Grund für die evolutive zunahme an gehirnvolumen beim menschen?

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Natürlich muss man bei der Frage von Darwins Evolutionstheorie (bzw. ihrer Erweiterung, der Synthetischen ET) ausgehen, wovon denn sonst? Mutationen spielen bei der Evolution auch immer eine Rolle, denn ohne sie entsteht ja nichts neues, mit Zufall hat der ganze Prozess aber kaum etwas zu tun. Das Kernelement der Evolution ist ja die Selektion, und die ist weder zufällig noch "einfach und platt".

Für die  Evolution des menschlichen Gehirns werden zwei große Faktoren verantwortlich gemacht.

Auf der einen Seite muss ein Bedarf für ein so großes Denkorgan bestehen, sodass Individuen mit großen Gehirnen selektiert wurden. Wodurch dieser Bedarf zustande kam, ist nicht ganz klar, es handelte sich wahrscheinlich um ein Zusammenspiel der folgenden Lebensbereiche:

  • Werkzeuge: Komplexere Werkzeuge und Waffen erfordern mehr Denkleistung für ihre Herstellung und Handhabung. Die übrigen Menschenaffen können mit Wurfobjekten zum Beispiel gar nicht umgehen, wir Menschen haben damit aber keine Probleme. Es wäre denkbar, dass u.A. die Erfindung von Wurfspeeren ein größeres Gehirn nötig machte bzw. dieses Gehirn die Erfindung des Wurfspeeres ermöglichte. Allerdings setzte bei den Homini das Gehirnwachstum bereits ein, bevor sie komplizierte Gegenstände herstellten und verwendeten.
  • Sozialleben: Ein komplexeres Beziehungsgeflecht erfordert natürlich auch ein größeres Gehirn, damit die Kommunikation zwischen Gruppenmitgliedern funktioniert. Durch immer verflochtenere Beziehungen innerhalb der menschlichen Stämme müsste demnach auch das Gehirn nachziehen. Allerdings lassen sich Beziehungen innerhalb von Gruppen nur schwer operationalisieren und damit kann die Hypothese an anderen Primaten kaum überprüft werden.
  • Nahrungssuche: Größerer Aufwand bei der Nahrungssuche erfordert auch ein größeres Gehirn. Während ein Laubfresser nicht wählerisch mit seiner Nahrung ist und einfach nur zugreifen muss, muss ein Fruchtfresser seine Nahrung erst suchen und erkennen. Ein Fleischfresser muss bei seiner Nahrungssuche aber planend vorgehen, um nicht frühzeitig bemerkt oder von einem wehrhaften Beutetier verletzt zu werden. Durch die Änderungen im Speiseplan der Frühmenschen hin zu Großwild hätten nur Individuen mit planenden Fähigkeiten überlebt.

Die zweite große Voraussetzung für Gehirnwachstum ist, dass genügend Energie vorhanden ist, um dieses verschwenderische Organ aufzubauen. Die verfügbare Energiemenge hängt vor allem vom Energiegehalt der Nahrung und des Tempos des Stoffwechsels ab. Diese Hypothese ist auch wirklich durch Vergleiche unter den Primaten gestützt; Blattfresser mit einem langsamen Stoffwechsel haben im Vergleich zu ihrer Körpergröße ein kleines Gehirn, Fruchtfresser mit einem etwas schnelleren Stoffwechsel haben ein etwas größeres Gehirn. Fleischfresser, deren Stoffwechsel noch schneller abläuft, haben ein noch größeres Gehirn. Die Erfindung des Kochens in Verbindung mit einer fleischreichen Kost könnte beim Menschen ein enormes Gehirnwachstum hervorgerufen haben.  Den Großteil seines Wachstums erfährt das Gehirn in der frühkindlichen Phase. Je mehr Energie die Mutter in die Ernährung ihrer Kinder steckt, desto größer wächst auch ihr Gehirn. Darum ist es für die Evolution des Menschen sicher nicht unwesentlich, dass er bis auf wenige Ausnahmen Einzelkinder im Abstand von wenigen Jahren zur Welt bringt, die dann als Kleinkind alle Aufmerksamkeit der Mutter erfahren und sich die Muttermilch mit niemandem teilen müssen, im Gegensatz zu z.B. Mäusen oder Katzen. Wenn man davon ausgeht, dass ein größeres Gehirn immer von Vorteil ist, und der einzige begrenzende Faktor die verfügbare Energie ist, könnte man die Frage nach dem Bedarf eines großen Gehirns sogar ganz ausklammern.

