Evolution Zwischenschritt?

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Die Evolutionstheorie erklärt, wie Evolution funktioniert. Das heißt aber nicht, dass man mit Kenntnis der Evolutionstheorie sofort von jeder Struktur weiß, wie sie in der Evolution entstanden ist. Die Evolutionstheorie bringt einen aber dazu, die richtigen Fragen zu stellen, um das herauszufinden: Wie ist die Struktur aufgebaut, welche Gene sind beteiligt? Welchen Vorteil bietet sie für die Lebensweise des Trägers? Gibt es homologe Strukturen und Gene bei verwandten Arten oder Fossilien? Wie sind sie dort ausgeprägt und welchen Nutzen haben sie? Etc.

Wir sind weit davon entfernt, die Antworten auf alle diese Frage für jedes Merkmal bei jedem Lebewesen beantworten zu können, und dein Lehrer kennt auch nicht alle Antworten, und in manchen Fällen kennt sie niemand.

Spinnenseide ist insgesamt noch sehr rätselhaft. Über ihre Evolution weiß man vor allem, dass Spinnwarzen umgebildete Extremitäten sind und dass Durchbrüche bei der Produktion von Seide immer mit Radiationen innerhalb der Spinnen einhergegangen sind. Eine Hypothese über ihren Ursprung folgt aus der Tatsache, dass manche Vogelspinnen mit Drüsen an ihren Fußspitzen Fasern erzeugen, wodurch sie besser an glatten Oberflächen haften. Möglicherweise war das der Ausgangszustand, bevor die Produktion von Seide von den Spinnwarzen übernommen wurde und die Seide auch für den Bau von Nestern und Kokons und schließlich den Beutefang eingesetzt wurde.

Die Umwandlung und der Funktionswechsel von Organen ist ein allgemeines Muster in der Evolution. Um bei deinen Beispielen zu bleiben: Nicht nur Spinnwarzen sind umgebildete Extremitäten, auch das Schwert des Schwertfisches ist ein umgebildeter Oberkiefer (bei Speerfischen übrigens erheblich kürzer und trotzdem funktionell), der Köder des Anglerfisches ist ein umgebildeter Strahl der Rückenflosse, und der Vogelflügel ist ein umgebildetes Vorderbein. Die evolutionäre Geschichte dieser Strukturen ist direkt aus ihrem Aufbau ersichtlich.

Das gilt auch für Prozesse, wie die Metamorphose. Eine Fliege oder ein Käfer macht eine drastische Verwandlung von der Larve über die Puppe bis zum Adultus durch. Bei "primitiveren" Insekten, wie Heuschrecken oder Wanzen, bedeutet jede Häutung erstmal Wachstum, und nur wenig Veränderung. Mit jeder Häutung wird das Jungtier dem Adultus ähnlicher, nur die Flügel und Geschlechtsorgane fehlen bis zuletzt. Jetzt ist leicht vorstellbar, dass die frühen Larvenstadien bei Fliegen oder Käfern abgewandelt wurden, während der Wachstumsprozess im Grunde der gleiche bleibt.

und warum haben z.b. Vögel Flügel bekommen und Giraffen einen langen Hals obwohl sie beide nur an Höhe Bäume wollten?

Wollten sie das? Giraffen benutzen ihren langen Hals für Paarungskämpfe, und die Flügel der Vögel haben bei ihren Vorfahren vermutlich erstmal für Wärmeregulation und die Balz gedient, bevor sie zum Fortbewegungsorgan wurden. Auch liegt es doch eigentlich auf der Hand, dass ein kleines Tier wie ein insektenfressender Raubdinosaurier eher den Weg zur Flugfähigkeit finden wird als ein schweres Tier wie eine Giraffe oder ein Okapi, oder?

Außerdem wie sind Unterwasser Säugetiere wie Wale und Delphine entstanden? (nach ihrer Schwanzflosse und Atmung müssen sie ja mal an Land gelebt haben?)

Das ist eine lange Geschichte der Anpassung vom fischfressenden Raubtier bis zum rein aquatischen Wal. Diese Geschichte ist durch Fossilien gut nachvollziehbar, darum spar ich mir mal meine Worte:

https://evolution.berkeley.edu/evolibrary/images/evograms/whale_evo.jpg

und wenn wir schon dabei sind: in wie fern sind Hühner jetzt mit Dinosauriern verwand?

Die Vögel als Ganzes sind eine spezialisierte Gruppe von Raubdinosauriern. Die Hühner haben mit ihren ausgestorbenen Cousins aber nicht mehr zu tun als irgendeine andere Gruppe von Vögeln.


Wenn man es so betrachtet, hat alles mit einer zufälligen Mutation angefangen (in diesem Fall eher die Theorie von Darwin). Nehmen wir zum Beispiel die Giraffe. Der Hals ist nicht einfach so länger geworden, weil die Giraffe das wegen den Bäumen so wollte. Eine Giraffe hatte durch zufällige Mutationen einen längeren Hals, als ihre Artgenossen, als sie auf die Welt gekommen ist und durch weitere Fortpflanzung hat sich im Laufe der Evolution der längere Hals durchgesetzt, weil dieser notwendig ist für die Nahrungsaufnahmen.

Die Evolutionstheorie kann nur einen sehr begrenzten Ausschnitt aus dem lebendigen Ablauf der Entwicklung des Lebens erklären. Sie bezieht sich speziell auf Vorgänge der Anpassung an die Umweltbedingungen, denen die Lebewesen unterworfen sind. Auf diesem Gebiet erklärt sie einen Teil der Vorgänge, und ist damit eine brauchbare theoretische Arbeitsgrundlage in der Wissenschaft.

Die Entwicklung des Lebens kann die Evolutionstheorie jedoch nicht vollständig erklären. Bei der Herausbildung der Formen und inneren organischen Strukturen der Lebewesen zeigt sich, dass hier Elemente der Informationsvermittlung, und dahinterstehende kreative Ideen, eine zentrale Rolle spielen.

Da man sich die Herkunft dieser geistigen Inhalte nicht erklären kann, werden sie von der heute gültigen Evolutionslehre verleugnet. Man hat die bequeme Evolutionstheorie als Arbeitsgrundlage, über die man sich einig ist und fragt nicht weiter nach. Wer das tut, gilt als Kreatonist und religiöser Fundi, also unwissenschaftlich und damit indiskutabel. Nicht selten werden die Anhänger des "Intelligent Design" mit den bibeltreuen Kreationisten in einen Topf geschmissen als "Langzeitkreationisten".

Es handelt sich also um eine unfruchtbare Kontroverse zwischen zwei ideologischen Lagern, die beide gleichermaßen die Realität nur sehr eingeschränkt durch ihre weltanschauliche Brille wahrnehmen.

Der Wissenschaft tut das bestimmt nicht gut, aber dennoch ist ja eine unvoreingenommene weitergehende Forschung möglich, wenn man seine Forschungsarbeit unabhängig von diesen Ideologien betreibt.

Ein Beispiel dafür ist Rupert Sheldrake, der sich auch mit dieser Problematik der dogmatischen Behinderung der Wissenschaft befasst, die heute die frühere Behinderung durch die Religion zunehmend ersetzt: