Erdung Elektrotechnik?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das was du Neutralleiter nennst ist in Deutschland (TNC-Netz) der kombinierte N und PE (=PEN). Die Verbindung mit der Erde erfolgt in der Trafostation, an diversen Stellen im Verlauf der Leitung (bei alten Ölpapierisolierten Labeln mit Stahlgeflechtmantel und im Hausanschlußkasten durch verbinden mit dem Fundamenterder.

Erst im Hausanschlußkasten wird der N und der PE getrennt und ab da getrennt geführt (bei sehr leistungsstarken Installationen nachmal auch noch weiter "hinten"

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Simon221585 
Fragesteller
 04.06.2020, 21:43

Also ist es nicht mehr üblich das der N und der PE bei neueren Häusern direkt zusammen geschlossen sind beim Potentialausgleichschiene? Bei unserer hat nur noch der PE dran

Und falls das gemacht wird, fliegt der FI dann nicht raus weil man einen Erdschluss hat?

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HansWurst45  04.06.2020, 21:55
@Simon221585

Doch genau das wird so gemacht, der Fundamenterder und der PEN werden beide auf die Potentialausgleichsschiene gelegt. Der FI fliegt niht, weil "vor" dem Fi kann und muss der N mit den PE verbunden sein. Nur "hinter" dem FI müssen sie getrennt sein und bleiben.

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Simon221585 
Fragesteller
 04.06.2020, 21:59
@HansWurst45

Okay interessant, aber es gibt auch die Methode dass der PE nur auf der Schiene liegt und der N schon geerdet ins Haus kommt weil das schon bei der Trafo Station passiert ist? So scheint es bei meinem Haus nämlich zu sein, da sehe ich nur den pe, ist jetzt natürlich ein Pauschalurteil, vielleicht werden die im Sicherungskasten irgendwo im Haus verbunden und eine Leitung geht dann halt noch runter...

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Gluglu  04.06.2020, 22:21
@Simon221585

Du bekommst seitens des EVU die drei Phasen + Erde (in Deinem Fall der PEN = blau). Diese Erde verbindest Du mit dem Potentialausgleich Deines Hauses und legst ihn auf die PE- Schiene des Sicherunskastens, von wo aus er zum FI geht und damit zum N wird.

Mfg

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HansWurst45  05.06.2020, 21:37
@Simon221585

Es könnte sein, dass du die Verbindung vom PEN und der Potentialausgleichsschiene auf der der Fundamenterder liegt nicht erkennst, weil der Draht der von der Schiene zum Hausauschlußkasten eventuell schon in grün-gelb ausgeführt ist.

Wenn aber aus dem Hausanschlußkasten KEINE einzelner Draht rauskommt (der kann aber auch schwarz sein) und von da irgendwie zum Fundanenterder kommt, dann solltest du über kurz oder lang, aber besser kurz als lang, einen Elektriker beauftragen, di Installation und das Erdungskonzept deiner Hausinstallation zu überprüfen.

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ProfDrDrStrom  05.06.2020, 22:52
@HansWurst45

Die Verbindung kann auch vom Zählerschrank/Tafel zur Potischiene führen.

Da muß nicht der Elektriker für kommen. Erst alle Möglichkeiten abwägen.

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Also...

Wenn wirklich nur L1, L2, L3 und ein Neutralleiter ankommen, dann hast du ein TT-Netz und es muß ein Erdspieß/Fundamenterder/Erdungsplatte/Tiefenerder/etc. für den PE sorgen.

Wenn ein PEN ins Haus kommt, dann wird dieser in N=Neutralleiter und PE=Schutzleiter aufgesplittet.


Simon221585 
Fragesteller
 04.06.2020, 22:05

So wird es wohl sein, ich zahle hier nämlich vier Leitungen an meinem Fenster. An unserer Potentialausgleichschiene sehe ich nur den PE. Also wird in Deutschland nicht überall dasselbe Netz System verwendet und es kann auch gut sein dass das in der benachbarten Stadt wieder anders ist? Naja könnte natürlich genau so gut ein PEN sein, weil vier Leitungen, aber TN-S würde erklären, wieso ich nur den PE unten sehe.

