Dementer Senior - muss man ihm immer wieder sagen, dass seine Frau gestorben ist?

17 Antworten

Ich persönlich bin der Ansicht, dass man es schwerkanken Menschen nicht noch schwerer machen sollte. Ich arbeite selbst im Medizinischen Dienst und versuche immer die Patienten auf positive Dinge einzustimmen. Die Themen immer so lenken, dass negatives nicht auf den Tisch kommt.

Je nachdem wie weit fortgeschritten die Demenz ist, kann man solche Personen leicht ablenken. An der kurzen Leine halten, indem man beispielsweise sagt, dass seine Frau gerade friedlich schläft und man sie besser nicht stören sollte. Meist reicht das zur Ablenkung, wenn man danach sofort das Thema wechselt.

Warum soll man solche Menschen in ihren letzten Jahren noch mit vergangenem Leid belasten?


divisi 
Fragesteller
 14.11.2014, 19:49

Danke sehr.

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LiYaPa  17.11.2014, 10:02

Sehr schöne Antwort ;)

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Man könnte dem Senior sagen, seine Frau sei bei einer Freundin eingeladen, nicht jedoch, dass sie verstorben ist. Er wird das eine als auch das andere vergessen. Da aber auch Demenzkranke Momente haben, in denen sie klar denken können, wäre die Nachricht über den Tod der Ehefrau ene schlimme. Ich kenne dieses Problem aus der Verwandschaft. Diese Kranken erinnern sich sehr gut an die Vergangenheit, glauben in dieser Zeit zu leben. Die Gegenwart ist denen fremd. Oft erkennen sie die eigenen Kinder nicht mehr, fragen wer sie sind. Dann aber wieder Momente, wo klares Denken erkennbar wird, ein Weinen auslöst und die Frage kommt, warum alles so ist. Kurz darauf wieder die Rückkehr in eine andere Welt, einer Welt in die Vergangenheit. Da ist es besser mit einer kleinen Lüge die Wahrheit zu verschweigen.

Da ist es immer von Vorteil, wenn man die Biografie von dem dementen Menschen kennt. Und auch ein bisschen die von seiner Frau. Dadurch kann man sehr gut vom Thema ablenken.

BEISPIEL: Biografie....Sie hat den Haushalt gemacht, er das Geld nach Hause gebracht. Er war der Ernährer. Lehrer. Hatte einen weiten Arbeitsweg mit dem Fahrrad....

ER fragt: "Wo ist meine Frau?"

SIE antworten: "Sie ist einkaufen. Sie hat sich schon immer um den Haushalt gekümmert und sie gut umsorgt. Mittags war immer etwas warmes zu Essen auf dem Tisch, wenn Sie (der demente) von der Arbeit nach Hause kamen. Und Sie haben gerne gearbeitet um die Familie zu ernähren. Jeden Tag sind Sie mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren um die Kinder zu unterrichten. Bei Ihnen haben die Kinder immer viel gelernt und waren gerne in Ihrem Unterricht. Wie viele Kinder waren in einer Klasse? 20?30?"........

Damit lenkt man von der Frage nach seiner Frau Stück für Stück vom Thema ab, und der Demente ist gedanklich bei seiner Zeit als Lehrer und erzählt dann. Wenn jemand gerne Volkslieder gesungen hat, versucht man denjenigen in ein paar Schritten in die Richtung zu lenken. Dann ein Lied anstimmen und gemeinsam singen.

Natürlich sind alle Menschen unterschiedlich. Aber meistens funktioniert das.


divisi 
Fragesteller
 15.11.2014, 10:18

Danke sehr. Ich kenne die Menschen, also den dementen Senior und dessen verstorbene Frau, schon recht gut und werde mir dazu etwas einfallen lassen.

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Ich habe jahrelang in einem Heim für Demente ehrenamtlich gearbeitet und bin auch geschult. Würde es auf keinen Fall weiterhin sagen. Er lebt in seiner eigenen Welt und da ist sie nun mal nicht tot. Dabei sollte man es belassen. Würde mit Sätzen wie: ich weiß auch nicht wo sie ist antworten. Sozusagen ein bißchen Drumherum reden. Mit der Wahrheit kann man nur Schaden anrichten.

Sag ihr, dass sie einkaufen ist. Dass es nicht stimmt, vergisst er eh wieder, am Ende ist das Resultat dasselbe bis auf die Tatsache, dass die Mitteilung des Todesfalls Trauer und die des Einkaufen-Gehens keine auslöst.


divisi 
Fragesteller
 15.11.2014, 10:25

O.k., vielen Dank auch Dir!

Ihr habt mich allesamt darin bekräftigt und unterstützt auf diese Notlügen, im Sinne des Demenzerkrankten, zurückzugreifen. Ich bin mir jetzt sicherer in dieser Sache das Richtige zu tun.

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