Habt ihr schonmal Tagebuch geschrieben?

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Tagebuch schreiben ... Oh ja. Damit hab ich so meine Probleme. Eine Love-Hate-Relationship.

Ich hab angefangen, Tagebuch zu schreiben, als ich ungefähr 10 war. Ganz verschwommen kann ich mich noch an das Buchcover erinnern. Es war eher klein, ein Hundewelpen war darauf (er hatte braun-schwarz-weiß geflecktes Fell und herunterhängende Ohren), auf einer Wiese und der Rand war hellgrün. Leider habe ich es schon längst nicht mehr. Das ist nun circa 15 Jahre her.

Ich hab immer angefangen, über die Jahre, und wieder aufgehört. Angefangen, aufgehört, angefangen, aufgehört, angefangen, aufgehört ...

Ständig denke ich, ich will ein Tagebuch führen. Ich muss ein Tagebuch führen. Mehrere Tagebücher. Denn ich denke an meine Vergangenheit und an all die Erlebnisse, an die ich mich kaum noch erinnern kann. Ich denke mir: Hätte ich damals doch bloß akribisch Tagebuch geführt, dann könnte ich mich besser an alles zurückerinnern. Und ich frage mich: Was wenn ich in 10 Jahren wissen will, wie ich mit 25 gedacht habe? Was, wenn ich es nicht mehr weiß und ich nichts habe, um es herauszufinden?

Es klingt so simpel. Tagebuch schreiben. Theoretisch ist es das auch. Aber praktisch keineswegs. Nicht für mich. Ich mag den Gedanken daran, ein Tagebuch zu führen. Ich mag den Gedanken daran, es Jahre später aufzuklappen und mir alles durchzulesen.

Doch ich habe so, so viel versucht. Nichts hat funktioniert. Ich habe fast alle erdenklichen Tagebuch-Apps ausprobiert. Manche waren besser als andere, aber keine war wirklich komplett zufriedenstellen. In einer hielt ich immerhin circa zwei Jahre durch! Und ungefähr 1 bis 1einhalb Jahre lang führte ich ein Tagebuch auf der Word-App von meinem alten Handy.

Irgendwann - manchmal nach wenigen Tagen, mit Glück erst nach wenigen Jahren - verlor' ich immer und immer wieder die Motivation. Ich hätte genügend Zeit. Aber anscheinend nicht genügend Kraft.

Ich lasse sehr viele Versuche aus. Besonders in den letzten 5 Jahren hatte ich häufig in nur einem Monat mehrere erneute Versuche gestartet. Häufig versuchte ich einige Apps sogar mehrmals.

Auch per Hand (so fing mein allererstes Tagebuch an) führte ich schon einige ... Fing ich einige an. Nur leider habe ich eine sehr hässliche Handschrift und aufgrund von Motorikproblemen halte ich meine Stifte immer etwas komisch, was dazu führt, dass mein Handgelenk bereits nach wenigen Sätzen verkrampft und ich eine Pause einlegen muss. Ich hätte gerne eine schöne Handschrift. Aber ganz egal, wie sehr ich mich anstrenge: Sie ist allerhöchstens akzeptabel.

Außerdem denke ich viel schneller, als ich schreiben kann.

Dann ist da die Sache mit der Negativität. Weshalb sollte ich mein Tagebuch/meine Tagebücher mit 90% negativen Gedanken verunstalten? Es reicht, wenn ich die Gedanken denke. Die Gedanken gingen nie weg, sie wurden nie weniger, nur weil ich sie irgendwo niederschrieb. Und mein Leben ist ... sowieso total langweilig. Langweiliger als das Durchschnittsleben einer normalen Person. Ich habe keinen Grund, zu schreiben, aber ich habe Angst, dass ich es bereuen werde, es nicht getan zu haben. Es sind doch genau diese total öden, scheinbar nichtssagenden Tage, die am meisten über einen aussagen. (Oder auch nicht, keine Ahnung, ich reihe gerade einfach nur zufällige Wörter aneinander.)

Vor ein paar Monaten hatte ich mir ein hübsches Tagebuch gekauft! Hab extra 30€ dafür hingeblecht. Das war im ... Oktober, ungefähr. Anzahl der bisherigen Einträge: 7. Aus einem "Tagebuch" wird ein "Alle-paar-Wochen-bis-Monate-Buch". Ich dachte, wenn ich so viel Geld dafür ausgebe, wird es mich dazu motivieren, durchzuziehen. Teilweise denke ich das noch immer. Wenn es mir nicht so wichtig wäre, in 10+ Jahren noch immer meine exakten, alltäglichen Gedankengänge nachvollziehen zu können, wäre es mir egal. Dann ist es eben ein "Alle-paar-Wochen-bis-Monate-Buch"! Cool! Aber so ist das leider alles nicht.

Ich dachte, ein süßes Buchcover würde mich dazu motivieren, durchzuziehen. Da ist ein Papagei drauf, okay? Wir alle wissen, dass ich Vögel liebe! Also weshalb funktioniert es nicht? Habe ich Angst, ich könnte dem Papagei wehtun, wenn ich ihn mit meinen wirren, von Negativität und Frust geplagten Gedanken füttere? Keine Ahnung! Ist es etwas, was ich liebe, ist der Druck zu groß und ist es etwas, das ich nicht liebe, ist die Motivation verpufft.