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ProfDrDrStrom  04.06.2020, 22:12
@Simon221585

Japp.

Es gibt verschiedene Netzformen.

TT-Netz, TN-Netze (TN-S > 5 Adern, TN-C > 4 Adern)

Das TN-C-Netz wird i.d.R. in ein TN-CS-Netz überführt, weil entweder ab dem Hausanschlußkasten oder ab dem Zählerschrank der PEN in PE und N gesplittet wird.

Beim TT-Netz (heute) sind i.d.R. L1=braun, L2=schwarz, L3=grau und der N=blau.

Der PE (vom Anlagenerder) wird in grün gelb installiert, wird aber vom Netzbetreiber nicht mitgeführt.

Beim TN-C-Netz (heute) sind i.d.R. L1=braun, L2=schwarz, L3=grau und der PEN=grün gelb.

Beim TN-S-Netz (heute) sind i.d.R. L1=braun, L2=schwarz, L3=grau, N=blau und der PE=grün gelb.

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Simon221585 
Fragesteller
 04.06.2020, 22:16
@ProfDrDrStrom

Interessant, also wäre eine Potentialausgleichschiene beim entsprechenden nicht nötig, wenn man einen PEN kriegt der schon bei der Trafo Station geerdet wurde? Natürlich trotzdem sinnbringen gegen Blitzeinschlag und co?

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ProfDrDrStrom  04.06.2020, 22:23
@Simon221585

Das ist ein heikles Thema, wenn ein PEN ins Haus kommt, wäre ein Anlagenerder nicht erforderlich, bzw. wird ein vorhandener Erder über die Poti-Schiene mit dem PEN verbunden. Ein neues Haus hat i.d.R. einen Fundamenterder und dieser würde auf jeden Fall mit dem PE verbunden werden. Aber zwecks Unterstützung des PE, z.B. bei einer PEN-Unterbrechung, kann ein Erder durchaus Sinn machen.

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Aber alles andere wäre absolut unwirtschaftlich.

Also geht das Finanzinteresse vor Sicherheit. Da steckt dann der Fehler im System.

Das Leitungsnetz ist hauptsächlich 4-adrig. Neben L1-3 hast du jedoch keinen N-Leiter sondern einen PEN. Sprich Schutzleiter und Neutralleiter in einem. Dieser wird am Hausanschluss aufgeteilt in einen Schutzleiter der geerdet wird und den Neutralleiter.

Dadurch, dass der Schutzleiter im Haus geerdet ist, ist ebenso der PEN-Leiter der Zuleitung und der Neutralleiter geerdet, haben also das selbe Potential. Deshalb bekommt man ja auch eine gewischt, wenn man den Außenleiter anfasst. Würde man den PEN-Leiter nur als Neutralleiter her nehmen und nicht erden könnte man den Außenleiter gefahrlos anfassen. Nur nicht beide Drähte gleichzeitig, sonst funkts, aber ordentlich.


ProfDrDrStrom  05.06.2020, 22:55

Du glaubst also, wenn ich meinen PEN nicht zur Potischiene führe bekomme ich keinen Schlag am Aussenleiter?

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Shalidor  05.06.2020, 23:14
@ProfDrDrStrom

Doch, weil der Nachbar seinen PEN-Leiter geerdet hat und die Erde natürlich die gleiche ist. Dadurch wird lediglich der Widerstand minimal weniger, tut aber trotzdem weh. Deshalb schrieb ich verallgemeinert "würde man den PEN nicht erden". Nicht "würdest du deinen PEN nicht erden".

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ProfDrDrStrom  05.06.2020, 23:57
@Shalidor

Du schriebst:

Dadurch, dass der Schutzleiter im Haus geerdet ist, ist ebenso der PEN-Leiter der Zuleitung und der Neutralleiter geerdet, haben also das selbe Potential. Deshalb bekommt man ja auch eine gewischt, wenn man den Außenleiter anfasst.

