Angst vor Religion?

15 Antworten

Das Problem ist, dass wir nicht wissen können, was tatsächlich gespielt wird. Wir können manches für wahrscheinlich oder unwahrscheinlich halten. Es gibt religiöse Menschen, die Gottesbeweise liefern und es gibt Atheisten, die Gegenbeweise liefern. Fest steht: dies sind jeweils keine Beweise in wissenschaftlicher Hinsicht.

Und solange du nicht weißt, was passiert, kannst du dich auch auf nichts einstellen. Du glaubst, dass nach dem Tod nichts ist - keine schöne Vorstellung. Es könnte ja aber auch sein, dass du dich täuscht und dann kommst du vors jüngste Gericht und am Ende wirst du doch für die Sünden bestraft!

Diese Ungewissheit macht Menschen Angst. Deshalb halten sich Religionen auch in Zeiten, wo der Fortschritt eigentlich solche Überlegungen verdrängen sollte.


realsausi2  13.02.2015, 18:16

es gibt Atheisten, die Gegenbeweise liefern.

Das wäre mir neu.

Du glaubst, dass nach dem Tod nichts ist - keine schöne Vorstellung.

Für Dich vielleicht. Für mich nicht. Und auch für die meisten Atheisten, die ich kenne, ebenfalls nicht.

Es könnte ja aber auch sein, dass du dich täuscht

und an einem Biervulkan zu Dir kommst oder als Rumpelstielzchen wiedergeboren wirst.

Diese Ungewissheit macht Menschen Angst. Deshalb halten sich Religionen auch in Zeiten, wo der Fortschritt eigentlich solche Überlegungen verdrängen sollte.

Das ist allerdings ein wahres Wort.

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offeltoffel  13.02.2015, 20:41
@realsausi2

Genauso wie es sog. "Gottesbeweise" gibt, gibt es Leute, die angeblich handfeste Beweise für die Nicht-Existenz Gottes haben. Beides unglaubwürdig, finde ich.

Das Wort "schön" trifft es vielleicht nicht. Es ist neutral. Aber die Vorstellung, ins "Nichts" zu gehen erfasst meine Gedanken in einen Endlosstrudel. Das ist auch gut so, sonst würden wir alle wie die Lemminge von der Klippe springen, wenn es eh egal ist. Fest steht: der Gedanke an den Tod ist beklemmend - das geht bestimmt nicht nur mir so.

Was der Unfug mit Rumpelstielzchen soll ist mir schleierhaft.

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realsausi2  14.02.2015, 23:43
@offeltoffel
gibt es Leute, die angeblich handfeste Beweise für die Nicht-Existenz Gottes haben

Ist mir neu.

Beides unglaubwürdig

Mehr noch. Es ist faktisch unmöglich, die Nichtexistenz von Etwas zu beweisen. Das geht rein logisch nicht. Eine NIchtexistenz eines Gottes ist also nicht widerlegbar.

Was der Unfug mit Rumpelstielzchen soll ist mir schleierhaft.

Es könnte sein... Deine Worte.

Es könnte ja aber auch sein, dass du dich täuscht und dann ...

Für die drei Pünktchen kann man nun alles einsetzen, was einem einfällt. Du schreibst "jüngstes Gericht". Ebenso wahrscheinlich ist eben auch die Wiedergeburt als Rumpelstielzchen. Oder das Erwachen neben einem Biervulkan. Oder als Pangalaktischer Donnergurgler.

Könnte ja sein...

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offeltoffel  15.02.2015, 12:21
@realsausi2

Jetzt kommen wir uns langsam näher ;)

Vielleicht überbewertest du das Wort "Beweis". Nach deiner Logik lässt sich überhaupt nie irgendetwas beweisen. Eines Tages fällt der Apfel nicht nach unten sondern steigt nach oben...physikalische Gesetzmäßigkeiten sind ebensowenig beweisbar wie religiöse Vermutungen. Aber aus der Logik heraus und aus den Schlussfolgerungen, die wir im Leben machen, erscheinen mir viele wissenschaftliche Erklärungen schlüssiger als religiöse Themen. Nettes Zitat dazu übrigens (sinngemäß):

"Religious people often state that the process of evolution, as described by Charles Darwin, is only a theory. So is gravity, but still I don't see you jumping out of that building"

