Gedichtsanalyse zu „Frieden“ von Theodor Däubler?

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Wichtig ist der erste Satz. Natürlich ist das Meer nicht die Welt, sondern es verliebt sich in das Leben.

Däubler hat vermutlich das Bild der Vereinigung von Himmel und Erde aus Eichendorffs Mondnacht "im Hinterkopf": "Es war, als hätte der Himmel die Erde still geküßt, dass sie im Blütenschimmer von ihm nun träumen müsst".

Wie sich dort Himmel und Erde nahe kommen, so tun es hier Meer und Leben.

Das Meer nähert sich dem Leben nicht gewaltsam, sondern als Schaum und Spitzenschleier. Das heißt, der Schmetterling, der sonst vor dem Blau des Himmels über uns flattert, befindet sich jetzt gleichzeitig im (Spitzenschleier) Meer.

Das Herz verschwindet nicht in unendlich tiefen Fluten, sondern singt am Meer.

Es ist also mit dem Lebenselement Wasser, das den größten Teil der Erde umgibt, in unmittelbarer Verbindung.

Wenn du also von allzu früher Abstraktion weggekommen bist, kannst du freilich das Gedicht wieder ganz anders interpretieren. Das Wichtige ist nur, dass du von den farbigen Bildern ausgehst, die das Gedicht vor Augen stellt.

Natürlich geht es nicht um eine reale Überschwemmung, aber auch nicht um eine ganz abstrakte Beziehung zwischen Meer und Leben in dem Sinne, dass das Meer viel Leben enthält.

Nun kannst du von mir aus gern den Schmetterling sterben lassen, aber in dem Sinne, dass er sich mit dem Meer, das ihn genauso liebt wie die Luft, vereinigt, nicht als fürchterlicher Untergang und Tod.

Singen soll das Herz.