"Die Liebe liebt das Wandern"?

3 Antworten

Zunächst musst du wissen, wer der Autor dieses Gedichtes ist: Eichendorff.

Das ist schon mal eine Hilfe, denn die Wendung ist typisch für das Denken dieses Dichters. Bei ihm sind nämlich Wandern und Dichten immer wieder aufeinander bezogen, und nun hast du auch die Verbindung mit der Liebe.

Hinter der gängigen Interpretation (Liebe folgt keinem festen Ziel, erfüllt kein Programm, will keinen materiellen Bezitz usw., sondern irrt und verlässt sich dabei auf Gottes Willen) steh also durchaus Existentielles, das auch die Natur mit einbezieht (denn Wandern bedeutet damals "die Natur erwandern").

Liebe ist also wie das Wandern eine Welter-fahrung - diesmal vom Gefühl her.

Ferner kannst du ja selbst feststellen, dass in diesem Vers grammatikalisch unentschieden bleibt, was Subjekt und was Objekt ist. Das zeigt, dass Liebe und Wandern miteinander identifiziert werden können. Der Vers ist ja auch als ein Chiasmus aufgebaut, das führt zu demselben Schluss.

Das Ganze findest du in folgemden Gedicht wieder :

Wandern lieb' ich für mein Leben,
Lebe eben, wie ich kann,
Wollt ich mir auch Mühe geben,
Paßt es mir doch gar nicht an.
 
Schöne alte Lieder weiß ich;
In der Kälte, ohne Schuh,
Draußen in die Saiten reiß ich,
Weiß nicht, wo ich abends ruh!
 
Manche Schöne macht wohl Augen,
Meinet, ich gefiel ihr sehr,
Wenn ich nur was wollte taugen,
So ein armer Lump nicht wär.
 
Mag dir Gott ein'n Mann bescheren,
Wohl mit Haus und Hof versehn!
Wenn wir zwei zusammen wären,
Möcht mein Singen mir vergehn.


Hach, das hab ich mal gesungen :)

Das heißt, dass die Liebe flüchtig ist und kommt und geht, wie es ihr gefällt. Oder auch: Liebe kann man nicht festhalten.

Die Liebe verändert sich, bleibt niemals stehen (/sie "wandert")