-Trans* Schwangerschaft _Schwangerschaft oder nie Kinder?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Also...ich will wirklich nicht rumhaken aber ich verstehe nicht, warum du jetzt schon so zwingend ein Kind willst. Klar, du hast dann n Abschluss aber keine Ausbildung. Mit kind hast du dann nicht mehr so die Zeit, eine Ausbildung zu machen bzw ist es weitaus stressiger. Mach dir das Leben doch nicht unnötig schwer. Ich verstehe auch nicht, warum du die op nichz einfach nach hinten verschiebst und eben dann machst, wenn du schon ein Kind hast. Angenommen das Kind ist 2 Jahre alt wenn du das machen lässt oder von mir aus 3...dem kind ist das dann doch egal ob du ne Gebärmutter hast oder nicht. Vor allem bin ich sehr skeptisch, ob ein Arzt das wirklich mit 18 Jahren schon macht. Aber das musst ja sowieso selbst abklären...ich würd mit kind noch warten und eine Ausbildung machen

Das ist wirklich eine schwierige Entscheidung, die da jetzt für Dich ansteht.

Habe ich Dich richtig verstanden? Du bist 16 Jahre alt, anatomisch weiblich, hast einen 17jährigen Freund, wirst im Juni mit der Schule fertig und hast zwei verschiedene Herzenswünsche für Dein Leben, nämlich ein Kind
zu haben und eine operative Geschlechtsangleichung zum Mann einschließlich Gebärmutterentfernung machen zu lassen. Und weil Du, wenn Du erst ein Kind hast, für dieses Kind dasein willst, möchtest Du aber, wenn Du erst einmal ein Kind hast, auf die Operation(en) verzichten.

Deine Frage ist jetzt, ob Du schwanger werden und Dich dafür niemals operieren lassen sollst - oder ob Du auf ein eigenes Kind verzichten und Dich dafür komplett operieren lassen sollst.

Theoretisch würde sich auch beides hintereinander verwirklichen lassen, doch Du hast schon erklärt, dass das für Dich keine vernünftige Option wäre.

Unabhängig von der Frage, ob eine Gebärmutterentfernung, wenn Du erst ein Kind hast, mit der Elternschaft vereinbar wäre - ich denke, sie wäre es, denn ich kannte einmal eine Mutter von zwei Kinder (4 und 6 Jahre alt), die diese OP wegen einer Krebserkrankung machen lassen musste und die diese gewiss nicht einfache Zeit doch gut gemeistert hat - stellt sich dabei auch die Frage, ob eine Schwangerschaft für einen nicht operierten Transmann das Richtige ist.

Während der Schwangerschaften mit meinen Kindern erlebte ich, wie weiblich man sich fühlen kann. Selbst durch und durch Frau, genoss ich das. Doch wie mag es einem gehen, wenn man sich als Mann definiert und dann, bedingt durch die Schwangerschaftshormone, in weibliche Gefühlsbäder geworfen wird? Wenn die Brüste wachsen, die Formen noch weiblicher werden, als sie schon sind, Geruchsempfindlichkeit und Gelüste auf seltsame Mahlzeiten, Morgenübelkeit, Unterleibsziehen und Kreislaufprobleme mehr und mehr den
Tag bestimmen, wenn man alle vier Wochen mit lauter Frauen im Wartezimmer einer gynäkologischen Praxis sitzt und einen dort gewiss niemand für einen Mann hält? Wenn einem gegen Ende der Schwangerschaft
alltägliche Verrichtungen von Tag zu Tag schwerer fallen, wenn man nicht mehr so ohne weiteres im Auto (mit)fahren kann, weil der Gurt den Bauch drückt - da gibt´s dann so spezielle Gurtpolster und solche Dinge - wenn man dann auf das Einsetzen der Geburt wartet und dann schwitzend und schreiend das Kind auf die Welt presst? Als Mann?

Das Verhältnis zum eigenen Körper verändert sich in dieser Zeit und es wird nie wieder so sein, wie vor der Schwangerschaft und Geburt. Auch der Körper verändert sich, ein paar dieser Veränderungen, z.B. die
hängendere Form der Brüste und die gedehnte Haut am Bauch bleiben dauerhaft. Ich weiß nicht, wie leicht ein männliches Erscheinungsbild danach wieder zu erreichen wäre.

Würdest Du Dein Baby auch stillen? Das ist ein zutiefst beglückendes, ganz und gar weibliches
Gefühl! Dabei ist es vor allem anfangs ziemlich schmerzhaft und auf jeden Fall anstrengend. In den ersten Lebensmonaten des Babys bestimmt
es den gesamten Tagesablauf. Mehr als in allen anderen Lebensphasen, sogar mehr als in der Schwangerschaft ist man in dieser Zeit einfach nur Frau.

Ich weiß nun nicht, wie weit Du auf Deinem Weg der
Transition bisher bist und wie sehr Du Dich als Mann oder zwischen den Geschlechtern einordnest. Jedenfalls solltest Du Dich, bevor Du entscheidest, schwanger werden zu wollen, ausführlich medizinisch beraten lassen, was gynäkologisch, endokrinologisch und psychologisch
die Risiken und zu erwartenden Folgen einer Schwangerschaft für Dich wären, damit Du Dich nicht vorschnell auf unbekanntes Terrain begibst
und Dir vermeidbare Probleme aufhalst.