Das liest sich anders. Aber du hast es ja aufgelöst.

Dennoch bräuchte es keinerlei Erdung in den Kundenanlagen, um am Außenleiter zum Erdreich ein ausreichend großen Potentialunterschied festzustellen, der hoch genug ist, um einen tödlichen Schlag zu bekommen.

Der geerdete Netztrafo in der Nähe der Kundenanlage reicht dafür aus.

Wäre es anders, würde das vermeintliche TN-Netz als TT-Netz geführt.

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Shalidor  06.06.2020, 11:55
@ProfDrDrStrom

Wenn der Netztrafo geerdet ist natürlich, aber den bezog ich da auch mit hinein. Wars das dann mit Pingeligkeit?

Und btw. ist ein Stromschlag im Haus nur unter ganz ganz blöden Unständen eventuell tödlich. Wer unter Spannung an einer Abgweigdose rum bastelt und eine gewischt bekommt stirbt daran nicht gleich.

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ProfDrDrStrom  06.06.2020, 12:20
@Shalidor

Wer genau ist in seinen Ausführungen braucht sich an Pingeligkeit nicht zu stören.

Das mit dem geerdeten Netztrafo und dem geerdeten Schutzleiter im Haus gleich zusetzen, ist schon sehr großzügig ausgelegt. Es wäre einfacher und verständlicher, dann von einem TN-C-Netz zu sprechen.

Das nicht jeder Stromschlag tödlich endet ist hinlänglich bekannt. Trotzdem ist es nicht empfehlenswert sein Glück in dieser Hinsicht herauszufordern. Das auf:

ganz ganz blöden Unständen

zurückzuführen ist in einem Laienforum mehr als sträflich!

Der Fragesteller und die meisten Mitleser haben wenig bis keine Ahnung und glauben solchen Aussagen mitunter. Wenn es dumm läuft bist du halt tot.

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Shalidor  06.06.2020, 12:31
@ProfDrDrStrom

Auf der anderen Seite ist es falsch, immer zu behaupten selbst der kleinste Stromschlag wäre tödlich. Ich behaupte mal die meisten Symptome nach einem Stromschlag kommen nicht vom Stromschlag selber, sondern von der Panik, weil man keine Ahnung hat ob der nun gefährlich war. Die Angst tot umzufallen führt dann zu Magenkrämpfen, Schwindel usw. was auch Symptome für Herzprobleme aufgrund eines Stromschlags sind. Das Problem merkst du oder? Schaukelt sich immer weiter hoch. Deshalb bei einem Stromschlag immer erstmal davon ausgehen, dass nichts weiter passiert und ruhig bleiben. Wenn man sich denkt das war nicht gefährlich, kann man viel eher erkennen, wenn dem ausnahmsweise mal doch nicht so sein sollle. Weil wenn das Herz was abbekommen hat, dann ist man entweder direkt ohnmächtig/tod oder es zeigen sich deutliche körperliche Probleme auch ohne in Panik zu verfallen.

Die Sicherheitsregeln beachten und aussichern ist selbstverständlich dennoch das A und O, man kann durch einen Stromschlag an der Decke beim Lampen aufhängen auch vom Bürostuhl fallen und sich was brechen, das ist deutlich gefährlicher als der Stromschlag selbst. Außerdem muss man es ja wie du sagtest nicht unbedingt herausfordern. Strom birgt eine gewisse Gefahr. Ich habe nur gesagt, dass diese Gefahr an einem Draht in einer Abgweigdose oder Steckdose zuhause nicht so schlimm ist, wie so manche übervorsichtige Leute meinen behaupten zu müssen.

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ProfDrDrStrom  06.06.2020, 14:51
@Shalidor
Weil wenn das Herz was abbekommen hat, dann ist man entweder direkt ohnmächtig/tod oder es zeigen sich deutliche körperliche Probleme auch ohne in Panik zu verfallen.

