Naja, also hier im Forum trifft man auch eher auf Evangelikale oder religiöse Fundamentalisten. Diese gehen davon aus, dass die Bibel wörtlich von Gott inspiriert ist.

In der katholischen Kirche z.B. gehen wir nicht von "sola scriptura", allein die Schrift, aus, sondern wir schauen auch auf Tradition und Wissenschaft. Thomas von Aquin meinte z.B. dass die Bibel nicht der primäre Ort der Gotteserkentniss ist. Hier würden Evangelikale protestieren, da sie einen Biblizismus vertreten und für sie die Bibel das wichtigste überhaupt ist.

Für Katholiken ist die Bibel Teil der Tradition. Teil der Geschichte. Und nicht ein der Geschichte enthobenes direkt diktiertes Wort Gottes.

...zur Antwort

In meinen Augen wird hier oft regelmäßig ein Feindbild inszeniert, dass es so nicht gibt.

Es mag Einzelfälle geben, wo Leute nicht arbeiten wollen und Geld bekommen. Die meisten aber können nicht arbeiten.

Und selbst wenn manche Leute nicht arbeiten wollen, so leiden wir ja nicht darunter. Es ist ja nicht so, als ob wir die Steuern zurück bekommen würden, wenn diese Leute arbeiten würden.

...zur Antwort

Die Frage ist immer, was man sich unter Gott vorstellt.

Es ist normal, dass das eigene Gottesbild sich im Laufe der Zeit verändert. Man hinterfragt vieles, dadurch kommt man tiefer in den Glauben.

Die Frage ist auch weniger, ob man an Gott glaubt, so wie bei einem Lichtschalter, den man an und aus machen kann. Die Frage nach Gott ist nicht die Entscheidung zwischen 1 und 0, sondern man fängt man, Gott zu lieben. Die Frage ist also eher, ob man sich in Gott verliebt und wie man sich dazu verhält.

Dazu muss man natürlich mit Gott in eine Beziehung treten und auch etwas über sein Wesen lernen.

...zur Antwort

Also im Katholizismus musst du keine Scheuklappen tragen und Bibeln verteilen...

Es ist in gewisser Weise normal, dass sich die eigenen Glaubenseinstellungen ändern. Man hinterfragt manches. Aber das ist eine Möglichkeit, den Glauben zu vertiefen und sich mit theologischen Argumenten auseinander zu setzen.

...zur Antwort

Interessant - gerade darüber hat unser Pfarrer heute gepredigt.

Man sollte sich die Hölle weniger wie ein Feuer vorstellen mit Folterungen, sondern es ist die Abwesenheit Gottes. Wenn sich Menschen immer wieder gegen Gott entscheiden und auch im letzten Augenblick nichts von Gott wissen wollen, so akzeptiert Gott diese Entscheidung und diese Menschen leben dann in der Gottes Ferne.

Was unser Sein angeht, so wäre es falsch, dies nur auf das Gehirn zu verkürzen. Dies ist eine Deutung, die ab dem Aufkommen des Rationalismus im 18 Jhd. zugenommen hat. Früher betrachtete man den Menschen umfänglicher. Im Alten Judentum verortete man die Vernunft, das Gewissen und die Gefühle beispielsweise im Herzen bzw. in den Nieren.

Wenn man alles über Neutronen, die im Gehirn gesteuert ist, erklärt, so ist dies ein naturwissenschaftlicher Blick auf den Menschen, aber eben kein anthropologischer, der den Menschen als Ganzes in den Blick nimmt.

Wir können uns das, was nach dem Tod kommt, ja sowieso nur in irdischen Bildern ausmalen. Auch, wenn wir sagen, dass nach dem Tod nichts kommt, ist dieses Nichts ja wieder eine irdische Vorstellung, da wir Nichts nicht denken können und damit eigentlich naiv. Und da wir den Zustand nach dem Tod eigentlich überhaupt nicht gedanklich fassen können, macht es auch keinen Sinn, den Himmel abzulehnen.

Wir Christen glauben an das ewige Leben. Wie dies aussehen wird und auf welche Art und Weise dieses sich vollzieht, können wir auch nur in menschlichen Bildern ausdrücken, wie z.B. im Bild von der himmlischen Stadt oder dem himmlischen Hochzeitsmahl.

