Epikur bei Cicero, De finibus bonorum et malorum

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Die Darlegung zur Philosophie Epikurs, die Marcus Tullius Cicero, De finibus bonorum et malorum 1, 29 – 72 als Rede des Lucius Manlius Torquatus bietet, bezieht sich insgesamt auf die Ethik (deren zentrales Thema die Lust/Freude ist).

Im vorausgehenden Gespräch entscheidet sich Torquatus, nicht jeden Teilbereich/jede Einzeldisziplin der Philosophie Epikurs zu behandeln, sondern nur die Lust, die wichtigste Sache (Marcus Tullius Cicero, De finibus bonorum et malorum 1, 28). Die Naturlehre/Naturkunde/Physik werde er ein anderes Mal darlegen und die Richtigkeit der Lehren Epikurs über die Abweichungen der Atome und die Größe der Sonne beweisen.

Lust und Schmerz: Lust (voluptas) ist das höchste Gut (summum bonum), Schmerz (dolor) ihr Gegenteil, äußerstes Übel. Es ist natürlich, nach Lust zu streben und Schmerz zu meiden. Im besten und wünschenswertesten Zustand (seelische und körperliche Lust in hohem Grad, großer Menge, andauernd, ohne Schmerzen) hat jemand notwendig eine innere Festigkeit, sich vor Tod und Schmerz nicht zu fürchten.

Tugend/Vortrefflichkeit (virtus): Tugend/Vortrefflichkeit ist nicht höchstes Gut und wird nicht um ihrer selbst willen (als Selbstzweck) erstrebt, sondern ist als nützliches Mittel zur Lust lobenswert und begehrenswert. Wie sie auf diese Weise mit Lust verbunden ist, wird an mehreren Tugenden dargelegt, der Weisheit (sapientia), die als Lebenskunst (ars vivendi) sichere Führerin zur Lust ist (keine Abirrung durch Ängste und Begierden), dem Maßhalten (temperantia), der Tapferkeit (fortitudo) und der Gerechtigkeit (iustitia). Wahre Vernunft (vera ratio) lädt zu Gerechtigkeit (iustitia), Billigkeit (aequitas) und Treue (fides) ein.

In Zusammenhang mit der Tugend der Weisheit werden Arten der Begierden (cupiditates) unterschieden (Marcus Tullius Cicero, De finibus bonorum et malorum 1, 45 – 46):

a) natürliche und zugleich notwendige (naturales et necessariae)

b) natürliche, aber nicht notwendige

c) weder natürliche noch notwendige, sondern nichtige/leere/eitle/eingebildete (inanes)

Verhältnis von Seele und Körper: Lust und Schmerz der Seele entsteht aus Lust und Schmerz des Körpers. Die Lust- und Schmerzgefühle der Seele können größer als die des Körpers sein, weil mit ihr nicht nur das Gegenwärtige empfunden werden kann, sondern auch das Vergangene und das Zukünftige (aufgrund von vorhandener oder nicht vorhandener Meinung, ein drohendes immerwährendes und unendliches Übel sei zu fürchten).

Unterschied zwischen einem Weisen (sapiens) und einem Toren/Dummen (stultus): Kein Weiser kann unglücklich sein, kein Tor/Dummer glücklich. Schwere Krankheiten sind ein Hindernis eines angenehmen Lebens, noch mehr aber Krankheiten der Seele (aufgrund sich widersprechender, uneiniger und im Streit befindlicher Bestrebungen und Pläne), nämlich maßlose und nichtige/leere/eitle/eingebildete Begierden, Verstimmung, Unbehagen, Kummer, Angst vor dem Tod, abergläubische Furcht (vor Gottheiten). Jeder Tor/Dumme leidet an einer dieser Krankheiten, während der Weise von solchen Fehlern frei ist, sich an Vergangenes dankbar erinnert, das Gegenwärtige zu genießen versteht, nicht vom Zukünftigen abhängig ist, sondern es erwartet.

Wertschätzung/Vorzug der Naturlehre/Naturkunde/Physik (Marcus Tullius Cicero, De finibus bonorum et malorum 1, 63 - 64): Epikur hat Naturlehre/Naturkunde/Physik (anders als der von den platonischen Akademikern gepflegten Dialektik, die seiner Meinung nach weder zu einem besseren Leben noch zu einer bequemeren Art der Erörterung beiträgt) einen großen Stellenwert gegeben. Kenntnis der Dinge befreit von Ängsten und Verwirrung und die Menschen werden besser, wenn sie gelernt haben, was die Natur verlangt.

Anmerkung zur Erkenntnistheorie (in diesem Zusammenhang): Jede Erkenntnis hat ihren Ursprung in den Sinnen (Sinneswahrnehmung). Alle Sinne sind wahr.

Freundschaft (Marcus Tullius Cicero, De finibus bonorum et malorum 1, 65 – 70)

Lob Epikurs Marcus Tullius Cicero, De finibus bonorum et malorum 1, 71 – 72): Epikur verdient Dank, da er den Weg zu einem besänftigten, ruhigen, gelassenen, glücklichen Leben weist

Es geht auch gleich zu Anfang um die Naturlehre, die Atome, wie sie Demokrit und Epikur darstellen. Dann geht es noch um das Sittliche, die Ethik, von der Vernunft geleitet. Dabei geht es immer auch um die Frage, was das höchste Gut sei. 

Der Text:

http://www.wissensnavigator.com/documents/Cicero.pdf