Hat Platons Bild vom "gefesselten Höhlenmensch" in unserer heutigen Gesellschaft noch Relevanz&wie?

8 Antworten

Zitat asu Wikipedia:

"Es geht im Höhlengleichnis also darum, die Denkkraft nicht auf das sinnlich Wahrnehmbare der uns unmittelbar umgebenden Welt zu lenken, sondern auf das, was hinter dieser Welt steht, beziehungsweise auf den ideellen Ursprung dieser Welt."

Diese Aussage spielt doch heute in der Frage unseres Konsumveraltens eine herausragente Rolle!

Und manche(r) täte gut daran, sich das mal durch den Kopf gehen zu lassen.

Platons Höhlengleichnis ist auch in der heutigen Gesellschaft von Belang, weil Platon darin grundlegende Fragen aufwirft, die nicht auf bestimmte gesellschaftliche Verhältnisse beschränkt sind. Bei Platon ist das Höhlengleichnis mit einer großangelegten erklärenden Theorie verbunden, die dahinter steht. Mit der Anschaulichkeit eines Gleichnisses möchte er Bezüge zu Aussagen herausstellen, wie die Wirklichkeit/das Seiende beschaffen ist (Ontologie) und wie sie erkannt werden kann (Erkenntnistheorie).

In der heutigen Gesellschaft ist mehr Faktenwissen verfügbar. In einer sogenannten Informationsgesellschaft sind aber auch jede Menge an Blickverengungen, Täuschungen, Fehlurteilen und irreführenden Vorstellungen möglich. Oft bedeutet Information nicht etwas, das wahr ist bzw. zuverlässiges Wissen darstellt. Auch gerade die Fülle kann verwirren und erfordert Medienkompetenz.

Weiterentwickelt haben sich die technischen Geräte, die Wahrnehmung unterstützen (z. B. Mikroskope, Teleskope). Dies ändert aber nicht grundsätzlich etwas an den Schwächen der Sinneswahrnehmung, die Platon dazu gebracht haben, das Verhaftetsein an der bloßen Sinneswahnehmung als Gefangenschaft darzustellen:

1) Bei der Sinneswahrnehmung können Sinnestäuschungen vorkommen.

2) Bei einer einzelnen Sinneswahrnehmung kann eine Blickverengung/eine Fixierung auf eine einzige Perspektive zu einer falschen Gesamtbeurteilung führen.

3) Die Sinneswahrnehmung kann etwas an Einzeldingen erfassen, aber sie neigt zu unmittelbarer Verallgemeinerung, ohne einen Sachgehalt (etwas Bestimmtes in seiner Sacheinheit) richtig zu erfassen. Dies leitet erst begriffliches Denken. Bei den Dingen gibt es etwas, das seinem Wesen nach zur Sache selbst gehört, und etwas, das nicht dazugehört (bei einem Tisch können z. B. Form und Material unterschiedlich sein, aber es gibt eine Grundfunktion bei jedem Tisch, etwas daraufstellen zu können). Die Sinneswahrnehmung gewährleistet keine angemessene Unterscheidung dazwischen.

Platon will nicht die Sinneswahrnehmung als Mittel beseitigen und empirische Wissenschaft abschaffen, sondern auf die Beschränktheit eines einzelnen Sinneseindruckes hinweisen. Die Sinne sind für das Unterscheiden in der Wahrnehmung zuständig. Es geht ihm darum, für Erkenntnisse die Sinneswahrnehmung durch Denken zu erweitern.

Das Höhlengleichnis ist das Kernstück der idealistischen (jenseits der erfahrbaren Realität begründete) Philosophie, die bis heute in der Philosophie, in den Religionen (Christentum, Islam) wirksam ist. Im Gegensatz dazu stehen Demokrit und Epikur, die eine diesseitige, empirisch ausgerichtete Philosophie begründeten. Diese sind während der Frühzeit des Christentums bis ins Mittelalter ganz verdrängt worden und die Grundideen Platons beherrschten Theologie und Philosophie. Erst mit der Renaissance wurden epikureische Schriften wiederentdeckt, wurden in der Verbreitung von der Kirche jedoch stark behindet und verfolgt. Prof. Thomas Metzinger, ein aktueller Philosoph (Mainz), der sich auch mit der Hirnforschung befasst, ist allerdings der Überzeugung, dass der Platonismus und Idealismus obsolet geworden sind. Ich bin mir da nicht so sicher, weil ich glaube, dass es immer wieder Menschen geben wird, die im Idealismus eine Überhöhung ihres Menschseins suchen.

Platons Höhlengleichnis hat auch nach seiner Niederschrift vor etwa 2400 Jahren, nichts an Brisanz und Aktualität verloren.

Wie in Platons sinnbildlichem Höhlengleichnis lebt auch der moderne Mensch von heute, als gefesselter seiner heimatlichen Umgebung in einer Schein- und Schattenwelt, welche er für die einzig erstrebenswerte Realität hält. Erst die Befreiung von den Fesseln durch Bildung des Bewußtseinsstandes führt schließlich zu neuen Erkenntnissen- und Ideen, die wiederum tiefere Einblicke in die Ursachen allen Seins gewähren!

Ich hoffe, daß meine Erklärung verständlich genug rübergekommen ist?

So genau wissen wir es immernoch nicht. Es ist genauso wie die Matrix. Ob wir jetzt träumen, uns jemand einen Film vorspielt oder doch nicht wissen wir nicht.