...zur Antwort

Traditionell wird in der katholischen Kirche die Erdbestattung bevorzugt, da hier die Wertschätzung des Leibes besser zur Geltung kommt als in der Feuerbestattung. Auch ist der Trauerprozess für Hinterbliebene oft leichter, wenn sie einen Ort wissen, an dem die Gebeine des Verstorbenen ruhen.

Allerdings ist eine Feuerbestattung nicht verboten und wird gerade in den letzten Jahren immer beliebter. Das entscheidet nicht über das Seelenheil.

Allerdings sollten wir uns fragen, ob hinter den Motivationen wie: "niemandem zu Last fallen" , "pflegeleicht" , usw. nicht Werte stehen, die eigentlich kritisch hinterfragt werden sollten. Denn der Mensch hat eigentlich eine besondere Eigenwürde und die Pflege der Ruhestätte ist nicht "zu viel verlangt". Man muss ja ein Erdgrab auch nicht großartig bepflanzen, wenn man nicht möchte.

...zur Antwort

Das kommt natürlich darauf an, wie sich diese Religion definiert. Aber ich würde sowas eher in den Bereich von Sekten und Okkultismus verorten. In einer Religion geht es doch eher um die Auseinandersetzung mit dem Sinn des Lebens und die Frage nach Erlösung.

Religion ist neben Physik eine bestimmte Art der Welterschließung. D.h. eine Religion hat es eigentlich nicht nötig, wissenschaftliche Erkenntnisse zu leugnen. Bzw. ist die Frage, ob die Erde flach ist oder nicht, keine Frage, die für die Erlösung von Bedeutung wäre, von daher ist diese Frage für die Religion letztlich irrelevant.

Es gab natürlich auch immer wieder Streitthemen, wie z.B. beim Darwinismus. Hier ging es um elementare theologische Fragen. Als Christen sprechen wir dem Menschen eine unabdingbare Würde zu aufgrund seiner Gottebenbildlichkeit. Geht man in einem krassen Darwinismus von einem bloßen Überleben des Stärksten aus und von einer rein zufälligen Evolution, so kommt dem Menschen keine Eigenwürde zu. D.h. hier wird ja die Erkenntnis der Evolution als solche nicht geleugnet, aber es gibt Unterschiede bei der Interpretation der Erkenntnisse.

Bedeutende Forscher wie Gregor Mendel oder George Lemaitre waren Priester.

Schwierig wird es bei solchen Religionen und Konfessionen, die die Schrift als direkt von Gott diktiert ansehen und deshalb die Wörtlichkeit der Schrift verteidigen müssen.

...zur Antwort

Als gefährlich sehe ich das ganze nicht unbedingt an. Es ist normal, dass sich Jugendliche von anderen Generationen abgrenzen möchten und rebellieren. Da ihre Elterngeneration aber sehr progressiv ist, kann eine Abgrenzung nur nach rechts geschehen.

Gefährlich würde das ganze werden, wenn dadurch wirklich rechtsradikale Parteien Zulauf bekommen. Da müsste man Aufklärungsarbeit leisten.

...zur Antwort

Sexualität ist nichts schlechtes. Sie gehört zu unserem Menschsein dazu. Es gibt nicht Regeln zur Sexualität, weil sie etwas böses wäre, sondern weil sie etwas besonderes ist.

Kein Mensch ist perfekt. Keiner war es je, keiner wird es je sein. Fast jeder Mensch hatte in seinem Leben schonmal sexuelle Gedanken und hat die erotische Anziehung zu anderen Menschen gespürt. Das ist kein Grund, sich fertig zu machen.

Wir glauben an einen Gott, der Mensch geworden ist. Der weiß, was es heißt, Mensch zu sein. Deshalb sollten wir uns wegen unserer Taten nicht fertig machen, sondern können seiner Liebe und Barmherzigkeit vertrauen. Gott wird uns nie fallen lassen. Sündlosigkeit ist kein Wettstreit. Heilige sind keine Menschen, die sündlos waren, sondern solche, die genau gewusst haben, dass sie Sünder sind.

In diesem Monat denken wir besonders an das Heilige Herz Jesu und denken somit an die brennende Liebe Gottes. Das ist auch wichtig, wenn wir etwas falsch machen: Gott hört nicht auf, uns zu lieben.

