt, grundlegende Erziehungsarbeit und Sozialarbeit zu leisten, die in großen Teilen von den Eltern versäumt wurden, anstatt effektiv zu unterrichten.
Dadurch wird natürlich auch oft dieses grundlegende Bildungsziel zum Start in das Berufsleben verfehlt.

So ist zumindest der Status Quo an den Hauptschulen die ich so kenne.

Abhilfe würde in meinen Augen nur eine rigerose Umstrukturierung des Bildungssystems schaffen, in der der Schule Kapazitäten zugesprochen werden
um:

  1. grundlegende, versäumte Erziehung parallel zum Bildungsauftrag leisten zu können.
  2. ggf. mangelnde Sprachkenntnisse noch vor dem Start des eigentlichen Schulstoffs zu beseitigen
  3. Gelder für die 100% unentgeltliche Schulbildung für sozial benachteiligte Schüler bereitstellen zu können (inclusive Klassenfahrten, Schreibmaterial, eventuell sogar Nachhilfeunterricht etc.)

Damit würde ich behaupten, dass es nicht die SCHÜLER sind, die die Schuld am schlechten Ruf tragen, sondern zu gleichen Teilen das Bildungs-/ und Sozial-system und die Eltern.


niufoi  17.01.2020, 22:58

Dem kann ich uneingeschränkt zustimmen.

0
Die (negativen) Vorurteile sind eher nicht zutreffend.

Es kann ja sein, das man begabt ist, aber entweder keine Lust hat, oder unterfordet ist! Handwerklichebegabung hat auch nichts mit den Noten zutun und so weiter.

Die (negativen) Vorurteile sind eher nicht zutreffend.

Die die ich kenne haben so ziemlich alle eine ordentlichen Beruf gelernt und stehen in Arbeit. Sie haben andere Prioritäten, packen lieber zu als im Büro zu versauern. Intelligent sind sie auf jeden Fall, haben aber ein anderes Denkmuster, sie sind mehr die Querdenker brauchen vielleicht ein wenig länger um zum Ziel zu kommen, aber tappen dafür nicht all zu oft in die sogenannten Intelligenzfallen.

Dafür kenne ich einige Gymnasiasten die lieber saufen und anderen gegenüber überheblich sind. Meist gesponsort von Mama und Papa, denken sie sie wären die Größten.

Im allgemeinen gibt es überall solche und solche.


Rotrunner2  17.01.2020, 21:04

Danke für die Bewertungen.

0
Die (negativen) Vorurteile sind eher nicht zutreffend.

Begabung und Talent werden sehr häufig verwechselt. Begabung hängt stark vom Elternhaus ab. Von geben, vorgeben... Talent dagegen ist angeboren.

Auf Hauptschulen fand man früher häufig Menschen mit praktischer Begabung. Das wurden dann häufig Handwerker, ohne die in Deutschland gerade mal gar nichts funktionieren würde. Auf das Gymnasium gingen diese häufig nicht, dorthin gingen dann anders talentierte oder begabte Menschen.