Folgendes ist wichtig für die erste Gitarre. Da du E-Gitarre lernen möchtest, vergeude deine Zeit nicht und nimm gleich die elektrische. Ich tat es nicht... und es brachte mir nichts. Außer, dass ich, zum Glück, mich doch irgendwie für die Spanische begeistern konnte, das ist aber leider nicht die Regel.
- Form und Haptik
- Klang und Sound
- Verarbeitung
- Preis, dein Budget, sowie ein Puffer von 100 bis 200 Euro
- Tremolo? Ja oder nein?
Form und Haptik
Gerade bei E-Gitarren fällt sofort auf, wie vielfältig die Formen sind. Meist werden einem Stratocaster vorgeschlagen, oft auch noch Telecaster, Les Pauls oder SGs, aber das ist nicht in Stein gemeißelt.
Die Haptik geht mit der Form teils unmittelbar einher. Die vier genannten lassen sich am ehesten normal halten.
Nicht nur muss die Gitarre dir aber optisch zusagen, sondern auch die Haptik muss dich ansprechen. Halte und fühle sie. Ihr Gewicht, wie sie in deiner Hand und auf deinem Bein liegt. All das kannst ohne Anspielen schon feststellen.
Sollte es eine ungewöhnliche Form sein, die all das hat und du kannst sie dir leisten, vergiss, "was üblich ist", go for it. Für mich ist's die Firebird gewesen, von der mir strickt abgeraten wurde... und ich bereue nur, dass ich nicht schon viel früher an eine herankommen konnte. Für mich passte da alles. Ich liebe sie.
Klang und Sound
Natürlich, das Herzstück eines guten Instruments, sein Klang. Bei E-Gitarren gibt es hierbei schon mal zwei sehr interessante Tonabnehmer. Welche, die dick und fett aussehen (Humbuker) und welche, die dünn und filigran (Single Coils) anmuten.
Humbuker machen einen warmen, vollen Cleansound und auf der Zerre dagegen geht der Sound brachial und hart nach vorne, perfekt zum Beispiel für Metal und dergleichen.
Single Coils klingen im Cleansound kalt und hart, auf Zerre dafür dünn und scharf. Man kann sie wunderbar "singen" lassen und pure Präzisionsarbeit damit leisten, perfekt für z. B. Blues.
Natürlich kann man prinzipiell mit jeder Bestückung alles spielen, aber dann muss ggf mit den Möglichkeiten des Verstärkers gespielt werden.
Verarbeitung
Dieser Punkt ist wichtig, das beinhaltet nicht nur, ob deine Klampfe gut aussehen wird, die Tonabnehmer sollten richtig sitzen, die Stimmwirbel stabil sein, die Bünde sollten keine scharfen Kanten haben, die Buchse sollte fest verschraubt und die Bundstäbchen nicht total unterschiedliche Höhen haben.
Den Hals kann man sich von einem Experten einstellen lassen.
Ebenso kann auch weiteres die Präferenzen beeinflussen. Ein dickerer Hals mag wuchtiger sein, bringt aber ein besseres Sustain mit, vor allem, wenn es in Verbindung mit Neck-thru ist. Ein schlanker Hals bringt mehr Spielraum und unterstützt ein schnelleres Sliden und dergleichen.
Der Hals muss bequem in deiner Hand liegen, sonst hast du später keine Freude daran.
Dein Budget
Die Gitarre sollte mindestens 250, besser noch 300+, kosten.
Habe aber einen Puffer, denn wenn die perfekte Gitarre stattdessen 400 oder 500 kostet, investiere sie. Es wird sich lohnen.
Gute Anfängergitarren kannst du bei Yamaha, Ibanez und Cort finden, bei höheren Budgets auch bei z. B. Fender, Epiphone und manch einer LTD. Auch hier sind Preise unter 1.000 Euro noch absolut möglich.
Wenn das Geld da ist, kann man aber nie zu viel investiert haben, eine gute Gitarre begleitet dich Jahrzehnte lang, manche sogar können über 100 Jahre alt werden, wenn sie gepflegt werden
Tremolo?
Tremolo ist ein Fall für sich, meistens macht es einem Anfänger deutlich mehr Ärger, als dass es ihm nützt, denn Tremolos sind Stimmungszicken. Soll deine Gitarre eins haben, informiere dich unbedingt über die Saitenstärke deiner Gitarre und achte darauf, dass es möglichst gerade auf der Gitarre liegt. Sonst stimmst du dir einen Wolf.
Equipment
Hier ist wichtig, dass dein Verstärker nicht der letzte Müll ist, aber du kannst mit 10 bis 20 Watt bereits einen absolut ausreichenden Übungsverstärker ergattern.
Auch in ein gutes Kabel und, bei Bedarf, einer sinnvollen Geräuschunterdrückung kann sich das Investment lohnen. E-Gitarren können ziemlich brummen, weil halt auch Störgeräusche mit verstärkt werden können.
Umso besser die Girarre abgeschirmt ist, desto geringer sind die Störgeräusche allerdings.
Die Wahl des richtigen Plektrums fällt auch noch mit rein. Teste verschiedene Härten und Formen aus. Ich mag zum Beispiel überhaupt keine weichen, jemand anderes mag aber genau die.
Weiteres Vorgehen
Hast alles, bemühe dich um jemanden, der es dir zeigt. Ja, Unterricht kann furchtbar teuer sein, aber selbst, wenn du ihn dir nicht leisten kannst, kannst du mit guten Büchern und einem strukturierten Konzept schon einmal erste Grundlagen erarbeiten...
Du kannst auch nur kurzzeitig in den Unterricht gehen, um dir gerade genug anzueignen, dass du autodidaktisch weitermachen kannst. Aber der Einstieg muss definitiv sitzen, sonst wirst du nur schwer weiterkommen.
Wähle ein Lernkonzept, das dir liegt, nicht jedem mag Harmomielehre und Notenlesen liegen, aber gerade bei der Gitarre gibt es da viele verschiedene Möglichkeiten, um zum Ziel zu kommen.
Sind deine Ambitionen groß, wird ein Lehrer meiner Meinung nach aber irgendwann wirklich wichtig.
Das Wichtigste
Habe Spaß an dem, was du tust und hier zeigt sich dann auch, warum dir die richtige Gitarre wichtig sein sollte. Sie ist nicht die, die am häufigsten empfohlen wird, sondern die, die du am liebsten nicht mehr aus der Hand geben möchtest.
Übe täglich, aber über- oder unterfordere dich nicht. Zehn Minuten jeden Tag sind immer noch besser, als mehrere Stunden an einem einzigen Tag die Woche. Das Tolle an der Gitarre ist, du kannst zusätzlich auch noch Gelegenheitsüber sein. Du kannst sie überall mitnehmen, auch einfach spontan nochmal darauf herumprobieren, wenn dir danach ist.