...zur Antwort

Nein. Wenn man z.B. in die Schöpfungserzählung schaut, so waren die Menschen zu Beginn komplett nackt. Daran war nichts sündiges. Sünde ist immer, wie wir uns dazu verhalten. Diese Frauen heimlich zu fotografieren oder sie gar zu belästigen, das wäre Sünde.

Ich persönlich finde es auch nicht immer angebracht, wenn junge Frauen sehr freizügig in die Vorlesung kommen. Aber es stört mich nicht und wir leben zum Glück in einem Land, in dem Kleidung nicht einfach vorgeschrieben werden kann.

Mit Vorschriften und Verboten kommt man hier sowieso nicht weiter. Wenn etwas verboten wird, wird es gerade dadurch erst interessant. Vielmehr sollte es um einen gewissen Habitus gehen, um eine Tugend. Also nicht Vorschriften von außen, sondern eine Haltung von innen. Das aber muss von den Personen selbst kommen.

Ich würde sagen: Wenn jemand beim Anblick einer freizügigen Frau sofort böse Gedanken hat, sollte vielleicht erstmal mit sich selbst ins Reine kommen. Zuerst den Balken aus dem eigenen Auge ziehen und dann erst den Splitter aus dem Auge des Anderen.

Und eine gewisse Anziehung zwischen den Geschlechtern, eine Erotik, die ist normal. Die können wir als Menschen nicht ablegen. Das geht jedem Menschen so, egal ob Priester oder nicht. Wichtig ist, wie wir uns dazu verhalten.

...zur Antwort

Ich stelle immer die Frage: Auf was legen wir als Christen unseren Fokus?

Unser Fokus sollte stets auf Gott liegen. Die gesamte Theologie, das Kirchenjahr beschäftigen sich mit unserer Erlösung durch Jesus Christus.

Manche allerdings interessieren sich sehr für die dunkle Seite. Ständig sprechen sie von Dämonen, vom Teufel, vom Exorzismus, usw. Dieses Thema, für das sich die frühen Kirchenväter kaum interessierten, kann dazu führen, dass wir uns viel mehr mit dem Bösen beschäftigen als mit dem Guten.

Von daher könnte es auch eine Versuchung des Teufels sein, zu viel Angst vor ihm zu haben, ständig von ihm zu sprechen, ständig an ihn zu denken, statt an die Allmacht Gottes zu denken und ihr zu vertrauen.

...zur Antwort

Ich würde nicht sagen, dass es eine Sünde ist.

Aber ob es gut ist, weiß ich nicht. Das, was wir schauen, prägt uns doch stark. Gore-Videos, die ja stark Horror und Ekel betonen, vermitteln uns jetzt jedenfalls nicht den Eindruck von der Schönheit der Schöpfung.

Nur Du kannst entscheiden, ob es gut für Dich ist. Ich persönlich kann es aber nicht nachvollziehen, warum man sich sowas anschaut.

...zur Antwort

Kommt drauf an, was man darunter versteht.

Ich glaube an den Heiligen Geist und an die geistige, metaphysische Welt, in der wir das ewige Leben haben.

Aber ich glaub nicht an Gespenster oder Phantome, die spuken oder Leute heimsuchen. Denn wir glauben, dass die himmlische Welt und die physische Welt sozusagen voneinander getrennt sind, im Bild gesprochen. Wir können hier die himmlische Welt nicht sinnlich wahrnehmen. Durchbrochen hat diese Grenze Jesus Christus, in dem Gott Mensch geworden ist.

Unser Ziel nach dem Tod ist ja die visio Dei; die ewige Gottesschau. Von daher hätten Tote auch keinen Grund als Gespenster, Phantome oder Vampire zu erscheinen.

...zur Antwort

Es gibt zum Kreuzestod Jesu verschiedene Theorien.

Eine verbreitete ist die Statisfaktionstheorie des Anselm von Canterbury aus dem Mittelalter. Diese besagt, dass der Mensch durch seine Sünden und Lästereien (Erbsünde) eigentlich die Todesstrafe verdient hat. Der Mensch steht vor Gott in einer unendlich großen Schuld. Gott kann nun diese Schuld nicht einfach erlassen, da er die absolute Gerechtigkeit ist. Es muss also eine unendliche Wiedergutmachung geleistet werden. Das ist dem Menschen unmöglich, das kann nur Gott. Also ist Gott Mensch geworden, um sich selbst zu opfern, und um so stellvertretend die Strafe auf sich zu nehmen und um uns so vor der Todesstrafe zu bewahren.