FALSCH!

Jetzt wird deine Ausage gesundheitsgefährdend.

Zitat:

In dem Analysezeitraum wurden 268 Kinder und Erwachsene mit Stromunfall aufgenommen. Bei allen Patienten wurde ein kardiales Rhythmus-Monitoring durchgeführt, bei der Mehrzahl der Patienten über einen Zeitraum von > 12 Stunden. Bei Krankenhausaufnahme hatten 28,7 % (n = 33) der Kinder und 24,2 % (n = 33) der Erwachsenen leichtgradige kardiale Rhythmusstörungen (Sinustachykardien, Sinusbradykardien, vereinzelte Extrasystolen).

Quelle: aerzteblatt.de

Die Quoten zeigen das vielhäufiger das Herz etwas abgekommt, als das es direkt Ohnmacht oder Tod sein muß.

Bei Stromunfällen kann ich jedem nur empfehlen ein Krankenhaus aufzusuchen und den Arzt nach einem EKG die Entscheidung zu überlassen, ob es ernsthaft ist oder nicht.

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Shalidor  06.06.2020, 15:09
@ProfDrDrStrom

Jaha, den letzten Satz deines Zitates hast du mal schön weggelassen. "...Bei keinem Patienten kam es im Verlauf des stationären Kranken­haus­auf­enthaltes zu interventionsbedürftigen kardialen Arrhythmien." Das bedeutet bei keinem der Patienten musste medizinisch eingegriffen werden, die "leichtgradigen kardialen Rhythmusstörungen" gleichen sich selber wieder aus. Ergo: selbst wenn das Herz minimal was abbekommt führt das nicht automatisch zu gesundheitlichen Schäden.

Du kannst noch so viel professionell wirkende Theorie heran schleppen, meine Erfahrungen als Elektrofachkraft auf Großbaustellen hat mir bisher gezeigt, dass es unnötig ist, bei jedem Stromschlag panikartig ins Krankenhaus zu rennen. Wenn es ein leichter Stromschlag war passiert in der Regel nichts. Bei einem stärkeren Stromschlag ohne direkte körperliche Anomalien sollte man darauf achten, dass man die nächsten Stunden nicht alleine ist. Denn falls man aufgrund von nachträglichem Herzkammerflimmern umkippt sollte schnell gehandelt werden. Das ist aber wie schon gesagt der Ausnahmefall.

Ich habe auch schon so manchen Stromschlag abbekommen, das ist eben Berufsrisiko. Wäre Strom wirklich so überaus gefährlich, würde ich das hier wohl nicht schreiben können.

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ProfDrDrStrom  06.06.2020, 17:12
@Shalidor
Ich habe auch schon so manchen Stromschlag abbekommen, das ist eben Berufsrisiko. 

Das ist kein Berufsrisiko, dass ist purer Leichtsinn!

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Shalidor  06.06.2020, 21:41
@ProfDrDrStrom

Ich sehe schon du bist Theoretiker und hast anscheinend noch nie auf einer richtigen Baustelle gearbeitet. :)

Gibt genug Situationen, in denen man einen Stromschlag bekommen kann, ohne dass man selber einen Fehler gemacht hat. Letzte Woche mir erst passiert: Neubau, teilweise schon in Betrieb, daher einige der teilweise über 100 Sicherungen pro Schaltschrank eingesichert. Eine Sicherung war halt fälschlicherweise auch drinnen, obwohl das Kabel neben 20 anderen Kabeln noch abgezwickt und aufgerollt an der Decke hing. Ich wollte ein Kabel aus den Bunden raus suchen und bin halt an das abgezwickte Ende gekommen. So schnell passierts und mit so etwas rechnet man auch nicht. Bei allem, was man anfasst, vorher Spannung prüfen geht halt nicht, da wird man ja sonst nie fertig. Das kann man als Kleinelektriker in ner Familienbude machen, wo eh auf die Stunde abgerechnet wird, aber nicht auf einer Großbaustelle, auf der man am Tag teilweise mit duzenden verschiedenen Stromkreisen zu tun hat.