Und wegen Rumpelstielschen und dem (zugegebenermaßen sehr verlockenden) Biervulkan: natürlich siehst du das und ich sehe es auch so. Das eine ist nicht wahrscheinlicher, als das andere. Aber so denken gläubige Menschen nunmal nicht und darum ging es in der Frage ja. Wir Menschen glauben nicht nur das, was logisch erklärbar ist, sondern was die Mehrheit der Leute in unserer Umgebung sagen. Und so gab es eben Zeiten, wo es für beinahe alle Menschen sonnenklar war: guter Mensch --> Himmel. böser Mensch --> Hölle. Dann kamen eben aber auch Zeiten, wo die Menschen begonnen haben das in Frage zu stellen. Die Frage nach dem Leben nach dem Tod wird zu einer Risikoabwägung: "mag ja sein, dass da nichts ist nach dem Tod...aber was wenn doch? Dann bin ich für immer im Fegefeuer? Dann gehe ich lieber doch noch schnell beten". Für uns existiert diese Frage nicht, aber wer auch nur einen leisen Zweifel hat, der bekommt einen internen Konflikt zu spüren und wählt den Weg mit dem geringsten Widerstand.

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realsausi2  16.02.2015, 13:24
@offeltoffel
Eines Tages fällt der Apfel nicht nach unten sondern steigt nach oben...physikalische Gesetzmäßigkeiten sind ebensowenig beweisbar wie religiöse Vermutungen.

Unsinn. Oben und Unten sind natürlich Definitionen, die wir im Rahmen bestimmter Zusammenhänge vornehmen. Per Definition fällt der Apfel immer nach unten. Dann ist das unten eben woanders hingewandert. Sprich, der Massepunkt, der für die Fallgeschwindigkeit verantwortlich ist.

Wir Menschen glauben nicht nur das, was logisch erklärbar ist, sondern was die Mehrheit der Leute in unserer Umgebung sagen.

Das mag für mache gelten, zum Glück aber nicht für alle. Gerade gestern hat mich ein Freund, den ich seit 48 Jahren kenne, der gut gebildet ist, bodenständig und klaren Geistes damit schockiert, daß er homöopathische Präparate nimmt.

Es sind nicht primär "die Leute in unserer Umgebung", es ist das eigene unpräzise Denken, was solchen Gespinsten das Tor aufstößt.

wer auch nur einen leisen Zweifel hat, der bekommt einen internen Konflikt zu spüren und wählt den Weg mit dem geringsten Widerstand.

Daher halte ich Glauben auch per se für Form der persönlichen Schwäche. Charly hatte schon ganz recht mit "Religion ist das Opium des Volkes": Glaube dient den Glaubenden dazu, sich die Welt "schönzusaufen". Ich habe das immerhin auch lange Zeit getan.

Nettes Zitat dazu

Weißt Du, von wem das ist?

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Selenus  16.02.2015, 16:20
@offeltoffel

Vielleicht überbewertest du das Wort "Beweis". Nach deiner Logik lässt sich überhaupt nie irgendetwas beweisen.

Nein, seiner (?) Logik nach ist lediglich eine Nicht-Existenz nicht beweisbar. Sätze wie Cogito ergo sum. bleiben weiterhin Beweise, wenn auch man den Beweisgang dahinter kennen muss, um nicht in eine Tautologie zu fallen.

Eines Tages fällt der Apfel nicht nach unten sondern steigt nach oben...physikalische Gesetzmäßigkeiten sind ebensowenig beweisbar wie religiöse Vermutungen. Aber aus der Logik heraus und aus den Schlussfolgerungen, die wir im Leben machen, erscheinen mir viele wissenschaftliche Erklärungen schlüssiger als religiöse Themen.

Korrekt, diese Empfindungen sind lediglich, wie Kant es nannte, sinnlich. Aus dieser Sinnes-Problematik zu schließen, es sei kein Absolut möglich, ist jedoch ein Fehlschluss.

Wir Menschen glauben nicht nur das, was logisch erklärbar ist, sondern was die Mehrheit der Leute in unserer Umgebung sagen.

Wie kommt es dann, dass sich Meinungen ändern? Die kleinere Mehrheit müsste immer von der größeren beeinflusst sein, welche doch immer ihre Meinung verbreiten würde, sodass es nur die eine Meinung gäbe. Wir Menschen aber sind imstande, eigene Meinung zu bilden.

Weiter:
1. Alles was rosa ist, ist ein Schwein.
2. Alles was rosa ist, ist kein Lebewesen.
-> Schweine sind keine Lebewesen.

Für uns existiert diese Frage nicht, aber wer auch nur einen leisen Zweifel hat, der bekommt einen internen Konflikt zu spüren und wählt den Weg mit dem geringsten Widerstand.

Ich denke kaum, dass Philosophen wie Kant, Schopenhauer, Descartes, [...] ihre Arbeiten zur Lösung eben solcher Fragen im Schlaf geschrieben haben. ;)


Daher halte ich Glauben auch per se für Form der persönlichen Schwäche. Charly hatte schon ganz recht mit "Religion ist das Opium des Volkes": Glaube dient den Glaubenden dazu, sich die Welt "schönzusaufen". Ich habe das immerhin auch lange Zeit getan.