In der östlichen Kirche gibt es ein anderes Verständnis, das sich auch bei uns durchsetzt. Es sieht den Tod Jesu als Solidarität mit den Menschen. Gott hat sich erniedrigt, um uns zu erhöhen. Er ist durch den Tod gegangen, um auch den Tod zu vergöttlichen. Er hat dadurch allen Menschen ermöglicht, in das ewige Leben einzugehen. Orthodoxe Ikonen zeigen, wie Jesus die verstorbenen Propheten aus dem Totenreich mit in den Himmel zieht. Denn "verschlossen war das Tor bis der Heiland trat empor".

Sätze wie "Jesus ist für dich gestorben" werden eher im evangelischen Bereich verwendet, wo die Opfertheologie eine große Rolle spielt. Dort sagt man auch: "Er ist für Deine Sünden gestorben." Im Katholizismus betont man dagegen, dass er die SÜNDE der Welt, also die Erbsünde hinweggenommen hat; nicht unsere individuellen Sünden.

...zur Antwort

Ich würde nicht sagen, dass Religion die Menschen "versklavt". Man könnte auch sagen, sie bindet die Menschen an sich. Bindung ist nichts per se schlechtes. Auch in der Liebe binden wir uns aneinander.

Ein wichtiger Grundsatz, den es im Katholizismus gibt, sollte auch für andere Religionen gelten. Und zwar das Zusammenspiel aus "fides et ratio"; also Glaube und Vernunft. Schauen wir auf Attentäter oder Kriege, so wird deutlich, dass hier die Vernunft meist ausgelassen wurde.

Im Katholizismus sprechen wir z.B. beim Tötungsverbot von einem deontologischen Gebot. Es ist also objektiv immer falsch, Menschen zu morden. Wenn jemand andere Menschen ermordet, hat er also seinen Glauben verlassen und versündigt sich schwer.

In der Religion gibt es also eine Bindung und bindende Prinzipien. Aber das ist keine Versklavung.

Sind atheistische Menschen, die dem Konsum, der Arbeit oder der Lust huldigen denn freier?

...zur Antwort
Wichtig

Weil es die Suche nach Sinn und der Wahrheit ist. Die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Im Christentum glauben wir, dass Gott Mensch geworden ist, um die Menschen zu vergöttlichen.

Eine Religion sollte ein Zusammenspiel aus fides et ratio - Glaube und Vernunft - sein, in dem das eigene spirituelle Erleben immer wieder durch eine akademische Theologie reflektiert wird und andersherum. Es braucht das Zusammenspiel von subjektivem Erleben und objektiver Vernunft.

...zur Antwort

Es kommt eben darauf an, wie man die Bibel versteht.

Versteht man sie als wörtliches Zeitdokument aus einem Guss? Wörtlich von Gott diktiert?

Oder versteht man sie als einen Kanon aus mehreren, unterschiedlichen Schriften, die von Menschen aus der je eigenen Zeit verfasst wurden und die dort ihre Erfahrungen mit Gott niedergeschrieben haben?

In der katholischen Kirche wird letzteres praktiziert. Thomas von Aquin meinte daher auch, dass sich der Glauben nicht allein aus der Schrift speist, da man auf vieles im Glauben auch durch die eigene Vernunft kommen kann. Auch in den frühen Gemeinden gab es ja noch keine feste Schrift, sondern es war eine mündliche Überlieferung.

Die katholische Kirche lehnt daher das Prinzip "sola scriptura" , allein die Schrift, ab. Dies wiederum veranlasst freikirchliche Gemeinden oft dazu, die katholische Kirche als ungläubig zu bezeichnen. Diese Gemeinden glauben an eine wörtliche Direktinspiration des Gotteswortes. Dann muss man natürlich versuchen, eine Harmonie herzustellen und vorhandene Stolperstellen glatt zu bügeln.

In der katholischen Kirche geht es weniger darum "an die Bibel" zu glauben, sondern "wie in der Bibel" zu glauben und sich mit diesen Glaubenszeugnissen früherer Menschen auseinanderzusetzen.

...zur Antwort