Frontalunterricht oder lieber Gruppenarbeiten?

Das Ergebnis basiert auf 13 Abstimmungen

Frontalunterricht mit gelegentlicher Gruppenarbeit 46%
Frontalunterricht 23%
egal 15%
50:50 8%
Hauptsächlich Gruppenarbeit, hin und wieder Frontalunterricht 8%
Gruppenarbeit 0%

8 Antworten

Hauptsächlich Gruppenarbeit, hin und wieder Frontalunterricht

Hallo,

ich persönlich habe, damals in der Schule, besser durch Gruppenarbeiten gelernt. Weil man sich wirklich mit dem Thema beschäftigt hat und nicht nur zugehört hat. Gruppenarbeit ist auch vorteilhafter, weil man sich gegenseitig helfen kann.

egal

Keines von beiden. Beide Systeme sind, so wie sie in der Schule praktiziert werden, ungeeignet, weil die Schüler fremdbestimmt sind und vom Schulstoff nach einigen Jahren nichts mehr vorhanden ist. Man kann mit keinem von beiden Systemen lernen. Insofern muss man die letzte Deiner Wahlmöglichkeiten nehmen.

Die Gruppenarbeit kann nur dann funktionieren, wenn sich Leute zusammenfinden, die am gleichen Thema interessiert sind. Wo liegt der Sinn, wenn der Lehrer ein Thema vorgibt, für welches sich die Wenigsten interessieren? Dann ist es wie beim Frontalunterricht: 25 Schüler werden in einen Klassenraum gesperrt und müssen sich anhören, was ein Lehrer für wichtig hält und ihnen vorbetet. Und um zu kontrollieren, ob die Schüler gelernt haben, was sie nicht interessiert, lässt der Lehrer zwischen durch Tests, Klassenarbeiten oder Klausuren schreiben.

Gruß Matti


Runaa  23.05.2014, 12:32

Also das halte ich für eine ziemliche Schwarzmalerei...

Hätte man mir nicht in der zehnten Klasse unter Murren und Maulen das Frühlings Erwachen eingetrichtert und mich Gedichte interpretieren lassen, die mir nicht zusagen, hätte ich wohl kaum meine Leidenschaft für Literatur entdeckt. Heute glühe ich vor Begeisterung, wenn ich in meiner Abiturklausur Bezug auf Faust nehmen kann.

Ein paar Sachen interessieren ein Kind sicherlich "von Haus aus", aber nach dieser Logik (bloß das lehren, was den Schüler interessiert) wäre ich vermutlich noch immer dem Wunsch verfallen, Astronaut oder Rennfahrer zu werden. Eine Welt, in der die größten Berfusgruppen Sänger, Tierärzte und Fußballer sind, halte ich ehrlich gesagt für eine unangenehme Vorstellung.

Natürlich ist es fragwürdig, Schüler zu zwingen, Stoff zu behalten, zu dem sie keinen Bezug haben - es ist jedoch in meinen Augen ziemlich naiv zu galuben, dass ein durchschnittlicher junger Mensch (womöglich in der Pubertät) auch nur einen ungefähren Plan hat, wie sein Leben in zehn Jahren aussehen soll.

Des weiteren ist eine gewisse Allgemeinbildung sicher nicht zu verachten. Keine Firma und kein Institut braucht oder möchte einen noch so grandiosen Historiker, der nur unlesbares Kauderwelsch schreibt, weil er sich für die Rechtschreibung und Zeichensetzung "nie interessiert hat".

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Kuhlmann26  23.05.2014, 14:25
@Runaa

Hätte man mir nicht in der zehnten Klasse unter Murren und Maulen das Frühlings Erwachen eingetrichtert und mich Gedichte interpretieren lassen, die mir nicht zusagen, hätte ich wohl kaum meine Leidenschaft für Literatur entdeckt. Heute glühe ich vor Begeisterung, wenn ich in meiner Abiturklausur Bezug auf Faust nehmen kann.

Ich kann Dir versichern, dass Dein heutiges Interesse an der Literatur nichts mit dem eingetrichterten Frühlings Erwachen zu tun hat. Es gibt Menschen, die wissen früh, was sie aus ihrem Leben machen werden. Die sind beispielsweise mit fünf Jahren schon eine Rampensau und wissen sehr genau, wie ihr Leben in zehn Jahren aussehen wird. Andere hängen als Kleinkind bei Papa am Hosenbein, wenn der an Autos herum schraubt. Die werden dann ein zweiter Schumacher oder Automechaniker. Bei anderen ändert sich der Berufswunsch zig mal. Die müssen sich ausprobieren, bis sie das für sich passende gefunden haben. Was all diese Leute nicht brauchen, ist eine ungefragte Belehrung in ihrer Schulzeit.

Es ist völlig ausreichend, wenn man weiß, was man jetzt, also in der Gegenwart will. Wenn das klar ist, muss man sich um die Zukunft nicht sorgen. Vor lauter Grübelei um die Zukunft, vergisst so mancher das reale Leben und das ist nun mal jetzt.