Auch Dein Freund würde bereits in jungen Jahren eine große Verantwortung zu übernehmen haben. Ist er bereit dazu?

Dazu kommt, dass man sich, hat man erst einmal ein gemeinsames Kind, nicht mehr so leicht und so lange das Kind minderjährig ist nicht ganz voneinander trennen kann, da man durch das geteilte Sorgerecht bis zum
18. Geburtstag des Kindes gezwungen ist, miteinander zu kommunizieren und gemeinsame Entscheidungen zu treffen, auch wenn man sonst getrennte Wege geht. Bist Du Dir sicher, dass Dein Freund Dich über die Jahre
unterstützen würde, auch wenn Du Dich womöglich, bedingt durch die Schwangerschaft, Elternschaft und damit zusammenhängende geschlechtliche
Identitätskrisen, in Deinem Verhalten massiv veränderst?

Könntest Du ausschließen, dass Du, wenn Dein Kind sich eines Tages so ganz anders aufführt, als Du es Dir während der Schwangerschaft erträumt und ausgemalt hast, einen heimlichen Zorn auf dieses Kind verspürst, für das
Du Dein Mannsein ein Stück weit aufgegeben hast?

Du merkst schon, ich habe vor dem Hintergrund meiner eigenen Erfahrungen mit meinen vier Wunschkindern große Bedenken, ob eine Schwangerschaft und leibliche
Elternschaft für einen jungen Transmann überhaupt das Richtige ist - unabhängig davon, ob bzw. wann und inwieweit eine operative Geschlechtsangleichung nach der Geburt noch möglich wäre.

Ich weiß, dass es in den USA, in Deutschland und in der Schweiz bereits
Transmänner gibt, die leibliche Kinder geboren haben. Soweit ich weiß,
waren sie älter als Du, haben vorher bereits als Mann gelebt und auch
Testosteron genommen und zum Zwecke der Schwangerschaft quasi ihr
Mannsein unterbrochen. Wie es ihnen eigentlich damit und dabei ging,
weiß ich aber nicht.

Wenn Du wissen möchtest, wie man sich fühlt, wenn man hochschwanger ist, dann kaufe Dir eine recht große Wassermelone
und binde sie Dir fest um den Unterbauch und laufe mal einen ganzen Tag
mit diesem Ding vor dem Bauch herum. Ich würde sagen, es ist nicht
unbedingt unangenehm, aber doch recht beschwerlich.

Wenn Du wissen möchtest, wie man sich fühlt, wenn man einen Säugling hat, dann stelle
Dir einmal fünf Nächte hintereinander jede Nacht alle zwei Stunden den
Wecker und stehe jedes Mal auf und putze eine halbe Stunde lang
irgendetwas. Nach fünf Tagen weißt Du, wie man sich ungefähr fühlt mit
Baby.

Wenn Du wissen möchtest, wie man sich als kinderloser Mann fühlt, dann stecke Dir einen Packer in die Hose, gehe spontan aus, mit
wem und so oft und so lange Du willst, z.B. ins Kino, in eine Kneipe
oder eine Bar, und sprich die Menschen an, die Du interessant oder sexy
findest, und lebe Dein Leben und mache Deine Erfahrungen.

Ich würde auch die Möglichkeit einer späteren Adoption oder Pflegeelternschaft an Deiner Stelle nicht ausschließen.

Doch wie auch immer Deine Entscheidung ausfällt, stelle sicher, dass Du sie
erst dann in die Tat umsetzt, wenn Du keinen Zweifel mehr an ihrer
Richtigkeit hast und Dich der Unterstützung der wichtigsten Menschen in
Deinem sozialen Umfeld versichert hast.

Alles Gute!





Du musst Prioritäten setzen! Du könntest auch beides gleichzeitig haben.. oder nicht?

Versteh mich bitte nicht falsch, aber das mit der Gebärmutterentfernung kann man auch verschieben, finde ich. Ich weiß nicht, wie du dich gerade in deiner Situation fühlst. Vielleicht willst du das Thema so schnell wie möglich hinter dich bringen (dass du eine Frau bist aber endlich als "vollwertiger Mann" gelten willst)

Natürlich kannst du die OP auch machen, wodurch das Kinder-kriegen nicht mehr funktioniert, aber die Chance, ein Kind zu adoptieren, besteht ja zudem auch.


motte1234567890 
Fragesteller
 25.05.2016, 22:09

Ne lässt sich ja eben nicht verschieben weil ich mich nicht operieren lassen will wenn ich ein Kind habe.

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KruMelMoNsterx3  25.05.2016, 22:28
@motte1234567890

Aber wieso denn nicht? Möglich ist es.. 

Zumal es auch wichtig ist, sich in seiner eigenen Haut wohl zu fühlen. Du solltest das echt gut durchdenken. Es handelt sich bei beiden Entscheidungen, um etwas lebensveränderndes.

Vielleicht solltest du mal mit einer Vertrauensperson darüber sprechen (dein Freund, Eltern), also Leuten, die die Situation und dich selbst besser einschätzen können.

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