Geschichtswitz, Honecker / Witt?
Ich habe einen Geschichtswitz der DDR vor mir und verstehe die Pointe nicht.
Kann mir den Witz jemand erklären und vielleicht auch den historischen Kontext dalegen? Das würde mir einiges erleichtern.
Hier der Witz:
"Empfang des Staatsratsvorsitzenden Honecker für die DDR-Sportler, die an den Olympischen Winterspielen von Calgary und den Sommerspielen von Seoul 1988 teilgenommen haben. Erich Honecker ist von Katarina Witt begeistert, im Überschwang der Gefühle stellt er ihr einen Wunsch frei. Katarina wünscht sich, dass für einen Tag die Mauer geöffnet werde. Darauf Erich Honecker mit schelmischem Lächeln und erhobenem Zeigefinger: „Du, du, du – möchtest wohl mit mir alleine sein!“
6 Antworten
Der Witz spielt damit, dass durchaus viele DDR-Bürger in den Westen gegangen wären, wenn das möglich gewesen wäre. Also: ein Tag Mauer offen - keiner mehr da außer Honecker und Katharina Witt.
für einen Tag die Mauer geöffnet werde
Würde bedeuten, dass alle an diesem einen Tag die DDR verlassen, was sonst nicht möglich wäre, bis auf die Systemtreuen: Honecker und Witt. Darin besteht die Pointe. Das wird nicht offen ausgesprochen, dem Zuhörer muss sich das selbst erschließen. Er freut sich, das ihm das gelungen ist und lacht.
Weitere Aspekte sind ,dass Honecker als Chef dies anspricht entgegen der offiziellen Lesart, nach der alle Bürger hinter dem System stehen und diese Altmännergeilheit, zumal Witt wirklich eine attraktive Frau war.
Es sollte bekannt sein, dass einige Menschen aus der DDR versuchten zu fliehen, da sie das Leben in der BRD als deutlich besser empfanden. Außerdem solltest du wissen, dass eigentlich nur Menschen auf legalem Wege aus der DDR gelassen wurden, bei denen man sicher war, sie würden wieder zurückkommen.
Wenn für einen Tag die Mauer offen wäre, würden alle in den Westen fliehen, außer Honecker und Katharina. Dann wären sie miteinander allein.
Na weil der Rest der Bevölkerung plötzlich weg wäre!
...klar, schwer zu verstehen, wenn Du nicht in der DDR aufgewachsen bist.
Ähnlich ist auch ein Witz der die DDR-Stastspropaganda und den Wortlaut aus DDR-Nachrichten und Zeitungen auf die Schippe nahm:
Beispiel: Helmut Kohl und Erich Honecker machen einen 100Meter Lauf, und Helmut Kohl gewinnt...aber was schreibt wohl die Zeitung "Neues Deutschland" (Organ der SED) für seine DDR Bürger darüber?:
"Bei dem 100m Wettlauf zwischen dem imperialistischen Bundeskanzler der BRD, Helmut Kohl und unserem Staats- und Parteichef sowie Staatsratsvorsitzenden der DDR Genossen Erich Honecker, belegte Staats- und Parteichef sowie Staatsratsvorsitzender der DDR Genosse Erich Honecker, in ständiger Verteidigung aller Ziele unseres friedliebenden Sozialismusses, einen überaus vorbildlichen Silberrang, während der Herausforderer des imperialistischen Staates BRD, Kanzler Helmut Kohl, lediglich Vorletzter wurde."
😁😁😁
Wir müssen bloß alle aufpassen, daß derartiger Wortlaut niemals wieder in unsere Gesellschaft einzig hält...
...denn merke: "Wenn EINER spricht uns ALLES schweigt, dann ist die Diktatur nicht weit."
Das ist auch gut. Ich kannte bisher nur: "Wenn alles schweigt und einer spricht, so nennt man dieses Unterricht."
Der Spruch war ja auch von mir ersonnen...daher kontest Du ihn ja noch nicht kennen.😊
Das ist ja wirklich lustig mit diesen ganzen Phrasen, die in jeder Zeitung standen. Ich kannte den Witz etwas kürzer, und ich glaube auch, mit anderen Namen (Breshnew und Nixon?). Also: B... belegte einen guten 2. Platz, N... wurde nur Vorletzter. Aber so ausgeschmückt wie hier finde ich ihn noch viel schöner.