Ich behaupte mal ein Elektriker, der noch nie einen Stromschlag bekommen hat, gibt es nicht. Irgendwann passiert es mal, sei es aus eigener Unachtsamkeit, einem Defekt oder weil jemand einen Fehler gemacht hat. Ich habe meinen ersten Schlag im 4. Lehrjahr bekommen, seitdem im Schnitt ein Mal im Jahr einer.

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ProfDrDrStrom  06.06.2020, 22:07
@Shalidor

Deine Vermutungen über meinen beruflichen Backround sind falsch. Da hilft auch kein Smilie.

Ich kenne jede Menge "Praktiker", auch genügend die mich genauso wenig wie Du ernst genommen haben und glaubten als "Mann der Praxis" genug zu kennen. Weit über die Hälfte derer kamen früher oder später zu mir und gaben zu, dass sie glaubten ich würde übertreiben und sie nun wüssten warum und wo von ich gesprochen/ gewarnt habe.

In der Praxis komme ich häufig dann, wenn die "Kollegen" nicht mehr weiter kommen und klein bei gegeben haben. Nicht immer, aber oft genug finde ich dann noch eine Lösung. Aber das nur am Rande.

Wenn jemand wie Du hier sagt, dass er "regelmäßig" Stromschläge bekommt, liegt das eindeutig an deinem mangelnden Sicherheitsbewußtsein! Auch die Einstellung das Stromschläge "dazu gehören" zeigt mir das Du Dir offensichtlich nicht der Gefahr bewußt bis unter Spannung zu arbeiten.

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Shalidor  06.06.2020, 22:47
@ProfDrDrStrom

"In der Praxis komme ich häufig dann, wenn die "Kollegen" nicht mehr weiter kommen und klein bei gegeben haben. Nicht immer, aber oft genug finde ich dann noch eine Lösung. Aber das nur am Rande." Genau so einer bin ich auch. Arbeiten, die besonders genau gemacht werden müssen oder wo Fachwissen und Köpfchen gefragt sind werden von meinem Vorarbeiter vorzugsweise an mich vergeben. Bin nicht umsonst bei meinem Berufsabschluss als Jahrgangsbester ausgezeichnet worden. Aber das nur am Rande. ;)

Was mein Sicherheitsbewusstsein angeht kann ich nur sagen, dass ich meine Fähigkeiten und eventuelle Gefahren sehr gut einschätzen kann und meine Sicherheitsvorkehrungen daran ausrichte. Es ist nun mal ein Unterschied, ob man in einer Hauptverteilung unter Spannung rum bastelt oder am Ende einer Lampenkette mal schnell die mit einem RCBO abgesicherte Leitung abklemmt um mit den Messspitzen für die ISO-Messung ran zu kommen. Klar ist das ein Risiko, aber was willste anderes machen? Die Messung weg lassen und die Gefahr haben, dass der LS-Schalter zu überdimensioniert ist?

Und dass Stromschläge Berufsrisiko bei einer Elektrofachkraft sind, ist genauso selbstverständlich wie die Absturzgefahr beim Bergführer oder der Verkehrsunfall beim Berufskraftfahrer. Dass es dazu gehört, ab und zu eine gewischt zu bekommen, habe ich nirgendwo geschrieben und das ist auch nicht die Definition von "Berufsrisiko". Je nach Fachgebiet ist das Risiko bei der Elektrofachkraft stark schwankend, in meinem Fall ist das Risiko stark erhöht. Ein Fernmeldetechniker oder Gerätebauer hat eine weitaus geringere Chance auf einen Stromschlag.

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ProfDrDrStrom  07.06.2020, 08:55
@Shalidor
Was mein Sicherheitsbewusstsein angeht kann ich nur sagen, dass ich meine Fähigkeiten und eventuelle Gefahren sehr gut einschätzen kann und meine Sicherheitsvorkehrungen daran ausrichte. 

