Einleitung zum Barock

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Ich weiß natürlich, was Barockmusik ist, aber ich muss dann auch nachlesen, bevor ich dazu etwas äußere.

Der Barock ist eine umfassende Epoche der Kunstgeschichte des Absolutismus und der Gegenreformation, die sich durch üppige Prachtentfaltung auszeichnet. Mit Bach und Händel erreichte die Barockmusik ihren krönenden Abschluß. Mit den modernen Tonarten Dur und Moll schuf sie die Möglichkeiten, Gegensätze und Spannungen auszudrücken. Nicht mehr das in sich beruhigte Beieinander, sondern das Gegeneinander leidenschaftlicher Bewegtheit und aus diesem sich erhebend der Gewinn der höheren Einheit wurde zum Ziel der musikalischen Entwicklung. Es ging also nicht mehr wie im 16. Jahrhundert darum, den Text mit musikalischen Mitteln nachzuzeichnen, sondern die Seelenlage dessen, der 'spricht', auszudrücken. Der Kontrapunkt, ist die wichtigste Kompositionstechnik der Renaissance und des Barock. Sie erlebte unter Johann Sebastian Bach einen Höhepunkt. Dabei werden die einzelnen Stimmen so geführt, dass sie als eigenständige Melodien wahrgenommen werden können.

Jede Kunstepoche ist unmittelbar mit den gesellschaftlichen, politischen und sozialen Strömungen jener Zeit verknüpft. Was die Menschen umgab, was die Menschen beschäftigte, spiegelte sich immer in ihrer Kunst wieder. Das Leben im Barockzeitalter war schwer und kurz (Bach hatte insgesamt 20 Kinder, von denen die Hälfte vor dem 3. Lebensjahr starb). Hunger, Tod, Krankheit, überall wurde gestorben und getötet, Leid pflasterte jede Straßenecke. Schlagworte wie 'Carpe diem', 'Memento mori' und 'Vanitas' wurden zu Sinnbildern des Zeitalters, in dem der Tod allgegenwärtig war. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hatte ganze Landstriche verwüstet, mangelnde Hygiene sorgte dafür, dass sich Krankheiten rasend schnell ausbreiteten. Häufige Todesursache waren Pest und Cholera. Schlechte Wetterbedingungen zogen schlechte Ernten nach sich, was Hungersnöte zur Folge hat. Die durchschnittliche Lebensdauer der Menschen in den Städten lag bei 30 bis 40 Jahre. In Teilen Süddeutschlands wurden ganze Landstriche komplett ausgelöscht, es überlebte nur ein Drittel der Bevölkerung. Die Regionen, in denen der Krieg gewütet hatte, brauchten über 100 Jahre, um sich zu erholen.

Der Mensch wird durch die vor Augen geführte Vergänglichkeit zwischen seiner Lebensgier und dem Todesbangen hin- und hergerissen. All das Leid vergegenwärtigt den Lebenshunger der einzelnen. So kann man sich erklären, warum der Barock eine Epoche ist, die vor allem Gegensätze (Antithetik) thematisierte. Das Leben fand zwischen Diesseits und Jenseits statt, war gewickt von Spiel und Ernst, Schein und Sein, Wolllust und Tigend, Erotik und Askese. Man unterschied zwischen einem irdischen und einem himmlischen Leben.

https://www.youtube.com/watch?v=NnkcAh4UyuU


Shiftclick  17.09.2014, 11:03

gewickt = gespickt

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Ich würde sagen, um den Bezug auch zu Mitteldeutschland herzustellen:

"Nun kommt eine Musik, die in Mitteldeutschland ihre große Zeit hatte, in Orten wie in Leipzig, Dresden oder Halle (Saale), aber auch in kleinen Orten wie Köthen, Ohrdruf und Arnstadt... Bach und Händel sind untrennbar mit dieser Region verbunden, sie bilden neben anderen die Speerspitze des mitteldeutschen Barock... Von ihnen hören Sie nun..."

So würde ich das machen...

Vielleicht Einstieg mit Verweis auf das fürs Barockzeitalter charakteristische Nebeneinander von "Memento mori" und "carpe diem"? Und dann den Bogen zu den Werken schlagen, um die es geht - ob und wie da die beiden Themen zum Tragen kommen... Oder Hinweis auf die immer noch ungebrochene Beliebtheit des musikalischen Barock - gerade bei so prominenten Virtuosen wie etwa Nigel Kennedy. (Von dem kam letztes Jahr das Album "Recital" raus, das u.a. Bach-Interpretationen enthält.)