Haben intelligente Menschen wirklich tendenziell einen höheren Schulabschluss, oder ist das Unsinn?

8 Antworten

Die psychologische Forschung ist sich da einig: Auch wenn die Intelligenz kein perfektes Konzept ist und noch weiter erforscht werden muss, ist es dennoch die zuverlässigste Glaskugel, die in der Diagnostik zur Verfügung steht, um den Bildungserfolg eines Menschen vorherzusagen. Das war auch die ursprüngliche Intention Alfred Binets, der die ersten Testverfahren im auslaufenden 19., beginnenden 20. Jahrhundert entwickelte.

Natürlich spielen in der Realität außerhalb des Labors ganz andere Einflüsse eine ebenfalls große, wenn nicht sogar eine größere Rolle. Eine ganz wichtige Einflussgröße ist der Bildungshintergrund des Elternhauses eines Kindes. Erstens steigen seitens der Lehrer mit höherem Bildungsabschluss der Eltern die Erwartungen an das Kind, wovon beispielsweise die Grundschulempfehlung, aber zum Teil auch Versetzungsentscheidungen stark beeinflusst werden, andererseits habe ich aber auch am eigenen Leib die Erfahrung gemacht, dass durchschnittlich oder wenig gebildete Eltern ihr Kind auch mal "einbremsen" und trotz auffällig hoher Intelligenz des Kindes und entsprechender Schulempfehlung doch lieber den Weg zu einem mittleren Schulabschluss für das Kind auswählen, damit es "nicht abhebt". Im Gegensatz dazu neigen sehr gebildete Eltern eher dazu, sich auch mal energischer gegen Lehrkräfte durchzusetzen, weil man häufig zumindest in der Ausbildungshierarchie auf gleicher oder gar höherer Stufe steht und damit die Diskussionskultur eine ganz andere ist als bei Eltern, die sich mangels höherer Ausbildung eher dazu gezwungen sehen, dem Lehrer bei seinen Einschätzungen zu vertrauen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Avicenna89  06.03.2020, 07:34

Es muss natürlich hinzugefügt werden, dass es sich bei der Intelligenz eher um Grenzfragen handelt. Ist ein durchschnittlich intelligentes Kind wirklich zu blöd fürs Gymnasium? Rein empirisch betrachtet nicht, denn wenn wie heutzutage 50% eines Jahrgangs die Hochschulreife erwerben, betrifft das zwangsläufig auch durchschnittliche Kinder. Man kann also vielleicht vorhersehen, dass ein Kind, das unterdurchschnittlich intelligent ist (IQ < 85), schlechte Chancen auf ein Abi und ein Studium hat und eine dementsprechend zugeschnittene Bildungslaufbahn wählen. Aber ab dem Durchschnitt aufwärts gibt es vom Schulsystem her wenig Differenzierungsmöglichkeiten und damit kann man nicht automatisch sagen, dass jemand, der hochintelligent ist, einen besseren Bildungsabschluss erreicht als jemand, der im Durchschnitt liegt. Hinzu kommt, dass ich einige Fälle kenne, die ihr Studium mindestens um 50% zeitlich überziehen, was ja durchaus erlaubt ist, aber eben zeigt, dass ein Studienabschluss auch jenen offen steht, die nicht so schnell kapieren und lernen können wie es ein Studium eigentlich erwartet.

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Tendenziell vielleicht, aber was sagt das schon aus? Ein hoher Schulabschluss ist oft genug eher eine Frage der finanziellen Mittel oder auch der Motivation und des Fleißes. Prinzipiell sind Bildung und Intelligenz zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.

Für einen Schulabschluss spielen vor allem auch Fleiß, Elternhaus/Wohnort, Interesse am Lernen, Motivation etc. eine Rolle.

Es gibt viele Menschen, die sehr intelligent sind, aber denen es an Fleiß fehlt oder die private Probleme haben oder aus anderen Gründen dennoch keinen oder keinen guten Abschluss schaffen.

Andersrum kann ein eher weniger intelligenter Mensch durch Fleiß und Übung zu einem guten Abschluss kommen.

Ich denke mal schon, von nichts kommt nichts. Studieren ist auch nicht so einfach... aber ein A-loch kann man trotzdem sein.

In Deutschland zumindest hat der finanzielle Wohlstand der Eltern wesentlich mehr Einfluss auf die Schulbildung der Kinder als irgendeine Intelligenz.

Klar, ein Mensch mit niedriger Intelligenz wird es generell schwerer haben ein Studium zu bestehen( dass es schwerer für ihn ist heißt nicht, dass es unmöglich ist), das ist natürlich klar, aber das Geld hat einen viel viel stärkeren Einfluss auf Bildungschancen in Deutschland als die Intelligenz.

Selbst der intelligenteste Sohn einer Hartz4-Familie wird statistisch gesehen eine weniger hohe Bildung erreichen als der "dümmste" Sohn einer Millionärsfamilie.

Man betone statistisch gesehen! Natürlich gibt es auch Ausnahmen.

Das ist eine Schande, aber nunmal leider die Realität in Deutschland.