Ich dachte, wenn ich haufenweise süße Sticker und Glitzer und so weiter und sofort kaufe, würde mich das dazu motivieren, durchzuziehen. Teilweise denke ich das noch immer. Ich hab jeden Eintrag bislang verschönert. Denn ich liebe es, alles zu verschönern und zu personalisieren. Es hilft ein bisschen, aber die Motivation ist ... trotzdem sehr schwer, aufrechtzuerhalten. Wahrscheinlich liegt das auch an meinem alljährlichen Wintertief. Ich bin viel mehr eine Frühlingsperson.

Je schöner das Tagebuch, desto höher sind meine Ansprüche an mich selbst, desto weniger will ich meine Negativität in dem Buch festhalten. Die Lösung erscheint simpel: Ein wunderhübsches Tagebuch (Ich bin ja schon seit Längerem fasziniert von diesen Junk Journals, Junge, the details!) für meine positiven Gedanken/Erlebnisse und ein schlichtes, schwarzes Notizbuch für meine negativen Gedanken/Erlebnisse.

Aber nein, das gefällt mir auch nicht. Ich kann nicht sagen, weshalb, aber es fühlt sich einfach nicht richtig an. Es soll alles an einem Ort sein. Ich will meine Gedanken nicht kreuz und quer zusammensuchen müssen.

Nichts ist richtig. Ich hab seit 15 Jahren nichts Richtiges gefunden. Ich glaube, ich werde auch die nächsten 15 Jahre nichts Richtiges finden. Ich werde es immer wieder versuchen und aufhören und versuchen und aufhören und versuchen und aufhören ...

Irgendwie kommt es mir so vor, dass Tagebuchschreiben sowas wie eine "Aesthetic" geworden ist. Ich kann es schlecht erklären, aber einfach so als ob ... Als ob alles richtig schön geschrieben sein müsste. Als müsste man jeden Tag davon schreiben, wie man irgendwo Urlaub gemacht hatte, wie man bei Geburtstagsfeiern war, wie man angefangen hat, zu studieren und man ist nun verlobt und man hat drei Katzen adoptiert und man war mit seinen Freunden Campen und man hat meditiert und war super produktiv und hat eine neue Sprache gelernt und ein Haus gekauft und im Schlaf ne Hochzeitstorte gebacken und man treibt jeden Tag regelmäßig Sport und man hat absolut keine Sorgen.

Hmpf! >:(

Nun ja, ich habe eine Lösung gefunden, die so halbwegs funktioniert. Zumindest ein wenig. Ich schreibe nur, wenn ich wirklich schreiben will. Was sehr selten der Fall ist. Das schreibe ich erst in meine Notizapp und von da aus schreibe ich es langsam ab, in mein Tagebuch. Dann kann ich mein Bestes geben, halbwegs in Ordnung zu schreiben, meine Gedanken besser sortieren, ich verschreibe mich weniger und ich kann vorher immer überlegen: Will ich das jetzt wirklich reinschreiben in das Tagebuch oder waren das nur random Gedanken, die mal kurz irgendwo raus mussten?

Aber ist es ein Tagebuch? Nein. Und das nervt mich bis zum Es-geht-nicht-mehr!

Eine andere Lösung wäre es, alles am Laptop zu schreiben und es dann auszudrucken. Dann kann ich es in aller Ruhe verzieren und sogar meine Schriftart aussuchen und nach Belieben ändern. Problem: Es fühlt sich sehr unpersönlich an, es fühlt sich an, als würde ich schummeln und am allerwichtigsten; unser Drucker ist kaputt und potenziell mehrere hundert Seiten ausdrucken ist ein hoher Kostenaufwand. Wenn man dann noch Bilder ausdrucken lassen möchte ... Ja, da ist man viel Geld los.

Ich hatte auch schon hin und wieder die Idee gehabt, sozusagen ein öffentliches, anonymes Tagebuch zu führen. Weil ich mir dachte: Vielleicht ist er Druck dann so groß, dass ich mich dazu zwingen können werden tuten tun muss! Aber a) wer würde sich den Mist bitte durchlesen?, b) ich würde am nächsten Morgen sowieso wieder alles löschen und c) mich in Grund und Boden schämen, in der Hoffnung, dass niemand es gelesen hat!

Ungelogen: Ich denke wirklich, würde ich es schaffen, ein richtiges Tagebuch zu führen, würden die meisten meiner Gedanken aus sowas wie "AAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!" bestehen und ich würde aus lauter Verzweiflung, Wut, Selbsthass und Frustration mit dem Stift die Seiten beim Schreiben auseinanderreißen, wie als wäre ich vom Teufel besessen und so ... Äh, ja 🤷🏼‍♀ Haha. 🤡

Ja, habe früher viel Tagebuch geschrieben und viele Sachen auch festgehalten an die ich mich, teilweise, nicht hätte erinnern können. Mit der Zeit habe ich das schreiben aber auch vernachlässigt, was ich sehr schade finde.

Früher als ich 12 war, glaube. Aber das ging nur zwei Monate oder so und dann hatte ich aufgehört, weil ich keinen Bock mehr hatte

Nur ein einziges mal in meiner Kindheit, danach nie wieder mehr.