Da wären wir wieder beim Biervulkan. :P

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Genau DAS sollen die Geschichten ja erzeugen..

Was denkst du, warum sowas wie die Hölle erfunden wurde, wenn nicht um Leute einzuschüchtern damit man sie kontrollieren kann?

Religionen wurden am Anfang für Menschen erfunden (um bspw. Trost zu spenden, Unterstützung zu bieten, den sozialen Zusammenhalt zu stärken, ...) wurden aber später zur Machterhaltung ausgenutzt.

Es gibt leider außerordentlich wenige Religionen, bei denen auch heute der Mensch und nicht die Macht im Vordergrund steht - der Buddhismus gehört bspw. dazu, das Christentum, der Islam und das Judentum nicht.

Warum fühle ich mich bei Religion so unwohl und manchmal beängstigend?

Das ist nur natürlich - und das liegt daran, dass du als Atheist das Ganze durchschauen kannst (was viele, die von Kindesbeinen an religiös erzogen wurden nicht können)

Ich bin auch Atheist / Antitheist und mir sehe es ähnlich - Angst habe ich keine, aber die Unterdrückung und Einengung mit Religion ist unübersehbar :)

Lg


Selenus  13.02.2015, 23:02

Wobei man (leider) sagen muss, dass es auch im Buddhismus immer mehr Strömungen gibt, die von der "Philosophie-Religion" in eben dieses schlechte Bild verfallen... sehr schade. :/

Beste Grüße, Calico. :)

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Zugegeben, es hat schon eine unfreiwillige Komik an sich, wenn ein erklärter Atheist bzw. Nichtgläubiger allen Ernstes Angst vor religiösen Dingen haben will. Kein normaler Erwachsener macht sich vor Nichtexistentem dermaßen ins Hemd. Genauso belustigend finde ich es, wenn mir Gläubige weismachen wollen, dass ich mit meinem (Nicht-)Glauben der ewigen Verdammnis anheim falle, weil ich gemessen an den gängigen Gottesbildern hochgradig atheistisch bin. Mehr noch, ich bin von Haus aus wissenschaftlich geprägt und informiere mich regelmäßig über die historischen Hintergründe der Religionen (aber gerade deshalb würde ich mich niemals Atheist nennen, weil dieser Begriff die Vielschichtigkeit der unzähligen Gottesbegriffe nicht berücksichtigt, aber das nur am Rande). Auch du würdest lachen, wenn du wüsstest, was da alles zum Wort eines wie auch immer gearteten "Gottes" erhoben wurde. Vom Kreationismus über die Erbschuld bis hin zum Sühnopfer Christi - all das sind Produkte der Verschmelzung unvereinbarer Denkschulen; Oft wurde der biblische Originalinhalt durch die Brille griechischer Philosophie betrachtet, von den zahllosen Übersetzungsfehlern will ich gar nicht erst anfangen.

https://www.gutefrage.net/tipp/buchtipps-zur-bibel

Viele haben Angst vor etwas Unbekannten.

Das ist ja das originelle bei der Angst, dass man sich nie vor etwas vertrautem fürchtet. Wenn man sich dann näher damit beschäftigt, verlieren die meisten Dinge ihre Dämonenhaftigkeit.

Das wundert mich überhaupt nicht, denn diese Geschichten wurden ja gerade deswegen von den Mächtigen erfunden, um die Menschen einzuschüchtern und Macht über sie ausüben zu können und das klappt leider auch heute noch viel zu oft.


Szintilator  13.02.2015, 19:16

So, war Moses auch schon machtbesessen und hat die Geschichten erfunden, so wie die Gebr. Grimm ihre Märchen? Und wer übt auch heute noch dbzgl. Macht aus und wie?

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Hamburger02  14.02.2015, 09:57
@Szintilator

Ja eindeutig war Moses ein überaus brutaler Diktator und Massenmörder, der Stalin und Hitler in nichts nachsteht. Als sich ein größerer Teil der Israeliten nicht zu seinem Glauben und zu seiner Führung bekennen wollte, ließ er sie einfach umbringen und richtete ein Massaker mit mind. 3000 Toten an.

Diese Geschichten taugten daher auch sehr gut dazu, die Macht der kath. Kirche zu sichern, die übernahm die Todesstrafe für Häresie.

Und ISIS sieht sich ebenfalls in dieser Tradition.

Nun ist die Macht der Religion zum Glück im Westen weitgehend gebrochen, dennoch gibt es in den USA z.B. immer noch Fundamentalisten, die mit Berufung auf die Bibel z.B. Abtreibungsärzte ermorden.

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