Wir lernen etwas, wenn es für uns bedeutsam ist und nicht wenn ein Lehrplan das vorsieht, der mit unseren eigenen Bedürfnissen und der persönlichen Lebenssituation nichts zu tun hat.

Gerade heute habe ich ein Radiointerview mit einer Mutter gehört, deren Kinder nicht in die Schule gehen oder sie nicht die Absicht hat, sie - die jüngeren - dort hinzuschicken (es sei denn, sie wollen). Die Mutter geht konsequent von den Bedürfnissen ihrer Kinder aus und nicht von den Erwartungen, die eine Schulbehörde oder ein Lehrer hat.

www.freie-radios.net/63399

Ich habe mich an keiner Stelle gegen Allgemeinbildung ausgesprochen. Ich behaupte nur, sie ist nicht vom Schulunterricht abhängig; egal, ob frontal oder in der Gruppe. Du musst also nichts konstruieren, was Du in der Realität nicht erlebt hast (ein grandioser, aber fehlerhaft schreibender Historiker).

Wer nicht fehlerfrei schreiben kann (und wer schreibt schon fehlerfrei), findet eine Lösung für das Problem. Wir finden es doch auch nicht problematisch, wenn der Historiker nicht singen oder auf Bäume klettern kann. Außerdem ist sehr stark davon auszugehen, dass ein Historiker sehr viel lesen und schreiben muss; mit anderen Worten: fehlerfrei zu schreiben, ist für ihn von Bedeutung. Warum sollte er also Schwierigkeiten dabei haben, nur weil er es unter Umständen in der Schule (noch) nicht konnte? Zu glauben, was wir in der Schule nicht gelernt haben, würden wir nie mehr lernen können, ist ein sehr großer Irrtum.

Was ich hier schreibe, kann ich belegen; dafür gibt es Beweise.

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Runaa  23.05.2014, 16:54
@Kuhlmann26

An sich keine schlechter Einwand, doch was geschieht mit dem Kind, das dann irgendwann mit 11 Jahren beschlossen hat, zur Schule gehen zu wollen und dort auch nur das lernt, was es lernen möchte, wenn es später in der Berufswelt tätig sein möchte? (Sofern es darauf dann lust hat)

Man nenne mir einen einzigen Beruf, in dem es nicht auch Aufgabenfelder gibt, die dem Arbeitenden - so sehr er seinen Job lieben mag - nicht ganz so gut gefallen oder lästige Buchführungen und Aufräumarbeiten, die uninteressanter nicht sein könnten. Das Kind, das sein Leben lang ganz nach Gusto einfach irgendwas gemacht hat, kann seinem Arbeitgeber schlecht erzählen, dass es sich für die monatliche Inventur nicht interessiert und sie seine persönliche Entfaltung behindert...

Ich gebe dir natürlich recht, wenn du sagst, dass Kinder (und Schüler!) Raum brauchen, um sich zu entfalten und ihre eigenen Interessen auszuleben - genauso brauchen sie allerdings Strukturen und Gewöhnung an Anforderungen, die auch ein Arbeitgeber notwendigerweise an sie haben wird.

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Kuhlmann26  23.05.2014, 21:14
@Runaa

Für mich besteht kein Zweifel, dass das was wir arbeiten, überwiegend damit zu tun hat, worauf wir Lust haben. Dieses Ziel kann man auf Umwegen erreichen, in dem man feststellt, dass der erste Berufswunsch nicht der richtige ist und natürlich muss das überhaupt nichts damit zutun haben, worauf man als Kind Lust hatte.

Das Kind, das sein Leben lang ganz nach Gusto einfach irgendwas gemacht hat, kann seinem Arbeitgeber schlecht erzählen, dass es sich für die monatliche Inventur nicht interessiert und sie seine persönliche Entfaltung behindert...

