Frage zu einem Krimi von Hakan Nesser

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Nach Nesser-Art sind am Schluss ein, zwei Details nicht geklärt, und wenn er gegen Ende eine seiner Figuren sagen lässt: "Vertraue nie einem Autor", so steckt vor allem Selbstironie dahinter. Die nicht geklärten Details sind, wenn man dem Buch glaubt, für den Leser aus dem Kontext zu erschließen. Vielleicht will Nesser ihn dazu bringen, sein Buch ein zweites Mal zu lesen, ich weiß es nicht. Der klitzekleine offene Schluss aus Barbarottis Privatleben verlangt danach, möglichst schnell den 3. Band der Reihe in Angriff zu nehmen.

Quelle: http://www.buechertreff.de/krimis-thriller/56923-hakan-nesser-ganz-andere-geschichte/


DonPaolo  07.02.2012, 20:05

Was mich (nicht nur mich, sondern auch viele andere Leser) jetzt richtig fuchst ist, dass der Autor den Mörder zwar präsentiert. Aber die Art und Weise, wie dieser entlarvt wird, einfach total - ich sags ruhig - beknackt und unlogisch ist. Das Buch versucht auf >560 Seiten eine komplexe Story aufzubauen, was auch gelingt. Auf Seite 565 erfährt man dann als Leser, dass im grunde sämtliche Zusammenhänge vorher total sinnlos, überflüssig und nicht zu gebrauchen waren, da sie nur der Verwirrung dienen. Es wird dann auf Seite 571 eine Überraschungszeugin (wirklich, die ist so überraschend, dass sie nie vorher erwähnt wurde) präsentiert, die Hinweise auf den potentiellen Mörder gibt. Der ist es dann, welch Überraschung, auch. Trotzdem will der Autor den Anschein einer logischen Schlussfolgerung wahren und legt einer absoluten Nebenfigur den Hinweis in den Mund das in Teilen der vorherigen 570 Seiten ein winziges Detail versteckt ist, dass den Denkanstoß gab, der zur Lösung des Falls führte. Was aber dieses Detail ist, wird nicht verraten. Genauso wenig übrigens wie ein paar private Entscheidungen der Hauptfigur, der man vorher seitenlang in konfusen Sätzen beim über das Leben schwadronieren beiwohnen durfte. Aber das ist nebensächlich. Interessant ist das Detail und niemand kennt es wohl.

Quelle: http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/archive/index.php/t-491248.html

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Es gibt dieses Detail. Es steckt in der zeitlichen Abfolge. Barbarotti erhält das Manuskript über die angeblichen Vorfälle aus Mousterlin am 16. 8. 2007. Die Unterlagen wurden am 14. 8. 2007 in Kairo eingesteckt. Am Ende wird im letzten Kommentar dieser Unterlagen erwähnt, dass es eigentlich nicht geplant war, dass die eine Wasserleiche gefunden werden sollte, aber ... egal. Nur musste der Täter eben dieses Wissen spätesten am 14. 08. 2007 niedergeschrieben haben. Die Leiche wurde aber erst am 15. 08. 2007 gefunden. Das ist eben der entscheidene Hinweis darauf, dass all die Briefe und diese Unterlagen nur der Irreführung der Polizei dienen. Ohne dieses ganze unnütze Wissen, wäre es normal gewesen den Ehemann der gefundenen Wasserleiche, so lange dieser nicht gefunden ist, in den Kreis der Verdächtigen aufzunehmen und zu überprüfen. Ein ganz normaler Vorgang. Der dann auch zum Erfolg führte. Die ganzen Verbindungen zu den anderen Opfern, hätte es doch gar nicht gegeben. Es war eben nur diese komplett falsche Geschichte, mit der es dem Täter gelang, nicht nur die Polizei, sondern auch den Leser abzulenken. Obwohl ja mehrfach in dem Buch genau auf diesen Umstand hingewiesen wurde. Übrigens das gleiche Grundmotiv wie bei Lee Childs "Sniper". Der Punkt ist, man muss das Buch sehr konzentriert lesen, sich auch mit den Datumsangaben und so weiter beschäftigen. Ich sehe nur den Schwachpunkt darin, dass eigentlich genau das Frau Backmans Aufgabe war.


Loris64 
Fragesteller
 14.02.2015, 15:10

Alle Achtung!

Es ist schon SO LANGE her, dass ich das Buch gelesen habe. Deswegen kann ich deine Antwort nicht mehr richtig und gebührend würdigen. Auf jeden Fall hättest du den "goldenen Plämpel" (= hilfreichste Antwort) verdient.

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