Es ist entscheidend was die BG bei Arbeiten unter Spannung vorschreibt, da geht es nicht allein um Fähigkeiten. Auftauchende Stromschläge zeigen, dass die Einschätzung regelmäßig falsch ist.

Bei allem, was man anfasst, vorher Spannung prüfen geht halt nicht, da wird man ja sonst nie fertig.
Und dass Stromschläge Berufsrisiko bei einer Elektrofachkraft sind, ist genauso selbstverständlich wie die Absturzgefahr beim Bergführer oder der Verkehrsunfall beim Berufskraftfahrer.

Dann ruf doch einfach mal bei der Berufsgenossenschaft an und lass dir diese Sätze bestätigen.

Ich habe meinen ersten Schlag im 4. Lehrjahr bekommen, seitdem im Schnitt ein Mal im Jahr einer.
Und dass Stromschläge Berufsrisiko bei einer Elektrofachkraft sind, ist genauso selbstverständlich wie die Absturzgefahr beim Bergführer oder der Verkehrsunfall beim Berufskraftfahrer. Dass es dazu gehört, ab und zu eine gewischt zu bekommen, habe ich nirgendwo geschrieben und das ist auch nicht die Definition von "Berufsrisiko".

Dass sich das widerspricht und zwar innerhalb von 2 Sätzen siehst du scheinbar nicht?

Es ist sehr bedenklich, dass Du Stromschläge als was betrachtest, was beim Elektrikerberuf dazugehört.

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Shalidor  07.06.2020, 11:26
@ProfDrDrStrom

Falsch, du bist dir der Bedeutung des Wortes Berufsrisiko nicht bewusst. Das Wort bedeutet, dass in dem Beruf das Risiko höher für eine bestimmte Sache ist, als für jede andere Person. Und das ist schlicht und ergreifend Fakt. Für einen Berufssoldaten ist das Berufsrisiko, in seiner Tätigkeit zu sterben. Deshalb sterben noch lange nicht alle Soldaten in ihrer Tätigkeit. Ich verstehe nicht, wie man das nicht verstehen kann.

Und die Berufsgenossenschaft sind genauso Theoretiker. Laut denen darf man auf einer Leiter keine Maschinen bedienen. Ja und wie bitte soll ich dann Lampen montieren, wenn ich Löcher in die Decke bohren muss? Für jede Lampe extra ein Gerüst da hin stellen und bei jedem Raumwechsel abbauen und aufbauen? Zumal man an manchen Stellen kein Gerüst aufbauen kann. Oder wie machst du das in einer Klokabine? Das ist einfach unverhältnismaßig. Das wird dir auch jeder Bauarbeiter sagen.

Nettes zweites Beispiel: da hat ein Kollege eine Auslassdose montiert. Leitung in der Dose mit Wago-Klemmen isoliert und Abdeckung drauf geschraubt. Beim festschrauben hst sich die Schraube des Metallrahmens in die Messöffnung einer der Wagos gegraben und das so weit, dass sie Kontakt hatte. Und ausgerechnet der Außenleiter. Ich bin dann einige Zeit später gekommen und sollte die ISO-Messungen in dem Bereich durchführen. Alles war eingesichert und soweit ok, weil ja alles fertig installiert war. Tja, und dann hab ich diese Dose aufschrauben müssen, um an den Klemmen messen zu können. Sei mal ganz ehrlich: Hättest du erst ausgesichert, aufgeschraubt und dann wieder eingesichert, weil du mit sowas gerechnet hättest? Das bezweifle ich mal.

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ProfDrDrStrom  07.06.2020, 11:40
@Shalidor

Berufsrisiko ist Dein 2tes Beispiel und das wäre ein Stromunfall der weder Leichtsinn noch fehlendes Risikobewußtsein zur Ursache hätte. Auch musst Du beim Aufschrauben nicht freischalten.

Die anderen Beispiele kenne ich sehr wohl, ändern aber nichts daran das Arbeiten unter Spannung (Messungen mal ausgeklammert) auf ein Minimum reduziert werden müssen.