Dort, wo es für Kinder möglich ist, sich nur mit den Dingen zu beschäftigen, auf die sie Lust haben, hat die Realität nichts mit Deinen rein hypothetischen Beschreibungen zu tun. Ich lese gerade ein Buch von Daniel Greenberg. Einem der Gründer der Sudburry Valley School in den USA. Der Grundsatz dieser Schule ist seit der Eröffnung immer gleich geblieben. Jedes Kind beschäftigt sich nur mit den Dingen, zu denen es Lust hat. Unterricht findet nur dann statt, wenn das Kind (oder eine Gruppe von Kindern) einen Lehrer ausdrücklich darum bittet. Der kann dann auch mal in der klassischen Art und Weise erfolgen, wie wir es hier kennen; mit Hausaufgaben und Tests. Was 1968 als Experiment begann, hat sich zu einem der erfolgreichsten Schulkonzepte entwickelt, die es auf der Welt gibt. Hier eine Geschichte, die sich wirklich so abgespielt hat: Ein Junge an der Schule hat 5 Jahre lang, jeden Tag nur geangelt. JEDEN TAG, 5 JAHRE LANG. (Ich habe in anderen Antworten, bei der Erwähnung dieses Beispiels, von 2 Jahren geschrieben. Da hatte ich von dem Buch und der Geschichte nur gehört, es aber noch nicht selbst gelesen) Nach besagten Jahren begann sich der Junge anderen Themen zu widmen. Mit 15 entdeckte er sein Interesse für die Computer. Zwei Jahre später gründete er mit zwei Freunden ein Firma und verkaufte und reparierte Computer. Damit verdiente er sein Geld, um sein Informatikstudium am College zu finanzieren und während des Studiums arbeitete er als Computerexperte bei der Firma Honeywell. Das alles, ohne auch nur ein einziges Mal während der Schulzeit gezwungen worden zu sein, etwas zu lernen, was nicht seinen Interessen entsprach. Wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass es Situationen gab, die Anstrengung und Überwindung kosteten. Um zum College Studium zugelassen zu werden, bedarf es wohl einiger Anstrengung.

Ein anderer Junge wusste sehr früh, dass er Leichenbestatter werden wollte. Weil er an dieser Schule nicht die Möglichkeit hatte Autopsien durchzuführen, verschaffte man ihm einen Platz in der Pathologie eines Krankenhauses. Dort führte er selbständig (natürlich unter Aufsicht) diese Autopsien durch und das im Teenageralter. Das er einige Jahre später sein eigenes Bestattungsunternehmen hatte, sei der Vollständigkeit halber noch erwähnt. Das Buch ist voll von solchen Beispielen und ich bin noch nicht mal bei der Hälfte angelangt.

Du kannst Dir auf Youtube Interviews abschauen, die man mit Jugendlichen gemacht hat, die an vergleichbaren deutschen Schulen waren. Alle beschreiben, wie sie es genossen haben, nach eigenen Vorstellungen lernen zu können. Wenn sie an anderen Schulen ihre Abschlüsse gemacht haben (demokratische Schulen sind zwar staatlich anerkannt, haben aber nicht die Berechtigung Abschlussprüfungen durchzuführen), waren die keinesfalls schlechter als die der Regelschüler.

Die wenigsten Menschen hier zu Lande können sich vorstellen, dass Lernen außerhalb der Lehrplanwirtschaft erfolgreich funktioniert. Sie verstehen unter dem Vorgang des Lernens Belehrung und Vorschriften darüber, was wann gelernt werden darf. Und selbstverständlich glauben sie, muss man dazu Schüler gruppenweise in Klassenräume sperren.

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Frontalunterricht

Ich habe Gruppenarbeit gehasst. Es war jeds Mal ein Grauen mit meinen Mobbern zusammenarbeiten zu müssen. Gelernt habe ich nichts, auch jetzt im Studium sind mir Gruppenarbeit zuwider wohingegen ich auf Arbeit damit nie Probleme habe. Also kann es nicht an meinem unsozialen Wesen liegen.

Ich denke, Gruppenarbeiten sind einfach zu unstrukturiert und fördern nicht wirklich etwas. Ich habe selber einige didaktische Fächer belegt mit den unterschieldichsten Professoren. Fast alle waren der Meinung, dass Gruppenarbeiten beliebt und auch effektiv sind. Als wir für eine Diskussion dann einige Studien vorgelegt haben, wonach es keinen Unterschied beim Lernerfolg von Frontal und Gruppen gibt, wurde das nur abgewunken.

Ich selber bin ein großer Fan von Frontalunterricht, da hierbei meine Aufmerksamkeit gefordert ist und ich selber dafür verantwortlich bin, was ich aufnehme und wo ich geistig abschalte.

Ich mochte Frontalunterricht immer lieber, bei Gruppenarbeiten war es oft so, dass nur einer wirklich was gemacht hat...

Frontalunterricht mit gelegentlicher Gruppenarbeit

Im Frontalunterricht müssen die schüler ja nicht nur zuhören oder von der Tafel abschreiben. Der Lehrer kann doch Fragen stellen an die gesamte Klasse, und diejenigen, die mitarbeiten wollen, versuchen, diese fragen zu beantworten. zumeist bekommen sie ein schnelles feed-back, ob sie mit ihrer Antwort richtig lagen oder nicht. Das kann doch auch Frontalunterricht sein, oder ? Frontalunterricht kann doch auch interessant sein. Der didaktische Erfolg von Gruppenarbeit wird von den meisten Lehrer überschätzt. Viele Schüler mögen Gruppenarbeit nicht, aus verschiedenen Gründen, z.B. fehlendes feed-back bei Fragen oder Antworten, zusammenarbeit mit mitschülern, die sie nicht ausstehen können etc. Frontalunterricht mit gelegentlicher ( aber nicht so häufiger ) Gruppenarbeit. Das Thema muss sich für eine Gruppenarbeit eignen !