An alle MtF transgender; Könntet ihr vielleicht über Eure Erfahrungen mit der Hormontherapie, der Toleranz in der Bevölkerung, Euren Weg im Leben erzählen?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo, da fragst du natürlich ziemlich viel auf einmal und alles genau zu beantworten würde vermutlich Stunden dauern. Ich versuche aber mal kurz und knapp das wichtigste zusammen zufassen :)

Also ich persönlich habe meinen Weg als Transfrau erst zu Beginn meiner Ausbildung mit 19 Jahren angefangen, daher war meine Kindheit/Jugend immer sehr schlimm für mich. Ich war stark depressiv und habe mich immer mehr von allen Distanziert und zurückgezogen, da ich mit mir selber einfach komplett unzufrieden war und mich selber gehasst habe. Mit 19 Jahren habe ich dann mit der Unterstützung von meinem besten Freund angefangen den Weg als Transperson erstmal langsam anzutasten. Das fing an mit Informationen darüber einholen und vielen Diskussionen führen, ging über das Stylen und ausleben im Privaten raum hinweg, bis zu Gesprächen mit anderen Transpersonen, bis ich dann schließlich mit 21 Jahren zu einem Psychotherapeuten gegangen bin, der mich seit dem auf meinem Weg begleitet.

Nach etwas über 1 Jahr Therapie habe ich dann von ihm eine Überweisung bekommen, mit der ich zu einem Urologen gehen und mit der Hormontherapie anfangen durfte. Ich hatte das Glück, dass mein Körper sehr gut auf die Hormone reagiert hat, so dass ich auch schon sehr schnell Veränderungen gemerkt habe, wie zB. am Gesicht, oder dass nach etwa 1 Monat bereits kleine Brüste zu erkennen waren. Durch die Veränderungen bedingt haben dann auch die Depressionen immer mehr nachgelassen.

Etwa 4 Monate später habe ich dann ein Gespräch mit meinem Chef gehabt, indem ich mich bei ihm geoutet habe und knapp 2 Monate später, bin ich dann immer als Frau zur Arbeit gegangen und habe mich so auch sonst ausgelebt.
Die Reaktionen waren dabei sehr gemischt (von "du verarscht mich doch", über ein skeptisches "ok?", bis hin zu "schön, das freut mich für dich" war einiges dabei), aber alle Mitarbeiter und mein Chef haben es akzeptiert und schaffen es mittlerweile auch, bis auf einzelne Versprecher, alle mich richtig anzusprechen und es ist für sie mittlerweile normal geworden. Selbiges gilt auch zB. für meine Familie, wo erst 2-3 Personen Schwierigkeiten damit hatten, aber es mittlerweile alle akzeptiert haben und mich unterstützen.
Im Äußeren Umfeld, also wenn ich zB. einkaufen gehe, im Kino bin, oder joggen gehe, werde ich auch ganz normal wahrgenommen und akzeptiert. Und auch Personen die mich neu kennen lernen, nehmen mich immer als Frau wahr und sprechen mich zB. entsprechen auch so an.
Ich musste also zum Glück bisher noch keine schlechten Erfahrungen machen.
Und mittlerweile bin ich sehr zufrieden mit meinem Leben. Depressionen habe ich gar nicht mehr, ich bin offener geworden, in einer tollen Beziehung und auch das Verhältnis zu meiner Familie hat sich verbessert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

verreisterNutzer  27.07.2021, 14:11

Wow Danke für den langen Kommentar. Ich habe ihn sehr interessiert gelesen. Viel Erfolg bei allem! :)

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