Wie diese Faktoren nun genau zusammengespielt haben, wird immer noch erforscht und über die Bedeutung der einzelnen Faktoren wird diskutiert. Zu einem endgültigen Ergebnis ist man aber noch nicht gekommen.


NizNiz 
Fragesteller
 10.12.2015, 10:06

Danke erstmal für die ausführliche, jedoch gibt es dennoch stellen die bei mir fragen aufwerfen 

"Allerdings setzte bei den Homini das Gehirnwachstum bereits ein, bevor sie komplizierte Gegenstände herstellten und verwendeten." 

Das selbe gilt wie du es erwähnt hast auch für die nahrungssuche und das sozialleben. All diese beispiele haben ein größeres gehirn als Voraussetzung, sie sie führten jedoch nicht zu vergrößern des gehirns.

Mich interessiert, wie das gehirnwachstum welches diese Handlungen wie nahrungssuche, waffenherstellung etc. überhaupt möglich gemacht hat eingetreten ist. 

Ich habe bspw. Herausgefunden, dass das menschen ein bestimmtes gen besitzen (name irrelevant) welches für größe des gehirns zu ständig ist. Kann ich also sagen dss durch eine zufällige mutation dieses gen entstanden ist, welches aufgrund des selektiven vorteils weiter vererbt wurde?

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DiegoderAeltere  10.12.2015, 16:09
@NizNiz

Kann ich also sagen dss durch eine zufällige mutation dieses gen entstanden ist, welches aufgrund des selektiven vorteils weiter vererbt wurde?

Ja. Bei den Vorläufern der Menschen kam es durch Mutationen der Gene, die für die Größe bzw. die Faltung des Gehirns verantwortlich sind, zu größeren Gehirnen, die aufgrund der besonderen Lebensweise der Frühmenschen einen Vorteil darstellten. In einer Art, die durch taktisches Vorgehen große und wehrhafte Tiere jagt, gibt es einen starken Selektionsdruck in Richtung von komplexen Denkvorgängen und effizienter Kommunikation. Insofern wäre es schon richtig, zu sagen, dass die Jagd auf Tiere, der verstrickte Aufbau einer Gruppe und die Verwendung von Werkzeugen zu größeren Gehirnen führten. Diese Veränderungen in der Lebensweise können auch mit einem kleinen (das heißt im Vergleich zu unserem) Gehirn bestritten werden, wenn die Art sich allerdings erstmal darauf eingelassen hat, bieten große Gehirne trotzdem einen Vorteil. Schimpansen verwenden ja auch Werkzeuge, was ihnen aber nur gelingt, weil sie im Vergleich zu anderen Tieren sehr intelligent sind. Würde sich ihre Umwelt jetzt drastisch verändern, sodass sie auf das Fleisch großer Tiere umsteigen müssten, würden die Individuen mit besseren Denkleistungen ihre Werkzeuge für die Jagd effektiver gestalten und damit einen Überlebensvorteil erringen.

Aber man kann natürlich auch nicht vernachlässigen, dass durch Unterernährung selbst bei den besten genetischen Voraussetzungen das Gehirnwachstum beschränkt bleibt. Darum ist die Umstellung auf energiereiche Nahrung, wie gebratenes Fleisch auch ein sehr wichtiger Punkt.

