Gegenwart/Relevanz/Parallele zwischen Caesar -- de Bello di Gallico und jetzt?

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CAESAR IN DER UKRAINE VON PROF. DR. PHIL. RAINER NICKEL (Uni Heidelberg)

Der altsprachliche Unterricht Latein und Altgriechisch, Jahrgang 2022, Ausgabe 2, April 2022, S. 52-53

Seiten: 52-53
Gedanken zu Parallelen zwischen dem Ukraine-Krieg und dem Bellum Gallicum
Der russische Angriff auf die Ukraine beschäftigt auch Kinder und Jugendliche hierzulande. Lehrkräfte müssen das Thema entsprechend der Bedürfnisse in der Klasse thematisieren. Eine Möglichkeit, wie der Ukraine-Krieg mit der Antike verknüpft werden kann, zeigt dieser Kurzbeitrag.
Was könnte ein Caesar in Moskau von dem römischen Caesar lernen? Diese Frage bietet sich als aktueller Diskussionsanlass im altsprachlichen Unterricht an.
Er könnte an die Iden des März denken und sich das mögliche Ende auch eines mächtigen Kriegsherrn vor Augen führen.
Er könnte Commentarii de bello Slavico verfassen, um seinen Angriffskrieg mit entsprechender Selbststilisierung und Rechtfertigungsrhetorik zu erklären. Wie sich der römische Caesar mit seinen Commentarii de bello Gallico die Möglichkeit schuf, seine Niederlagen und Misserfolge und Kriegsverbrechen und Gräueltaten zu vertuschen oder zu beschönigen, so könnten auch die Commentarii de bello Slavico die Verbrechen des Aggressors aus der Welt reden.
Dabei könnte er vielleicht auch auf den Gedanken kommen, einen sinnlosen Krieg zu beenden, um auf diese Weise über Caesar hinauszuwachsen: Caesar hatte den Krieg in Gallien mit dem Überfall auf den Volksstamm der Helvetier begonnen, die angeblich das römische Imperium und mit den Römern befreundete Stämme bedrohten. Caesars Krieg eskalierte und führte zur Vernichtung ganzer Völker, bis er Gallien unterworfen hatte und seinen Endsieg mit der Ermordung des Gallierfürsten Vercingetorix besiegelte. Sein Sieg über die Helvetier bedeutete, dass rund 260.000 Menschen ums Leben kamen. Mit seinem Griff nach Britannien scheiterte er kläglich und den Widerstand der rechtsrheinischen Germanen vermochte er auch nicht zu brechen.
Die beiden Caesaren unterscheiden sich übrigens in einem wesentlichen Punkt: Die russische Offensive steckt nach wenigen Wochen fest, Caesar dagegen war berühmt für seine unnachahmliche Schnelligkeit, mit der er seine Gewaltmaßnahmen durchführte.  Veni, vidi, vici soll er einmal gesagt haben. Das ist bei Sueton (Divus Iulius, Kap. 37) nachzulesen.1
Für einen Vergleich der beiden Caesaren in Anlehnung an Plutarchs Doppelbiografien ist es noch zu früh. Aber schon jetzt öffnet die ukrainische Tragödie einen grundsätzlich anderen Blick auf Caesars Bellum Gallicum. Denn was in der Ukraine passiert, ist auch in Gallien geschehen, nur ohne eine Kriegsberichterstattung mithilfe moderner Medien.2 Caesar hatte unter den damaligen Bedingungen das Monopol auf eine Berichterstattung, die kein schlechtes Licht auf ihn selbst werfen sollte – Ähnliches versucht Wladimir Putin innerhalb seines Machtbereichts etwa mit Abschaltungen kritischer TV-Sender, von Facebook und Twitter sowie einer neuen Gesetzgebung, die das Verbreiten „falscher“ Informationen mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft.
Die ukrainische Katastrophe lässt Rückschlüsse auf die gallische Katastrophe zu; ein Vergleich des Bellum Gallicum und des Ukraine-Kriegs macht Strukturen sichtbar, wie sie in vielen Formen der Gewaltanwendung erkennbar sind:
Einseitigkeit der Berichterstattung – Selbstrechtfertigung des Aggressors (...)

Quelle: https://www.friedrich-verlag.de/friedrich-plus/sekundarstufe/latein-altgriechisch/lateinische-autoren/caesar-in-der-ukraine-11684

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – LK Latein

Virtual202 
Fragesteller
 05.05.2024, 10:34

Ja, die seite ist auch das was ich gefunden habe, leider so ziemlich auch das einzige das ich gefunden habe ^^"

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