Btw. wenn Du mal von Deinem Chef gekündigt werden möchtest, bestehe auf die Einhaltung der Betriebssicherheitsverordnung, die ist ebenso Vorschrift wie vieles anderes, würde aber bei 100% Einhaltung jedes Unternehmen in die Pleite treiben. Ausgenommen sind hier echte Monopolisten, die könnten die entstehenden Kosten 1:1 weitergeben.

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Shalidor  07.06.2020, 13:00
@ProfDrDrStrom

Die wenigsten Stromschläge bei mir sind selbstverschuldet, sondern haben irgendeinen Fehler dieser Art als Ursache, den man nicht erwartet hätte. Weiteres nettes Beispiel wäre mein erster Stromunfall. Alter Schaltschrank aufgrund veralteter Technik demontiert und eine neue Verteilung aufgebaut. Dann hatten wir FI-Fehler. Es haben sporadisch zwei unterschiedliche RCBOs ausgelöst. Wir haben beim ersten RCBO den Fehler auf einen Stromkreis zurückverfolgen können, ich schalte die Sicherung aus und schraube die Ader direkt über dem LS-Schalter lose. Natürlich ohne vorher Spannungsfreiheit zu prüfen, immerhin bin ich ja direkt am LS-Schalter. Beim Rausziehen der Ader bin ich dran gekommen und hab mächtig eine gedonnert bekommen. Warum? Weil irgendein Depp in dem Gebäude in einer Abzweigdose zwei Stromkreise zusammen geschlossen hat. Dadurch waren zwei Sicherungen parallel. Rein zufällig die gleiche Phase, wodurch das nie aufgefallen ist. In der neuen Verteilung waren das rein zufällig tatsächlich wieder die gleiche Phase, aber zwei unterschiedliche Blöcke, wodurch die RCBOs ausgelöst haben. Halt immer der, der schneller war. Da muss man erstmal drauf kommen! Seitdem prüfe ich, wenn ich mir nicht 100%ig sicher sein kann, ob auch wirklich Spannungsfrei ist, wenn ich in einer Verteilung arbeite, auch wenn ich offensichtlich die Sicherung raus gemacht habe.

Solche Sachen passieren nunmal, auch wenn man meint sich weitestgehend an die Vorschriften zu halten. Und auf Großbaustellen oder bei Arbeiten in uralten Bestandgebäuden von Firmen passiert sowas eher mal, als bei Arbeiten von einem Kleinelektriker in einer Familienbude. Ich habe letztens erst die Außenbeleuchtung einer Fabrikhalle getauscht. Aussichern war nicht so einfach möglich, da kein Mensch mehr wusste, wie die Freiflugverkabelung in der Jahrzehnte alten Verteilung aufgebaut war. In einem Wirrwar verkabelte Schütze, Relais, Zeitschaltuhren usw. mit teilweise falscher Aderfarbe, was das ganze nicht gerade einfacher gestaltet. Wir haben uns dann einfach darauf verlassen, dass die Lampen erst zur Dämmerung angehen und haben sie so getauscht. Laut Vorschriften hätte man das eigentlich auch nicht machen dürfen, es hätte ja irgendwas den Dämmerungssensor verdecken können und die Leitungen wären plötzlich unter Spannung. Aber alles andere wäre absolut unwirtschaftlich.

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Sagt dir der Name Potentialausgleichschiene etwas. Dort trifft sich der Neutralleiter mit der Erde.


Simon221585 
Fragesteller
 04.06.2020, 21:37

Okay aber wieso muss der Neutralleiter dann vom Strommast kommen? Den kann man doch einfach weglassen und nur L1,L2,L3 und Haus legen und nen Kabel für den N Leiter in den Keller ziehen?

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ProfDrDrStrom  04.06.2020, 22:04

Wie bitte? Neutralleiter und Schutzleiter auf der Poti-Schiene?

Da wirfst du aber gehörig was durcheinander!

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