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Die durch das größere Gehirn hat dazu geführt, dass Instrumente benutzt, Kausalzusammenhänge erkannt, komplexere soziale Gemeinschaften gebildet wurden. Dies wiederum hat das Gehirn weiter vergrößert (alles, was benutzt wird, entwickelt sich). So etwas sind Kreisprozesse, bei denen die Wirkung auf eine Ursache selbst wieder Ursache für die nächste Wirkung wird.

Übrigens haben Forscher herausgefunden, dass nur der Genuss von Fleisch, das eine höhere Energiedichte aufweist als vegetarische Kost (mit ein paar Ausnahmen sehr eiweißreicher Früchte) die Gehirnentwicklung ermöglicht hat. Denn sie ermöglichste es, nicht pausenlos essen zu müssen, sondern zwischendurch mehr Zeit für intelligente Beschäftigungen zu haben. Folge: siehe erster Absatz.

Übrigens, so wie Du verständlicherweise keine religiöse Argumentation anstoßen wolltest, bitte ich darum, dass sich Vegetarier oder gar Veganer ideologisch orientierte Kommentare auf meine Antwort verkneifen.


NizNiz 
Fragesteller
 10.12.2015, 13:37

Auch dir will ich für deine antwort danken, jedoch setzt auch deine antwort voraus das ein gewisser zuwachs an gehirnmasse bereits stattgefunden haben muss. Und meine frage lautet auch hier, ob ich den betreits zuvor erwähnten Wachstum einfach mit der evolutions theorie darwins beantworten kann, also als produkt einer zufälligen mutation oder ob es da noch einen anderen grund gibt

das zweite was ich nicht ganz verstehe ist vollgendes

"Alles, was benutzt wird, entwickelt sich"

wie kommst du darauf? ich meine mich zu erinnern das es teil von jean baptiste lamarcks evolutions theorie war aber dieser ist doch nicht mehr aktuell

wäre super wenn du mir letzteres belegen könntest weil das nicht nur mein referat sodern auch mein allgemeines verdtändnis für evolution erweitern würde

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Ein großes Gehirn muss Vorteile für unsere frühen Vorfahren gehabt haben, die den Nachteil des großen Energiebedarfs ausgleichen, bzw. übertreffen. Unser Gehirn oder unsere Intelligenz macht uns findig, neugierig und ermöglich uns ein flexibles Verhalten. Klimawechsel in sehr kurzer Zeit machten so ein flexibles Verhalten notwendig. Die Nutzung von Fleisch (Aasfresser und später Jäger) machte das Gehirnwachstum möglich und machte gleichzeitig auch ein größeres Gehirn notwendig. 

Für die Aufzucht der Jungen war die Kooperation einer größeren Gruppe von Vorteil. Das Sozialleben und damit auch so etwa wie Sprache erforderten ebenfalls ein größeres Gehirn.

Eine eindeutige Antwort auf deine Frage gibt es auf deine Frage (noch) nicht.

das es zufall war und aufgrund von mutarionen entstanden ist, also mit der evolutionstheorie darwins belegen, was ja theoretisch auch richtig wäre. aber trotzdem find ich diese antwort sehr platt und einfach.

Platt und einfach ist Darwin sicher nicht. Der Grundgedanke ist doch immer, dass etwas Neues entsteht (da spielt der Zufall eine Rolle)  und dieses Neue in einer bestimmten Umwelt Vorteile hat.

Ich erinnere mich, schon mehrmals gelesen zu haben, dass es etwas damit zu tun hat, dass wir in der Urzeit viel Fleisch gegessen haben.


Papabaer29  13.12.2015, 01:11

Wölfe z. B. essen seit Urzeiten nur Fleisch.

Trotzdem schreiben sie keine Doktorarbeiten und fliegen auch nicht zum Mond.

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durch den begrenzten Speicher eines IPhones wird das Gehirn als erweiterter Speicher benutzt was zusätzliches Volumen benötigt